Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 09.12.2018 10:55:51 Gelesen: 254256# 347@  
Liebe Freunde,



in Nürnberg war man am 29.10.1825 spät dran für seinen Chargébrief an Herrn Rechtsanwalt Grimmer in Ansbach. Bei Chargébriefen musste man mindestens 1/2 Stunde vor Postabgang erschienen sein und das war hier nicht der Fall, weswegen die Aufgabepost den schnuckeligen Verzögerungsstempel "Nach Abg" abschlug, so dass er wohl erst am 30.10. auf seine Reise gehen konnte.

Unter der Reco - Nr. 1 (nach einer solchen hatte ich auch lange gesucht) ging er mit schwarzem CHARGÉ - Stempel Richtung Ansbach ab und 4 Kreuzer hatte Nürnberg als zutreffendes Porto notiert.

Wann er ankam, wissen wir nicht, aber ich vermute dass Ansbach ihn mit rotem CHARGÉ - Stempel in anderer Type nachgestempelt hat, sicherheitshalber.

Die Überraschung für mich war aber, als ich den Brief öffnete und irgendeinen gerichtlichen Inhalt erwartete, was nicht der Fall war. Statt dessen stellte ich fest, dass es eine Umfaltung war, die als neue Adresse folgendes zeigt:



An den Kgl. Adv(ocaten) H(errn) Greiner durch H(errn) v(on) ??igsthal zu Ansbach Citissime

Offenbar hatte jemand den Brief von Ansbach wieder nach Ansbach verschickt, aber einen Adligen als Boten gedungen, der ihn schnellstens auszutragen hatte, ohne die Post zu involvieren. Dergleichen Praxis habe ich noch nicht gesehen und für Kommentare aller Art bin ich offen und dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/192587