Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 14.10.2018 09:09:21 Gelesen: 259876# 332@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Landshut vom 27.9.1870 nach Doulevant (heute: Doulevant-le-Chateau), der für einfache Frankreichbriefe mit 12 Kreuzern korrekt frankiert wurde.



Ab der Kriegserklärung vom 19.7.1870 mussten alle Briefe aus Bayern nach Frankreich, egal von woher genau, immer und ausschließlich der Hauptbriefpostexpedition München zugeleitet werden - dieser hier zeigt dieses Vorgehen in perfekter Weise, da er noch am selben Tag dort eintraf.

Dort wurden alle Briefe Bayerns nach Frankreich täglich gebündelt und in einem Paket verschickt und über die Schweiz nach Paris geleitet, wo sie den Stempel "BAVIERE STRASBOURG 3", oder "BAVIERE FORBACH 3" von Paris erhielten.

Dies galt jedoch nur bis zum 18.9.1870, weil am Folgetag Paris von deutschen Truppen eingeschlossen war und die Postleitung somit unterbrochen wurde. Folglich waren die Briefpakete von München ab dem 19.9.1870 über Basel und Pontarlier nach Dijon zu leiten, wo sie geöffnet wurden und die Briefe von hier aus weiter nach Frankreich geleitet wurden.

Ab dem 7.11.1870 leitete man dergleichen Briefe übrigens über Basel, Genf und Lyon nach Dijon, womit mein Briefchen an Madame Berthelin, auf dem Schloß zu Doulevant residierend, ihren Brief in der Phase 2 erhielt, die vom 19.9.1870 bis zum 6.11.1870 währte und also nicht eben lang galt.

Siegelseitig sehen wir den Ankunftsstempel von Doulevant vom 4.10.1870, so dass man getrost sagen kann, dass sich die Leitung in Frankreich sehr verzögert hatte, weil in Friedenszeiten ein solcher Brief bei den schnellen Franzosen maximal 3, eher nur 2 Tage bis dorthin benötigt hätte.

Der Zielort lag im Niemandsland, weil die deutschen Truppen ihn und seine Umgebung nicht abdeckten und die französische Post dort noch funktionierte.

Für mich sind alle Briefe Bayerns (oder über Bayern, da noch seltener) in das Frankreich der Kriegsmonate Juli 1870ff immer sehr spannend und begehrenswert. Leider findet man sie weder in 1 - Euro - Kisten, noch gibt es sie zuhauf, so dass man als wohlsortierter Sammler froh sein kann, einen pro Jahr abzufischen, wenn man Glück hat und, wie hier, solche nicht eben günstigen 12 Kreuzerbriefe im Netz schnappen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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