Thema: Postgeschichte 2. Weltkrieg - die "zivile" Seite
Carolina Pegleg Am: 25.08.2009 05:15:41 Gelesen: 26388# 4@  
Eigentlich wäre das wieder eine prima Quizfrage: Was würdet Ihr mit diesem Brief machen?



Antwort: Umdrehen!



Ich bin nun gut am neuen Wohnort angekommen. Von Umzug gut überstanden kann man aber noch nicht sprechen. Wir haben im Moment nur eine temporäre Lösung, da wir für eine richtige Lösung erst noch unser Haus verkaufen müssen. Das Leben aus Kisten wird sich also noch einige Monate mehr oder minder so hinziehen.

Ein erster Ausflug zu einer grossen Antik- und Trödelhalle in Medina brachte gestern als Ausbeute den obigen Briefumschlag sowie noch eine Anzahl weiterer aus gleicher Korrespondenz. Für etwas was ich gar nicht richtig sammele, habe ich dafür recht viel bezahlt. Mir erschienen die Belege allerdings geschichtlich interessant genug. Da ich für meine eigene Sammlung praktisch nichts gefunden habe, brauchte ich auch nicht abwägen.

Es handelt sich hier um die Korrespondenz eines amerikanischen Diplomaten. Mit google habe ich etwas Hintergrundinformation herausgebracht, aber sicher bin ich mir bei dem allen nicht. Jedenfalls scheint das amerikanische Botschaftspersonal der diplomatischen Vertretung im freien Vichy-Frankreich bei der Besetzung auch dieses Teiles von Frankreich in deutsche Hand gelangt zu sein. Die Gruppe von anscheinend 140 Amerikanern wurde in wegen des Krieges geschlossenen Hotels in Baden-Baden untergebracht (interniert).

Die Versorgung erfolgte durch die Schweizer Botschaft, daher wohl der Stempel Bern auf dem Brief. Weitergabe dann an die US Botschaft im neutralen Portugal, und wie das Fehlen einer Freimachung nahelegt, erfolgte wohl auch die Beförderung in die USA auf dem Kurierwege. Das handschriftliche Datum 30. September 1943 scheint das Eingangsdatum beim Empfänger zu sein. So erkläre ich es mir; es ist nicht mein Gebiet. Daher diese "Erläuterungen" nicht unbedingt als letzte Weisheit annehmen.

Sicher sind Belege dieser Interniertengruppe nicht häufig. Aufgrund der besonderen Situation als Diplomaten war sicher auch der Postweg ungewöhnlich. Ein normaler Interniertenbrief, der Kriegsgefangenensendungn sehr ähnelt, ist ja oben [#3] zu sehen. Über nähere Informationen zu dem gezeigten Stück würde ich mich freuen. Ich habe mir die Informationen soweit nur zusammengereimt.
 
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