Thema: Altdeutschland Preussen Belege
dr.vision Am: 12.10.2018 12:00:02 Gelesen: 384192# 832@  
Moin zusammen,

ich zeige hier einen als „Muster ohne Wert“ versendeten Brief vom 31. Mai 1861 von Stettin (Szczecin) nach Berlin.

An dieser Stelle muss ich mich mal „offiziell“ bei den beiden Mitgliedern volkimal (Volkmar) und Magdeburger (Ulf) ganz herzlich bedanken. Ohne ihre Hilfe hätte ich niemals diesen Text vollständig lesen können.



Die Anschriftenseite:

Sr. Excellens
dem Wirklichen Geheimen Rath, Präsidenten der Preuß. Bank,
Ritter höchsten Ordens
Herrn von Lamprecht
Berlin
No. 34 Jaegerstraße

Einliegend drei Proben (Sonnenzeug)
ohne Werth


Der Briefinhalt:



Transcription:

Stettin den 31. Mai 1861

Mein lieber Vater !
Deine Zeilen mit den Proben erhielt ich gestern,
war aber wegen des strömenden Regens nicht im
Stande dir sogleich zu antworten, weil ich vom ???-
berge, wo wir seit ein Paar Tagen unser Hauptquartier
aufgeschlagen haben, Niemand hinein befördern konnten in die
Stadt. Von den Proben sende ich dir drei zurück. Die
Dunkle mit den feinen weißen Pünktchen würde ich zum Ueber-
zieher wählen, und von den beiden anderen nach deiner Wahl
die Beinkleider nehmen. Riemen was sich besser im ganzen
Stück macht. Beinkleider und Rock von einem Stoffe fände ich
recht greulisch weil man dann zum Rocke keine schwarzen Tuch-
hosen tragen kann, was manchmal ganz angenehm ist.
Wir hatten gedacht, den 7“ Freitag oder Sonnabend den 8“ k. M. (kommenden Monats)
zu Euch zu kommen, aber der 8“ ist der Frau G M. Foerster
Geburtstag und sie sprach den Wunsch aus, daß wir bleiben
möchten, so wird uns dann nichts übrig bleiben als
erst am

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am Sonntag den 9“ hier abzufahren. Ich schreibe aber noch be-
stimmter darüber.
Dir geht es hoffentlich immer besser und wir sind
auch wohl und munter und gefallen uns draußen recht
gut. Hertha läßt alle besonders Dich bestens grüßen
und Edith will Euch empfohlen sein.
Nun mein lieber Vater lebe recht wohl und
behalte lieb dein dich treu liebender Sohn
Carl

?. Bitte bestelle viele Grüße an
Onkel und ??? Naglisch(?) von mir


In dem Brief befindet sich immer noch ein Stückchen Stoff, offensichtlich der vom Schreiber für den Überzieher vorgeschlagene „ Dunkle mit den feinen weißen Pünktchen“.



Die Entfernung von Stettin nach Berlin beträgt ca. 126 Kilometer, also ungefähr 17 Meilen. Das Porto belief sich bei einer Entfernung von 10 – 20 Meilen auf 2 Silbergroschen, die auch mit Blaustift (also vom Absender bereits bezahlt) vorderseitig vermerkt wurden. Da der Brief mit dem einliegenden Stoffstück noch 7 Gramm wiegt, wird er wohl nicht über ein Zoll-Loth (~ 16,6 Gramm) gewogen haben.

Falls jemand Fehler entdeckt, oder die ? erklären kann, bitte ich um Korrektur. Danke!

Beste Grüße von der Ostsee
Ralf
 
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