Thema: Farben: Internationale Zuordnung von Farbbezeichnungen
umdhlebe Am: 02.10.2018 07:40:57 Gelesen: 4926# 19@  
Alles, wofür ich plädiere, ist doch eine Einigung zwischen den Katalogherstellern auf Farbdefinitionen. Wie Richard schreibt, gibt es mit ASCAT sogar bereits eine Organisationsform, die genau das versprochen hat.

Das wäre notwendig, damit britische Sammler, die über eine Farbschattierung einer Nummer X in Stanley Gibbons sprechen, damit denselben Sachverhalt meinen, wie deutsche Sammler, die dieselbe Marke im Michel unter der Nummer Y finden, oder Franzosen, die diese Marke im Yvert und Tellier nachschlagen.

Für eine solche Übersetzung braucht es keine objektiven Farbdefinitionen, und auch subjektiv oder kulturell bedingte unterschiedliche Farbwahrnehmungen stünden dem nicht entgegen. Es wäre einfach eine Vereinbarung der Kataloghersteller, die einen internationalen Austausch erleichterten.

Warum mir das so wichtig erscheint? Nehmen wir ein einfaches Beispiel:

Die 3 Pfennig-Marke Krone/Adler von 1889 existiert bekanntlich in einigen Farbschattierungen. Der Michel Deutschland Spezial-Katalog von 2017 verzeichnet eine Farbe "mittelbraun" als Nr.45b und eine "dunkel(gelb)braun/dunkelbraun" als Nr.45aa. Noch in der 38. Auflage nannte der Michel Farbenführers das "mittelbraun" der 45b übrigens "graubraun". Wie 22028 in [#10] erzählt, verwendet die ArGe noch einmal ganz andere Grundlagen für die Farbbezeichnung.

Nun das Problem: Stanley Gibbons hat ein Farbplättchen names "Grey-Brown", was man nicht ohne Grund mit "graubraun" übersetzen könnte - doch der Farbton ist deutlich heller als Michels altes "graubraun". Stattdessen ist das Plättchen namens "Drab" viel näher an "graubraun", wenn auch etwas weniger gräulich und mit einem Schuss oliv in der Nähe von Michels "braunoliv". Für "Drab" schlägt Stanley Gibbons selbst die Übersetzung "trüboliv" vor. Dieser Begriff kommt in den 30 Olivtönen des Michel-Farbenführers aber gar nicht vor!

Und nun zur Wirkung: Die postfrische Michel-Nr. 45aa verzeichnet der Michel 2017 mit 3000,- EUR, und die Nr.45b mit 15,- EUR. Man stelle sich einen britischen Sammler oder Händler vor, der einem deutschen Sammler eine 45b abkaufen will, wobei dieser jedoch eine 45aa zu verkaufen glaubt, mit einem Preisunterschied von 2985 EUR. Der Brite könnte argumentieren, dass 45b immer einen Olivanteil hat und "mittelbraun/graubraun" nicht. Für den Deutschen haben beide Marken jedoch einen Braunton ohne oliv.

Was mir unbegreiflich erscheint: Wenn die Michel-Redaktion in der Lage ist, von der 38. zur 39. Auflage ihres Farbenführers "graubraun" in "mittelbraun" umzubenennen, warum ist sie dann nicht in der Lage, darüber mit der Redaktion von Stanley Gibbons zu sprechen, um eine Entsprechung mit "Grey-Brown" und "Drab" hinzubekommen? Und umgekehrt, warum verwendet Stanley Gibbons in seinem Glossar für "Drab" die Übersetzung "trüboliv", obwohl es bei Michel 30 Namen mit dem Bestandteil "oliv" gibt - nur kein "trüboliv"?

Die Antwort ist vermutlich: damit sich Sammler beide Kataloge und beide Farbenführer kaufen müssen. Aber das ist kaum "im Interesse der Sammler", wie ASCAT behauptet.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12006
https://www.philaseiten.de/beitrag/187637