Thema: Neues von der BDPh Strukturkommission
Richard Am: 23.11.2018 09:03:54 Gelesen: 34100# 78@  
@ briefmarken-hammer [#75]

Danke für Deinen Beitrag und Deine Überlegungen.

Ich bin der Meinung, dass Du den gesamten ganz hervorragenden Beitrag von Oliver aus dem BDPh Forum hättest zitieren können und möchte dies gerne nachholen:

Hallo zusammen,

ich hatte bereits am 6.11. auf Philaseiten einen Beitrag zu dem Thema geschrieben.

Nach den z.T. heftigen und sehr persönlichen Angriffen einiger Leute gegeneinander bin ich nicht so ganz sicher, ob sich überhaupt nur die Gelegenheit bietet, möglichst vorurteilsfrei über ganz neue Strukturen sich Gedanken zu machen. Gerade wenn Organisationen stark gefährdet sind, kommt es aufgrund des Stresses zu größeren Reibereien. Einige wollen einfach nicht wahrhaben, dass die geliebten alten Strukturen - sowie auch die liebgewordenen gewohnten Machtverhältnisse - so nicht mehr haltbar sind, weil die Leute die Gefolgschaft verweigern.

Ehrlich gesagt habe natürlich auch ich meine persönlichen Vorstellungen mit meinen Erwartungshaltungen und die decken sich natürlich z.B. nicht mit Leuten, die an das Überleben ihres Vereines am meisten interessiert sind. Aber auch hier habe ich mit dem Durchlesen der Beiträge dieser Personen gelernt, dass - zu recht oder unrecht - Dinge bestehen, die Kopfschmerzen bereiten. Das z.B. Mitgliedschaften "geklaut" werden, finde ich persönlich unsinnig. Ist aber nur meine persönliche Meinung. Was ich allerdings sehr akut finde: Einige Vereine müssen den größten Teil der Mitgliedsbeiträge an den Landesverband und dem BDPh abgeben. Viele nehmen aber die Dienstleistungen sehr wenig in Anspruch und es wird dann gerne argumentiert, dass das Geld für die Präsentation der Philatelie (nicht die Zeitung - das Briefmarken sammeln) wäre und das als Begründung dann bitteschön reichen soll. Wenn wie in einem Fall gelesen nur 20% des Jahresbeitrages beim Verein bleibt, finde ich das nicht ausgewogen.

Andererseits sind die Machtstrukturen für Beschlüsse nicht demokratisch und auch nicht zeitgemäß. Einige Herren in den Landesverbänden spielen Demokratie mit Stimmen, die sie für ihre persönliche Meinung ungefragt verwenden dürfen, um weitreichende Beschlüsse für den BDPh machen zu dürfen. Leute: Wir leben nicht im Jahr 1690 unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV., sondern im Jahr 2018, wo wir mit der Demokratie etwas weiter sein sollten, auch wenn uns die Weltpolitik vielleicht immer wieder etwas anderes zeigen möchte.

Wenn die Abstimmungsstrukturen so sind, dass die Zwangsmitglieder ungefragt als Stimmvieh fungieren müssen, dann kann sich doch gar keine Bindung entwickeln. Wo ist da die Diskussion nach den Zielen der organisierten Philatelie? Es gibt sicher sehr viele Sammler, die nur im BDPh sind, weil es für den Verein/die ARGE vorgeschrieben ist, eine Mitgliedschaft eingehen zu müssen. Es wird dadurch versüßt, dass man die Zeitschrift Philatelie bekommt und so hat man zumindest eine Begründung, dass man einen Mehrwert bekommt. Aber die Strukturen als solches sind für den Otto Normalsammler eigentlich so gut wie nicht vorhanden, weil er gar nicht in Kontakt mit diesen kommt. Es gibt aber auch nicht das Bestreben seitens des BDPh. seine Mitglieder mal zu fragen, was die denn wünschen. Werden überhaupt Mitglieder gefragt, die aktiv austreten, was der Grund dafür ist? Man beobachtet seid einigen Jahren, dass es eine ganze Reihe von Austritten kompletter Vereine gibt. Werden die gefragt, warum es zu dem Schritt kommt und ob es nicht einen Weg zurück gibt? Was man dafür machen müsste?

