Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
olli0816 Am: 16.10.2018 16:56:17 Gelesen: 154079# 177@  
Eigentlich wollte ich dazu ja nichts schreiben, da die Frage nach der Echtheit Deutsches Reich 909/910 gestempelt in zeitlichen Abständen immer wieder gefragt wird. Hauptgrund ist, dass nicht nur Gärtner, sondern eine ganze Reihe von auch etablierten Auktionshäusern diese Briefe mit mehr oder weniger schlechter Beschreibung anbieten. Die Briefe wurden vor Jahren als echt attestiert und für viel Geld verkauft. Soweit ich mich erinnern kann, ging es in die Tausende. Das war natürlich ein gutes Geschäft, keine Frage. Wären sie echt, dann sicher selten und ein Kuriosum für jede Deutsche Reich Sammlung.

Die Briefe, die bisher vorgestellt wurden inklusive dem angebotenen aus der Gärtner - Auktion sind alles Fälschungen oder nachträglich entwertet. Es hat schon seinen Grund, warum der Michel die Briefbewertungen aus dem Katalog gestrichen hat.

Letztendlich ist auch gar nichts dagegen einzuwenden, so etwas anzubieten, da natürlich Interesse an diesen "Werken" besteht. Es ist aber ähnlich wie bei den gestempelten Posta-Marken: Es wird bei den Angeboten etwas vorgegaukelt, was nicht ist, um möglichst hohe Preise für Fälschungen abgreifen zu können. Ich hatte hier mal akribisch aus einer alten Gärtner-Auktion alle Posta-gestempelten mit Auktionsnummer einer alten Auktion aufgezählt. Das waren sicher so 5 - 6 Positionen. Zu dem Zeitpunkt war es auch Gärtner klar, dass es sich um Fälschungen handelt. Aber bei der Auflistung mit Namensnennung und einiger Kommentare darunter hat sich Gärtner zu dieser halbseidenen Geschäftspraxis nicht geäußert. Hier ist es ähnlich. In einem benachbarten Forum zur Folienproblematik hat ein anderer sehr erfahrener Sammler folgerichtig geschrieben: Auch bei den Auktionshäusern sind die Geschäftspraktiken nicht immer so wie sie sein sollten. Ein wahres Wort.

Bei Gärtner wundere ich mich, warum sie das machen. 300 EURO ist für das Auktionshaus ein Kleckerlebetrag, haben sie doch viele Lose im fünf- bis sechsstelligen Bereich und machen pro Auktion viele Millionen Umsatz. Wenn es in dieser Form ein "Kleiner" macht, dem das Wasser bis zum Hals steht, könnte ich es noch verstehen. Aber wir reden je nach Zuschlag von 60 EURO Provision vom Käufer und Verkäufer, also für ein Auktionshaus dieser Größe nicht der Rede wert.

Liebe Auktionshäuser: Wenn ihr meint, diese Fälschungsbelege anbieten zu müssen, dann schreibt doch bitte dazu, dass es sich wie in diesem Fall um ein nachträglich gestempelter Beleg handelt, der eine Fälschung ist. Klar bekommt man da keine 300 EURO mehr, aber einen Abnehmer für 50 - 100 EURO wird sich vielleicht finden. Ich besitze auch 2 oder 3 nachträglich gestempelte Sätze, weiß dass dies keine zeitgerechten Stempel sind und schmeiße sie auch nicht weg, weil sie einfach kurios sind. Nur die Art des Angebotstextes ist extrem schlechter Stil.

Grüße Oliver
 
Quelle: www.philaseiten.de
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