Thema: Katalogisierung von Farben, Farbprüfung, Farbmessung von Druckfarben
Markus Pichl Am: 07.10.2018 18:26:06 Gelesen: 13621# 45@  
@ Carsten Burkhardt [#44]

Die Kurven geben aber keine Auskunft über die Ursache.

Es geht darum, die Ursache von einem Farbunterschied darstellen und erklären zu können und dies ist mit Farbmessung nicht immer möglich.

Ein entsprechendes Beispiel habe ich vorbereitet.

Bei Sachsen MiNr. 15 hat man im Michel 2017 die bis dahin katalogisierte b-Farbe aus dem Katalog gestrichen. Der frühere Prüfer Herr Rismondo BPP war mit dieser b-Farbe nie wirklich glücklich und hat sich wohl, wie sich an verschiedenen von Ihm einst als b-Farben geprüften Marken zeigt, nur auf die Ansicht mit bloßen Augen bei Tageslicht verlassen und augenscheinlich immer nur sehr gut gesättigte Druckfarben als b-Farbe geprüft, ohne dabei weitere Hilfsmittel, wie z.B. UV-Licht, heranzuziehen. So ist es erklärbar, dass es von Ihm geprüfte b-Farben gibt, die unterschiedliche UV-Reaktionen zeigen. Er hat sich halt sein ganz eigenes Kriterium geschaffen gehabt, wann er eine Marke in die b-Farbe eingestuft hatte, ohne dabei zu hinterfragen, ob dies einer späteren Nachprüfung einmal standhalten könnte oder diese Marken wenigstens aus einer Auflage stammen.

Der nun amtierende Prüfer im BPP für Sachsen, Herr Vaatz, hatte das Kriterium von Herrn Rismondo nicht nachvollziehen können und aber auch kein eigenes Kriterium gefunden, mit dem er Marken in die b-Farbe prüfen möchte. Eine UV-Untersuchung hat er aber auch nicht vorgenommen, wie mir von Dritter Seite berichtet wurde. Schlußfolgernd wurde daraufhin die b-Farbe, auf Veranlassung von Herrn Vaatz, aus dem Katalog genommen und so steht heute im Michel geschrieben, dass sich die Variante der 15 b als nicht abgrenzbar herausgestellt hat.

Mittlerweile hat sich aber, vor allem durch meine Initiative und durchgeführten Untersuchungen an Originalmarken, herausgestellt, dass es verschiedene voneinander abgrenzbare Varianten auch innerhalb der "a-Gruppe" gibt und sich vor allem eine Variante durch eine markante UV-Reaktion abhebt und datierbare Stücke im Jahre 1865 gestempelt sind. Nebenbei vermerkt, von der 1/2 Gr-Marke MiNr. 15 wurden 17 Auflagen gedruckt, davon die letzten 6 Auflagen (ab März 1866) mit einem neuen Farbstoff. Verschiedene Auflagen wurden in Teillieferungen von der Druckerei abgegeben.

Gemäß datierbarem und umfangreichen Vergleichsmaterial haben die beiden nachstehenden Marken nichts mit den letzten 6 Auflagen zu tun und werden als a-Farbe geprüft. Im Prinzip sehen sie von ihrer Farbwirkung auch gleich aus. Die linke Marke einen Tick rötlicher, als die rechte.



Die Messwerte zeigen nur geringfügige Unterschiede und nach meiner Meinung wird da auch bei der Hogrefschen Farbmessung nicht viel anderes herauskommen, als dass die Meinung sein wird, es handelt sich um selbige Farbe (diese Meinung besteht ja auch bei der DDR MiNr. 273 und dort sind die Unterschiede in der Farbwirkung viel größer, als bei den beiden zuvor stehenden Sachsen MiNr. 15).



Dennoch sind es zwei verschiedene Farben, wie sich im nachstehendem UV-Bild, hier zusammen mit zwei Helgoland-Marken MiNr. 18 a und 18 b, zeigt.



Jede dieser vier Marken hat eine andere UV-Reaktion und die Ursache, warum verschiedene UV-Reaktionen (was widerum Physik ist), zwischen den beiden Helgoland-Marken und zwischen den beiden Sachsen-Marken vorliegen, ist für jede dieser vier Reaktionen eine völlig andere.

Die orangefarbene UV-Reaktion der Sachsen-Marke auf dem Briefstück, ist nur bei einem geringeren Anteil der in 1865 gestempelten Marken aufzufinden. Warum sollte man eine solche Marke dann nicht als eine Unterfarbe katalogisieren? Mit der Meinung, dass es sich hier um eine katalogisierungswürdige Variante handelt, stehe ich nicht allein da. Ein Nachweis in dem Sinne, dass es sich hierbei um die einst als b-Farbe katalogisierte handelt gelingt nicht, weil das Kriterium für die einstige b-Farbe nicht nachvollziehbar ist und der Willkür unterlag, letztendlich auch vollkommen unabhängig davon.

Es geht also nicht nur um Physik sondern auch um Chemie, letztendlich um unterschiedliche Ursachen, warum es sich um eine andere Druckfarbe handelt. Nach meiner Meinung sind Druckfarben und deren Ursachen zu beurteilen und nicht alleine die Farbwirkung und deren Kurven.

Beste Grüße
Markus
 
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