Thema: Altdeutschland Württemberg: Schöne Belege
wuerttemberger Am: 01.10.2018 21:58:52 Gelesen: 46724# 91@  
@ hajo22 [#88]

Bei dem Beleg gehen alle Alarmglocken an!

1. Die ausgeblockte Uhrzeit ist bei einem Abgangsstempel immer verdächtig
2. Das ist nicht der übliche Aufgabestempel von Heidenheim, der zu der Zeit in Verwendung war
3. Es fehlt das zwingend vorgeschriebene Dienstsiegel
4. Getippte oder gestempelte Adressen wurden oft nachträglich angebracht

Fazit: Einer Prüfung wird der Beleg nicht standhalten.

Ich zeige mal einen Beleg, der nach den 4 oben genannten Kriterien unverdächtig erscheint:



Es handelt sich um einen Brief von Leonberg nach Ditzingen. Zeitgerechter Stempel ohne Auffälligkeiten, Dienstsiegel vorhanden und mit handgeschriebener Adresse. Kurioserweise sind aber 3 der 4 Marken ungezähnt. Nun könnte man sich vorstellen, dass mal ein Bogen oder mehrere Bögen einer Wertstufe ungezähnt ausgeliefert wurden, aber doch nicht 3 verschiedene Wertstufen zur gleichen Zeit.

Und es ist tatsächlich so, dass ein Beamter aus Leonberg einem Beamten in Ditzingen regelmäßig Briefe mit ungezähnten Marken des gesamten Satzes Mi 227-236 zukommen ließ. Der Herr Beamte aus Leonberg hatte sie sich durch persönliche Beziehungen aus der Staatssammlung verschafft. Die Marken wurden also nie regulär so ausgegeben. Sie sind natürlich selten, aber man bekommt für solche Belege nur einen kleinen dreistelligen Betrag.

Wie kommt man an so einen Beleg? Natürlich über die Bucht. Es gibt einen Händler, der früher seine Abbildungen äußerst klein gehalten hatte, um Datenvolumen zu sparen. Die Abbildung war nun so klein, dass man nicht einmal die Zähnung der Marken erkennen konnte. Aber die Schrift auf dem Beleg kam mir sehr bekannt vor, der Aufgabeort Leonberg und die Adresse in Ditzingen waren dann der Beweis, dass dort ungezähnte Marken verwendet wurden. Dass es nun gleich 3 waren hat mich nach Erhalt des Beleges umso mehr gefreut.

Gruß

wuerttemberger

[Redaktionelle Ergänzung: Mi. 227-229, siehe Spezial 2018, Seite 303, dort als Probedrucke bezeichnet und als Briefnotierung nicht ausgewiesen]
 
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