Dann die katastrophale Nichtkommunikation seitens des BDPh ggü. allen Mitgliedern bzgl. der vorgeschlagenen Änderungen, weil ein großer Teil der Landesverbände diese nicht wollen. Und hier kommen wir zu dem ersten Kernpunkt, warum ich der organisierten Philatelie in dieser Form wenig Chancen einräume: Die Leute, die heute darüber abzustimmen haben, sollten das in dieser Form gar nicht mehr dürfen. Wenn man so eine große Reform wirklich anpacken möchte, sollte jedes Mitglied, sei es direkt oder über eine indirekte Mitgliedschaft über den Vorschlag informiert werden und das Recht haben, seine Stimme selber abzugeben. In dem Schreiben kann man dann die Statements der Kritiker und der Befürworter mit einfügen, um die Mitglieder umfassend zu informieren. Online-Abstimmungen sind kein Hexenwerk, kosten nicht viel und für die Mitglieder, für die Internet & Co. Hexenwerk ist, kann man in dem jeweiligen Verein eine Möglichkeit schaffen, dass er/sie die Stimme abgeben kann, wenn er/sie das möchte. Der Vorteil ist, dass auch in den Vereinen - wenn es gewünscht ist - darüber diskutiert werden kann, wie der BDPh sich aufstellt und man mit seinen Stimmen aktiv diese Entscheidungen beeinflussen kann.

Im übrigen wird hier ein ganz wichtiger Punkt vergessen:

Habe ich eine schwächelnde Organisation, muss ich sowohl intern als auch extern nachfragen, was als sinnvoll für den BDPh erachtet wird, gewissermaßen seine Daseinsberechtigung. Die hat er momentan nicht, wenn man sich den Schwund der Mitgliederzahlen anschaut. Letztendlich wenn man also alles belässt wie heute und die Verhinderungskräfte die Überhand gewinnen lässt, wird es in 5 - 10 Jahren keinen mehr jucken, ob der BDPh noch besteht und was der so macht. Wenn ich jetzt ganz ketzerisch bin, ist das bei 90% der Mitglieder heute sowieso der Fall, weil außer Kosten und eine mehr oder minder interessante Zeitschrift keine Anknüpfungspunkte zum BdPh bestehen. Anknüpfungspunkte wären z.B. einen persönlichen Mehrwert möglichst vieler Mitglieder. So ist nun mal die Welt: Man kann Menschen immer damit gewinnen, wenn sie einen persönlichen Vorteil aus einer Sache ziehen können.

Ich selber bin in keinem Verein, liebäugel aber immer wieder von Zeit zu Zeit mit einer ARGE. Ich bin aber z.B. selbstständig und habe natürlich nicht die Zeit, irgendwelche Ämter einzunehmen, wenn ich wo eintreten sollte. Wahrscheinlich fehlt mir sogar die Zeit, mich intensiver in einer ARGE mit den dortigen Fragen zu dem Gebiet zu beschäftigen, was hoffentlich in 10 Jahren anders sein wird. Das heißt, ich sammle seid 40 Jahren, habe eine recht große Sammlung und bin völlig unorganisiert. Vereine interessieren mich nicht, die Struktur ist viel zu unattraktiv für mich, sowohl zeitlich als auch von den Lokalitäten, wo die Treffen stattfinden. Zum anderen bin ich nicht der Standard-BUND/Berlin/DDR-Sammler und da wird die Decke dann dünn. Trotzdem habe ich als Kontrast zu dem Rest in meinem Leben sehr viel Spaß an dem Hobby.


Und als Abschluss unter den Aufzählungen aus [#75]:

Meines Erachtens hat der BDPh nur eine 50% Chance, wenn er sich komplett wandelt. Wenn Briefmarken in 20 Jahren nicht mehr angesagt sind, dann kann man ändern, was man will. Es wird nichts helfen. Aber wenn man so weitermacht wie bisher, dann hat man eine fast 100% Chance, dass es in absehbarer Zeit vorbei ist.

Grüße Oliver

 
Quelle: www.philaseiten.de
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