Thema: Das Farben Thema: Farben bestimmen - aber wie ?
Markus Pichl Am: 12.11.2018 05:19:04 Gelesen: 57612# 130@  
Hallo Chuck,

zuerst muß eine Druckfarbe, so wie sie sich dem Betrachter oder auch dem Spektralphotometer zeigt, echt sein und darf sich nicht durch eine Verfärbung ergeben.

Wer nicht weiß, woher die Druckfarbe stammt und worin sie sich begründet, der braucht vor allem an gewaschenen Briefmarken erst überhaupt keine Farbmessungen vornehmen.

Bayern MiNr. 97 wurde in drei Auflagen gedruckt.

Die erste Auflage zählt zu den Frühdrucken und ist mit römisch I katalogisiert, unterteilt nach Farben in drei Unternummern. Bei a handelt es sich um einen großen Farbtopf, in dem real verschiedene Farben schwimmen. Die b- und die c-Farbe sind separierte Extremfarbtöne. Die erste Auflage wurde mit 15 verschiedenen Walzen (Walzen-Nr. 1 bis 15) gedruckt!

Die zweite und dritte Auflage zählt zu den Spätauflagen und diese sind unter römisch II katalogisiert. Eine Farbunterscheidung, nach verschiedenen Unternummern, wird hier nicht betrieben. Die Marken der zweiten Auflage wurden mit 11 verschiedenen Walzen gedruckt (Walzen-Nr. 16 bis 26), die der dritten Auflage auf drei verschiedenen (Walzen-Nr. 27 bis 29).

Die jeweilige Walzennummer, mit der die Marken gedruckt wurden, findet sich immer im Unterrand der rechten unteren Bogenecke. Hat man eine vollständige Sammlung der Walzennummern, dann kann man die Vielfalt der Farbtöne, von Marken ohne anhängende Walzennummer, diesen zuordnen. Es mag sein, dass zwischen Drucken von verschiedenen Walzen nicht wirklich ein Farbunterschied zu erkennen oder auch zu messen ist, dies trifft aber nicht auf alle zu. Ferner bei Walze Nr. 23 ein 50er-Raster, statt wie sonst ein 70er-Raster verwendet wurde (siehe Handbuch Jörg Arnold).

Persönlich habe ich noch nie eine Farbmessung benötigt, um mir eine Farbe begründen zu müssen. Egal in welchem Sammelgebiet und welche Michel-Nummer. Farbmessungen verwende ich nur als Bestätigung dessen, was ich mir aufgrund von Vergleichen mit ausreichendem Material und anderweitigen Untersuchungen schon längst begründet habe. Dort, wo ich auf keinen nachvollziehbares Ergebnis komme, egal auf welchem Weg, rümpfe ich mit der Nase und meistens fliegt dann die Farbe auch früher oder später aus der Katalogisierung wieder heraus. DR MiNr. 92 I b war ja nun nicht die erste Farbe, bei der ich damit gerechnet hatte und einige weitere stehen schon seit ein paar Jahren auf meiner schwarzen Liste.

Selbst bei einem per Spektralphotometer gemessenen Unterschied, muß es sich noch um keine andere Druckfarbe handeln. Auch zwei oder drei Farbwinkel Unterschied im HSV-Farbraum, begründen noch nicht gleich eine andere Druckfarbe sondern belegen ggf. nur eine gewöhnliche Schwankung einer Druckfarbe, welche bei bestimmten Druckverfahren ganz einfach im Herstellungsprozeß bzw. im Laufe eines Druckgangs vorkommen kann.

Bei allen in Massen gedruckten Marken kann man Farbschwankungen oder auch deutlich unterschiedliche Farben finden. Auch solche Unterschiede, die nicht explizit katalogisiert sind. Die breite Sammlerschaft interessiert aber nur das, was im Michel katalogisiert und zugleich auch geprüft wird. Es gibt sowohl katalogisierte Farbunterschiede, die aus guten Gründen nicht geprüft werden, aber auch Farbunterschiede, die nicht katalogisiert sind. Leider gibt es bis heute keine einheitliche Regelung, wann eine Farbe auch wirklich katalogisierungswürdig ist. Der Trend (oder auch die Einsicht) geht aber dahin, von einer anderen Farbe nur dann zu sprechen, wenn sie sich durch weitere Merkmale gegenüber anderen Marken gleicher Katalognummer abhebt (da reicht dann ggf. noch nicht einmal eine unterschiedliche UV-Reaktion aus).

Eins weiß ich aber sicher, es gibt keine seltene Druckfarbe. Die eine oder andere Druckfarbe mag in der einen oder anderen Erhaltung (ungebraucht oder gebraucht) seltener sein, hinzu kommt dann bei der Preisfindung noch die Qualität. Ferner kann es seltenere Farben bei überdruckten Briefmarken geben, wenn nur ein kleiner Teil einer bestimmten und ein großer Teil einer anderen Auflage, die sich in der Farbe maßgeblich unterscheiden, überdruckt wurden. Umgedreht genauso, dass eine bestimmte Auflage hauptsächlich für Überdruckmarken verwendet, aber nur ein kleiner Teil unüberdruckt über die Schalter verkauft wurde. Dann bleibt es aber dabei, dass die Farbe selbst, also ohne oder mit Überdruck, dennoch häufig ist. Von manchen "seltenen" Farben gibt es sogar mehr Angebot, als Nachfrage. usw. usf.

Beste Grüße
Markus
 
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