Thema: Neues von der BDPh Strukturkommission
drmoeller_neuss Am: 27.10.2018 14:30:39 Gelesen: 39694# 12@  
Strukturwandel im BDPh – Mythos oder Wirklichkeit?

„Meine Seele hatte es eilig“. Mit diesem brasilianischen Gedicht startete der Vortrag von Jürgen Häsler über die Ergebnisse der Strukturkommission des größten deutschen Philatelistenverbandes. Der Referent hatte es nicht eilig, und so mussten sich die Hörer in der ersten dreiviertel Stunde so allerlei interessante oder weniger interessante Anekdoten über sich ergehen lassen. Der Bogen spannte sich von Töchterchen Clarissa und ihre Strichmännchen über die Märchenfigur Rumpelstilzchen oder die Vitamin C-Synthese. Irgendwo zwischen Konrad Adenauer und Emil Behring versuchte der Referent krampfhaft einen Bezug zum BDPh herzustellen. Die Hörer waren inzwischen zum Teil eingeschlafen und bekamen andere geistigen Ergüsse aus der Vergangenheit gar nicht mehr mit, so zum leidlichen Thema „Rumpelfaktor – oder schädigt der BDPh mit seinen Direktmitgliedschaften die Ortsvereine?“ oder zu kurze Umtauschfrist der DM-Marken, was zum Tod des Sammelgebietes Bund geführt haben soll.

Kommen wir zum interessanten Teil. Häsler lies die Kuh vom Eis und berichtete aus der Strukturkommission zur Zukunft des BDPh-Verbandes. Die Erlaubnis hatte er sich vom Vorsitzenden der Kommission, Jürgen Witkowski – seines Zeichens Beisitzer im BDPh – eingeholt. Der Satzungsentwurf bleibt hingegen unter Verschluss, bis die juristische Prüfung abgeschlossen und der offizielle Artikel in der Dezember-Ausgabe der „Philatelie“ erschienen ist.

Mit von der Partie waren in der Strukturkommission Werner Müller, Vorsitzender des Landesverbandes NRW, Gerhard Weiss vom „Consilium Philatelicum“ und ehemaliger Verbandsvorsitzender NRW, Dr. Klaus-Dieter Schult vom Landesverband Berlin-Brandenburg, Jürgen Herbst als Vertreter der Direktmitglieder aus der Stadt Allendorf und zum Schluss als einsamer Kämpfer für die Ortsvereine Jürgen Häsler. Welche Struktur ist sinnvoll, um den BDPh zukunftssicher zu machen? Diese Frage sollte die Kommission mit einem neuen Konzept beantworten.

Der Kerngedanke des Vorschlages ist es, dass alle Mitglieder direkt dem BDPh angeschlossen sind. Die bisherige indirekte BDPh-Mitgliedschaft über einen Ortsverein oder eine Arbeitsgemeinschaft entfällt. Die neuen und alten Direktmitglieder wählen aus ihren Reihen 50 Delegierte als Regionalvertreter, wobei jedes Mitglied gemäß seinem Wohnsitz einem bestimmten Stimmbezirk zugeordnet ist. Insgesamt wird unsere Republik in 5 Regionen eingeteilt, und der Bundesvorstand des BDPh bestimmt einen Wahlleiter pro Region, bei dem Wahlvorschläge einzureichen sind. Antragsrecht und das Stimmrecht liegen bei den Delegierten, die auf der Hauptversammlung neben dem Vorstand einen Aufsichtsrat wählen, der aus fünf Personen besteht und als zweites Organ neben dem Bundesvorstand über die Geschicke des BDPh wacht. Die Satzung wird festlegen, welche Beschlüsse durch den Aufsichtsrat zustimmungspflichtig sind, außerdem hat der Aufsichtsrat das Recht, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen.

Der bisherige Verwaltungsrat, der aus Vertretern vom Landesverband gebildet wurde, kommt im neuen Entwurf nicht mehr vor. Briefmarkenvereine, Arbeitsgemeinschaft und Landesverbände können eine „außerordentliche beitragsfreie Mitgliedschaft als juristische Person ohne Stimmrecht“ im BDPh beantragen. Der Aufgabenkatalog des BDPh bleibt beim Alten, geht aber in Richtung mehr Dienstleistung für Ortsvereine und Sammler. Fälschungsbekämpfung oder das Thema Folienproblematik sollen wieder einen höheren Stellenwert bekommen.

Pantha rhei – alles fliesst, aber nicht schnell genug zur nächsten Hauptversammlung und Philatelistentag in Bensheim im Jahre 2019. Der Vorschlag muss nun seinen steinigen Weg durch die Instanzen nehmen. Einen Vorgeschmack gab die anschließende Diskussion. Die Ortsvereine werden flexibler und können offiziell BDPh-freie Mitgliedschaften anbieten. Für den ein oder anderen Ortsverein ergeben sich Spielräume für Beitragssenkungen, da keine Zwangsabgaben mehr anfallen. Der Heimatverein von Häsler, der „BSC Villingen“ könnte den zukünftigen Jahresbeitrag auf 2 Euro reduzieren, von den derzeitigen 25 Euro pro Jahr müssen 15 Euro an den BDPh und 8 Euro an den Landesverband abgeführt werden. Die Landesverbände müssen sich neu definieren, wollen sie nicht in die Bedeutungslosigkeit versinken. Viele andere organisatorische Fragen gilt es zu klären – bleibt zu hoffen, dass der Vorschlag den BDPh fit für die Zukunft machen kann.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/11997
https://www.philaseiten.de/beitrag/189272