Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 08.11.2018 10:23:28 Gelesen: 256852# 335@  
Liebe Freunde,

bei der Leitung und Zustellung von Briefen war es unabdingbar, dass der Zielort vom Absender klar definiert war. Ein Brief aus Neustadt an der Haardt nach Dudweiler war eigentlich auch ohne Zusatz gut leit- und zustellbar, weil es nur das Dudweiler im Saarland (damals: Preussen) sein konnte.

Aber weil die Menschen oft phonetisch vorgingen, hätte man auch in der Pfalz annehmen können, dass man den kleinen Ort Duttweiler in der bayer. Pfalz hätte gemeint haben können und eben dies wurde von der Aufgabepost als die wahrscheinlichere Variante gehalten und der Brief prompt auch dahin spediert, weil man Joseph Levy dort vermutete.





Der am 15.1.1868 geschriebene Brief wurde am 16.1. um 14.00 Uhr aufgabestempelt und traf noch am selben Tag im nahe gelegenen Hassloch ein. Von dort aus hätte nach Duttweiler auch per Landpostboten zugestellt werden können/sollen, aber der Hasslocher Postexpeditor kannte keinen Empfänger dieses Namens und auch sein Landbriefträger konnte ihn nicht ausliefern.

Ergo brachte man am 17.1.1868 den Brief wieder dem Hasslocher Expeditor zurück und selbiger vermerkte unter Dudweiler "b(ei) Saarbrücken" und leitete ihn dementsprechend weiter, wo er auch am ??.1.1868 ankam und mit dem 2. Botengang ausgetragen wurde.

Die ab dem 1.1.1868 greifende Gebührenmoderation sorgte dafür, dass in einem vergleichsweise riesigen Postgebiet alle Briefe nur noch 3 Kreuzer kosteten, so dass über die verwendete Markenhöhe (Nominale) eine Zuordnung über die Entfernung nicht mehr möglich war.

Von Neustadt nach Duttweiler waren von je her schon nur 3 Kreuzer zu frankieren, aber ein Brief von Neustadt nach Dudweiler in Preussen hätte bis 31.12.1867 noch 6 Kreuzer (über 10 bis 20 Meilen) gekostet, so dass ein mit 6 Kreuzern frankierter Brief wohl gleich nach Dudweiler geleitet worden wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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