Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 15.12.2018 11:22:45 Gelesen: 254139# 349@  
@ Max78 [#348]

Hallo Max,

vielen Dank für deine Antwort und den Scan, die ich leider eben erst sehe. Ja, so könnte es gewesen sein - in jedem Fall, da sind wir beinander, ein hoch interessantes Stück und so wohl nicht häufig zu finden.

Liebe Grüsse,
Ralph

Liebe Freunde,

wenn ein Brief in Bayern geschrieben, aber an einem anderen Ort, als dem, wo er geschrieben wurde, aufgegeben wurde und dieser Zielort (deutlich) näher lag, als der Ort seines Schreibens, hatte meist einer die Finger drin, der diese Ersparnis bewirkte, ein "Gütiger", oder ein Forwarder, der einem Absender auch Geld sparte.





Hier haben wir aber den seltenen Fall eines Absenders aus Bamberg, der einen Brief über 1/2 bis 1 Loth (also die 2. Gewichtsstufe) an jemanden in Marzoll bei Reichenhall verschickte, aber ihn nicht in Bamberg zur Post gab, sondern erst im Rahmen seiner Reise nach München und wenn wir uns die Entfernungen ansehen, wird der Grund auch sonnenklar:

Bamberg - Reichenhall 282 km = 7. Entfernungsstufe, aber München - Reichenhall 107 km = 3. Entfernungsstufe. Da der Brief darüber hinaus noch schwer war, kostete er von München aus nur 6 + 3 = 9 Kreuzer, die der Absender siegelseitig bezahlt hatte und nicht wie von Bamberg aus 14 + 7 = 21 Kreuzer. Eine Ersparnis von 12 Kreuzern war eine Menge Geld, wenn man nicht gerade mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war und das war hier sicher nicht der Fall.

Da machte es auch nichts aus, dass man den Brief in Bamberg am 21.11.1839 geschrieben, aber erst 2 Tage später in München aufgegeben hatte - 12 Kreuzer waren halt 12 Kreuzer und das waren 2 volle Mahlzeiten mit Getränken.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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