Thema: Auktionsmarkt weiter in Bewegung - Grosse Sammlungen kommen an den Markt
DL8AAM Am: 08.11.2018 15:07:50 Gelesen: 4531# 13@  
Das "mit den Museen" ist aber teilweise trotzdem richtig, aber nur teilweise bzw. sehr teilweise.

Es gibt Sammlungen die wirklich ein kulturhistorischen Schatz mit nationaler Bedeutung darstellen können. Das die Staaten in diesen Fällen gesetzlich ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen müssten, klingt zwar nach einer Art von ("Bewegungs-") Enteignung, aber in einigen (sehr wenigen) Fällen stehen dem höhere "historische" Werte gegenüber. Wir reden hier aber nicht von irgendwelchen noch zu prämierten Ausstellungssammlungen. Philatelistische Werte sind erst einmal keine "nationalen Werte", auch wenn wir uns das manchmal gerne einreden.

Beispielsweise:

Ich durfte vor zwei Jahren mir auf Drängen meiner nichtsammelnden (aber von der Rahmenwüste der "New York 2016" komplett begeisterten) Frau in Taipei die "Sammlungsweltmeisterschaft" anschauen und da waren vielleicht 2-3 Sammlungen, die in diese Kategorie fallen könnten, z.B. gab es eine mit "Feldpostbriefen" der frühen Shogunzeit in Japan, da wurde (fast) jeder Shogun bzw. Periode und die jeweils "wichtigen" Kriege an Hand von Kurierbriefen dokumentiert, und da dieses i.d.R. "Faltumschläge" sind, natürlich inklusive des rückseiten Inhalts.

So etwas gehört eigentlich in ein Nationalarchiv, nicht auf den privaten Markt, mit dem Risiko, dass diese vereinzelt werden und u.U. sogar, dass einzelne Stücke auf ewig irgendwie "verschwinden".

Ein weiteres Beispiel, was mir da einfallen würde, war ebenfalls eine Feldpostkurierbotenreitersammlung, nämlich die der schwedischen Armee aus dem 30jährigen Krieg. Mit den entsprechen Kurierrouten und den "Bewegungsdaten" der Armee, natürlich ebenfalls i.d.R. mit den Inhalten. Das sind ja auch keine Briefe der kleinen Landsknechte, sondern der "wichtigen" Befehlshaber mit entsprechend "wichtigen" (sprich historisch interessanten) Inhalten. Entweder gehört so etwas in ein spezialisiertes Museum zum 30jährigen Krieg als entsprechend aufbereitete (nicht philatelistische) "Sonderausstellung" oder eben wieder in ein Nationalarchiv, damit die Historiker was zum Forschen haben. Wobei ich in diesen Fällen aber die Selten- bzw. Besonderheit nicht beurteilen kann, vielleicht handelte es sich ja um "ausgesonderten Schrott" aus Museen, das dort keiner mehr haben wollte. ;-) Das war von mir nur mal so als Diskussionsbeispiel gedacht.

Eine weitere die mir einfallen würde, war in New York zu sehen. Die jeweils frühesten, der erste bekannte Brief aus (fast) jeder der 13 nordamerikanischen Kolonien. Meist heim nach Grossbritannien. So etwas hätte ich als Schmuckstücke einer Dauerausstellung der Library of Congress erwartet und nicht in der "monotonen Rahmenwüste" einer "ordinären" Briefmarkenausstellung.

Eine (die) sehr schöne Tibetsammlung (eines unserer Forumsmitglieder) konnte ich mir dort auch anschauen und ich glaube das wäre bestimmt ein guter Kern für das künftige Postmuseum eines unabhängigen Tibets - irgendwann einmal. ;-)

Und zum Thema "digitale" Dokumentation. Ja klar, eine sehr gute Idee und das sollte grundsätzlich Schule machen bzw. ab einer gewissen Ebene ein selbstverpflichtetes Muss unter Philatelisten werden. Das ist erst einmal besser als nichts. Aber dann auch frei im Netz. Trotzdem das Original im Original zu sehen, ist etwas vollkommen anderes. Wir sind damals extra nach New York geflogen, wegen der "British Guiana 1 Cent Magenta" und der "Blue Boy". Dafür sind wir als Anfang-50er Old Couple gerne wieder in einem Hostel mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur abgestiegen - ansonsten kann sich ja kein normaler Mensch New York leisten. ;-)

Aber generell sollten wir "unsere" Sammlungen einfach nicht so "wichtig" nehmen, zumindest nicht kulturhistorisch relevant genug, um wirklich (ausstellungstechnisch) museal (und nicht nur für's "Lager") zu sein, um so wichtig zu sein, um sie aus dem Markt zu entfernen bzw. sie künftigen Sammlerkreise vorzuenthalten. Es ist eben "nur" ein Hobby, mehr oder weniger gut bis superdupermega toll aufgearbeitet. Auch wenn da 10 Millionen Dollar drinstecken. Auch Milliardäre können ausgesprochen gute Hobbyisten sein! Über reine Wertanlagensammlungen möchte ich überhaupt nicht sprechen.

Gruß
Thomas
 
Quelle: www.philaseiten.de
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