Thema: Neues von der BDPh Strukturkommission
Richard Am: 19.12.2018 09:54:05 Gelesen: 32417# 90@  
Zur Zukunft des BDPh lesen wir in den "Informationen" der "Philatelisten Gemeinschaft Essen e.V." [1], damals unter dem Titel Zukunftskommission:

Diskussion über den BDPh

Der BDPh macht sich seit geraumer Zeit Gedanken über das Image, die Zukunft und die Entwicklung unseres Verbandes und der Philatelie im Allgemeinen. Die Jugendförderung liegt im argen und der Mitgliederschwund bereitet Sorge. Auf der Jahreshauptversammlung des BDPh 2007 wurde mit 55 % der Stimmen (!) beschlossen, eine Zukunftskommission zu bilden, die bis 2009 Vorschläge für eine Strukturreform des BDPh erarbeiten soll. Es soll zu dem Thema sogar eine Broschüre herausgebracht werden „Visionen zur Zukunftsentwicklung des Bundes Deutscher Philatelisten“. Wenn wir sie vorliegen haben, werden wir uns beteiligen und darüber diskutieren. Der Bundesvorstand freut sich dann über Anmerkungen und über sinnvolle Anregungen.

Mittlerweile hat man einige Ergebnisse zusammengetragen:

Der Stellenwert der Philatelie in der Gesellschaft sinkt.

Die Philatelie hat sich bisher als anspruchsvolle Freizeitbeschäftigung nur bedingt den veränderten Rahmenbedingungen der Freizeitgestaltung angepasst.

Darunter leidet das Image der Philatelie, die häufig als langweilig und antiquiert angesehen wird, eben als nostalgische Freizeitbeschäftigung von gestern, die im Wesentlichen von „alten Herren“ mehr oder minder engagiert getragen wird.

Die Philatelie vermittelt nach innen wie nach außen ein zerrissenes Bild, was dem Image als Freizeitbeschäftigung für Jedermann abträglich ist. Einerseits wird durch das Herausstellen von hohen Einzelpreisen für Weltraritäten und Millionenumsätzen der Auktionen die Assoziation genährt, dass Philatelisten reiche oder wohlhabende Leute sind. Andererseits untertreibt die Masse der Philatelisten gern den monetären Aspekt und sieht sich nach außen als „armen“ Bittsteller, nur in der Familie und im Bekanntenkreis werden mitunter unrealistische Wertvorstellungen vermittelt, die sich später bei einem Verkauf (z.B. durch die Erben) nicht verwirklichen lassen.

Mit einem daraus resultierenden unterschwelligen Leitspruch „Philatelie – das Hobby für Besserverdienende“ liegt man daher falsch und kommt, obwohl die Öffentlichkeit ein solches Bild mehrheitlich hat, bei einer realistischen Mitgliederwerbung schlecht an.

Der BDPh leidet nicht nur – aber in zunehmendem Maße – unter diesen Tendenzen. Das wird zu einem weiteren Rückgang der Mitgliederzahlen, zu einer Verminderung der Mitsprachemöglichkeiten bei der Post, den Verwaltungen usw. führen und auch die Heranführung des philatelistischen Nachwuchses weiter erschweren.

Ein wesentlicher Teil der Störfaktoren ist hausgemacht oder liegt im letztlich individuellen Anspruch der Philatelisten an ihrer Sammeltätigkeit, der sich häufig mit Gruppenerlebnissen, z.B. im Verein, nicht verträgt. Aus den Wechselwirkungen mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, denen die Philatelie unterliegt, können ebenfalls Störeinflüsse resultieren.

Ein erstes Fazit:

Die Möglichkeiten des BDPh zur Verbesserung des Images der organisierten Philatelie sowie der Philatelie allgemein und damit zur Aufwertung seiner eigenen Stellung bzw. Bedeutung sind begrenzt, da hierfür auch Faktoren maßgeblich sind, die sich den Einwirkungsmöglichkeiten des BDPh entziehen. Dennoch müssen die bestehenden und auch sich neu bietenden Möglichkeiten zur Image-Entwicklung möglichst optimal genutzt werden.

So muss sich zukünftig die Philatelie, auch im Sinne des eigentlichen Briefmarkensammelns, noch stärker als lebendige, moderne Freizeitbeschäftigung präsentieren. Das bedeutet auch, die gesamte Bandbreite der Sammelgebiete von klassisch bis modern gleichwertig darzustellen.

Da viel Wissen aus dem Bereich der Philatelie und der Postgeschichte nicht mehr zum Allgemeinwissen vor allem der jüngeren Altersgruppen gehört, wird es in Zukunft darauf ankommen, der „breiten Öffentlichkeit“ auch dieses Wissen in zeitgemäßer Weise wieder nahezubringen. Dies muss Bestandteil unserer Öffentlichkeit in allen Bereichen und allen Ebenen werden. Dieses Wissen lässt sich häufig mit interessanten Geschichten transportieren. Medien sind interessiert an solchen Geschichten.

Bei unserer Jahreshauptversammlung haben wir auch schon diskutiert – allerdings weniger im Sinne des BDPh, sondern eher darüber, was er mit unseren Beiträgen anstellt. Was tut er für uns und brauchen wir den BDPh eigentlich? Die Mitgliedsbeiträge steigen permanent und das belastet unsere Kasse außerordentlich. Sind die ca. 1.100 €, die unser Verein je Jahr zur Zeit bezahlt, wirklich sinnvoll angelegt?

Wie viel lesenswerte Artikel finden Sie im Jahr in der philatelie ? Waren die Kleinanzeigen, die Sie kostenlos in der philatelie schalten können, erfolgreich?

Wir haben gehört, dass der BDPh auch gerne neue Mitglieder aufnimmt, ohne diese zunächst einem Verein zur Mitgliedschaft zu empfehlen. Das ist doch nicht schön, oder?


Soweit die Philatelisten Gemeinschaft Essen. Sie werden es bemerkt haben; der Beschluss, eine Zukunftskommission zu bilden, wurde auf der BDPh Hauptversammlung in 2007 mit Mehrheit gefasst, die "Vorschläge für eine Strukturreform des BDPh" sollten bis 2009 erbracht und veröffentlicht werden, anschliessend sollte es zu Diskussionen kommen.

Leider lässt sich im Internet oder unserem Archiv keine Information finden, welche Vorschläge vor 10 Jahren durch die Zukunftskommission gebildet wurden - vielleicht kann ja eines unserer Mitglieder aushelfen - was veröffentlicht und diskutiert wurde.

Damals waren die Themen die (vermutlich zu geringe) Jugendförderung und der Mitgliederschwund und vom BDPh kam die Nachricht "Der Bundesvorstand freut sich dann über Anmerkungen und über sinnvolle Anregungen." Die Ergebnisse der Zukunftskommission scheinen jedenfalls an den damaligen Hauptproblemen nichts geändert zu haben - im Gegenteil, sie haben sich verschärft.

Schöne Grüsse, Richard

[1] http://www.briefmarken-essen.de/downloads/vereinsnews/vn66-2.pdf
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/11997
https://www.philaseiten.de/beitrag/193388