Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 06.09.2009 14:51:04 Gelesen: 1187186# 181@  
„Jede Briefmarke hat ihre Geschichte“

Südkurier, Rheinfelden / mor (05.09.09) Die bunte Mappe, deren Seiten Norbert Amrein so stolz und behutsam umblättert, ist ein so genanntes Exponat. Norbert Amrein ist Leiter der Rheinfelder Ortsgruppe der Philatelisten. Briefmarkensammler, so könnte man es auch nennen. Aber dieses Wort würde die Komplexität des Schaffens der Philatelisten nicht angemessen vermitteln. Denn es geht nicht bloß darum, bunte Bildchen zu sammeln. „Jede Briefmarke hat ihre Geschichte“, sagt Amrein.

Er legt die Mappe auf den Tisch. Sie ist mit Bildern und Grafiken versehen, ihre Seiten sind sorgfältig in Klarsichthüllen verpackt. Vorsichtig blättert er vorbei an einer Landkarte, einem Wappen und statistischen Infos über die Gemeinde Tegerfelden in der Schweiz. „Das ist die größte Weinbaugemeinde im Aargau, zehn Prozent des Aargauer Weins kommen von hier,“ erklärt Amrein mit wichtiger Miene. Die Begeisterung für sein Projekt kann er kaum verbergen. Er blättert weiter, bis hin zu Fotos von den örtlichen Poststellen – oder jenen Gebäuden, die früher einmal welche waren. In einer von diesen hat er vor Kurzem einen Briefumschlag abgegeben, adressiert an seine eigene Adresse.

Einmal im Monat treffen sich die Philatelisten, Alfons Reisfelder ist ihr Rundsendleiter. Auch dieses Mal hat er kleine weiße Büchlein mitgebracht, die von Ortsgruppe zu Ortsgruppe wandert. Wer darin eine für ihn interessante Marke findet, darf sie gegen eine andere tauschen. Über den Bund deutscher Philatelisten sind die Sammler vernetzt. Dass einer von ihnen einmal eine Blaue Mauritius, die wertvollste aller Briefmarken, sein Eigen nennen kann, daran hat keiner der Rheinfelder Runde Interesse. „Es geht mir vielmehr darum, so etwas zu machen wie das Exponat von Tegerfelden. Projekte wie dieses erfreuen mich viel mehr als die blaue Mauritius,“ sagt Amrein. Lieber sammelt er Motive eines bestimmten Themenbereichs.

Er hat sich auf eine Heimatsammlung spezialisiert, genauer gesagt auf Herten und Degerfelden. Er sucht namensverwandte Städte im In- und Ausland, über sie fertigt er Exponate an. Von Herten in Westfalen, Belgien und Holland, oder eben von Tegerfelden in der Schweiz. Dafür reist er extra an, macht Fotos, setzt sich mit der Geschichte des Ortes auseinander. Gelegenheit, seine Arbeit zu präsentieren, findet er am Tisch im Café Paul und auf der Regiophila, einer Messe für Philatelisten, die diesen Sonntag, 6. September, im Bahnhofsaal Rheinfelden/Schweiz stattfindet.

Sein Kollege Arnold Kaiser hat sich auf Kakteen-Marken spezialisiert. „Der Trend geht eher zu den Motiven. Ländersachen sind nur noch Massenware, und die alten Briefmarken, etwa aus Zeiten des Kaiserreichs, kann man sich kaum noch leisten,“ sagt er. Etwa 20 Mitglieder hat die Rheinfelder Gruppe heute, schon seit 1957 kommen sie einmal im Monat zusammen. Heinz Lindemann, der Älteste, sammelt bereits seit 75 Jahren, mit neun hat er damit angefangen. Früher, in den 60er- und 70er Jahren, war die Gruppe noch sehr stark. Heute hat die Begeisterung unter den jungen Leuten abgenommen. Auch Kurt Beck hat wie die meisten bereits im Jugendalter angefangen. „Früher hieß es: Eine Briefmarkensammlung bessert die Pension auf. Jetzt interessiert sich kaum noch ein junger Mensch für Briefmarken“, sagt Beck wehmütig. Er selbst besitzt eine komplette Sammlung, die stolze 10 000 Euro wert ist. Diese will er seinem Enkel vermachen, der sie dann wahrscheinlich verkauft. Aber das macht ihm nichts aus.

(Quelle: http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/rheinfelden/-bdquo-Jede-Briefmarke-hat-ihre-Geschichte-ldquo-;art372615,3929082)
 
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