Thema: Berlin: Briefmarken mit Prüfzeichenfälschung "Georg Bühler"
Markus Pichl Am: 22.12.2018 20:57:38 Gelesen: 9429# 10@  
Hallo,

einer der großen Vertreiber von verfälschten Briefmarken ist der Anbieter "separate-15" auf ebay. Mit ständig wechselnden Accounts verhökert er dort seit Jahren nachgummierte und entfalzte Marken, als auch Aufdruckfälschungen. Oftmals garniert mit falschen Prüfzeichen.

Obendrein kommt ab und an hinzu, dass Käufer wohl gar nicht die angebotenen Briefmarken erhalten.

Von diesem Anbieter waren zuletzt u.a. zwei Rotaufdrucksätze Berlin MiNr. 21-34 auf ebay eingestellt. Das eine Angebot endete am 10.12.2018, das andere am 15.12.2018

Hier die Angebotsbilder:

ebay-Artikel-Nr. 254013625648, Anbieter separate-15



ebay-Artikel-Nr. 254021016156, Anbieter separate-15



Wer die Angebotsbilder genau vergleicht, der wird bemerken, dass in beiden Angeboten selbige Marken abgebildet sind, nur etwas anders auf die identische Einsteckkarte aufgesteckt.

Am 18.12.2018 hinterfragte der Käufer des zweiten Artikels, mit dem nachstehendem, im Format kleinerem Bild (vielleicht ein Screenshot, des Bildes aus dem Angebot?) die Echtheit der Aufdrucke und wies daraufhin, dass die Marken angeblich von Georg Bühler signiert sein sollen. Aus dem Angebot selbst ergeht diese Information nicht, dort stand in der Artikelüberschrift, als auch in der Angebotsbeschreibung, nur geschrieben: "Berlin: Ausgabe mit Rotem -Aufdruck Mi. Nr. 21-34 ** geprüft" Vermutlich hat der Käufer diese Information, dass sie von Georg Bühler signiert sind, vom Anbieter vor Angebotsende per Anfrage erhalten.

In die dortige Diskussion klinkte ich mich ein und wies u.a. daraufhin, dass Herr Bühler zu keiner Zeit Briefmarken von Berlin signiert hat und es sich dementsprechend um eine Prüfzeichenfälschung handeln wird, an solchen Marken in der Regel immer etwas faul ist. Ferner wies ich daraufhin, dass ein solch kleines und niedrig aufgelöstes Bild, wie vom Käufer gezeigt und daher vermutlich aus dem Angebot stammend, gerade noch dazu tauglich ist um abzugleichen, ob die angebotenen Marken geliefert wurden.

Der Käufer hatte viele Fragen dazu, wie man echte und falsche Aufdrucke unterscheiden kann und so erklärte ich Ihm im Detail, mit entsprechendem Bildmaterial, wie das zu bewerkstelligen ist. Beiträge hierzu, hatte ich hier im Forum bereits im August 2018 verfasst. Nach vielen Beiträgen meinerseits bedankte sich der Fragesteller für meine Erklärungen.

Heute kamen die Marken beim Käufer an und er zeigte von sich erstellte Scans, u.a. diese:





Wir sehen einen angeblichen Prüferstempel "Georg Bühler". Es handelt sich schlichtweg um eine Prüfzeichenfälschung, abweichend zu allen mir bekannten nachweislich echten Prüfzeichen von Georg Bühler, welche vom Anbieter vermutlich massenhaft vertrieben wird.

Wer die beiden Marken mit dem Scan aus dem Angebot abgleicht, der wird feststellen, dass es sich nicht um die angebotenen Marken handelt die geliefert wurden.

Der Käufer hatte in der Diskussion auch eine in seinem Besitz befindliche echt gestempelte MiNr. 33 gezeigt, welche geprüft Schlegel ist, wie er geschrieben hat. Im Prinzip braucht er nur die gestempelte und die heute erhaltene Marke MiNr. 33 zusammen unter UV zu legen, um zu überprüfen, ob es sich bei der heute gelieferten um eine echte MiNr. 33 handelt oder nicht. Wenigstens ein gutes UV-Foto schießen, damit es andere beurteilen können. Wenn die Druckfarbe der Marke, das Papier und die Aufdruckfarbe der gekauften Marke nicht so unter UV (Wellenlänge 366 nm) reagiert, wie die bereits vorhandene echte Marke, dann ist es ein Fälschung bzw. Aufdruckfälschung. Voraussetzung ist natürlich, dass die zum Vergleich herangezogene Marke eine echte ist, deren UV-Reaktion auch brauchbar, die UV-Quelle für einen solchen Vergleich ausreichend und bei einem Foto die Qualität der Aufnahme gut ist.

Fakt ist aber auch, dass ein postfrischer Satz angeboten wurde und danach sieht es gemäß den Bildern nicht unbedingt aus, wenn auch schwer beurteilbar. Aber in jedem Fall bleibt die Frage nach der Echtheit noch offen. Durchaus kann man die Frage aufwerfen, ob es sich gemäß den Scans des Käufers um einen echten Aufdruck handelt? Echte Aufdrucke haben nicht nur eine bestimmte orangefarbene UV-Reaktion sondern prägen auch auf der Rückseite durch. Im Vergleich zu einer von mir eingescannten echten Marke, sehe ich Unterschiede. Es finden sich zwar bei der hinterfragten Marke ein paar rote Stellen auf der Rückseite, aber es sieht eher danach aus, dass der Aufdruck als solcher nicht flächig durchprägt sondern an den entsprechenden Stellen das Papier auf der Rückseite Vertiefungen statt Erhebungen aufzeigt. Nur eine optische Täuschung oder ein raffinierter falscher Aufdruck?



Persönlich gefällt mir am Scan auch nicht der vorderseitige Farbauftrag des Aufdrucks. Wenn der Scan, von der gestempelten Marke, zu dem Scan der angeblich postfrischen Marke vergleichbar sein sollte, so weichen zwischen beiden Marken die Druckfarbe der Marke und des Aufdrucks bei Messungen im HSV-Farbraum ab. Bin gespannt, ob wir noch ein beurteilbares UV-Bild zu sehen bekommen? Bei der MiNr. 34 wird es mir gemäß Scan nicht wohler.

Zwischenzeitlich wird dem Käufer in dem anderen Forum empfohlen, dem Verkäufer einen postfrischen Satz abzuverlangen, sich auf Erfüllung zu berufen, da die Bilder bzw. die Marken gewisse Hinweise von Entfalzungen aufzeigen. Zuvor wurde auch über Rückgabe oder einer Teilerstattung des Kaufpreises diskutiert. Eins dürfte klar sein, der Satz ist faul und nichts anderes war zu erwarten, als es hieß, die Marken haben eine Signatur "Georg Bühler" (im Falle Berlin-Marken immer mit Prüfzeichenfälschung verbunden). Es macht nach meiner Erfahrung überhaupt keinen Sinn, einen postfrischen Satz ohne eine bereits beiliegende Fotoexpertise von einem der drei Herren Schlegel zu kaufen. Alles andere ist in der Regel nur mit Enttäuschungen verbunden, wenn es dann auch wirklich der Käufer hinterfragt.

Leider hinterfragen zu wenige Käufer, bei ebay oder delcampe gekaufte Briefmarken und dieser gewisse Anbieter hätte dann wahrscheinlich so viele negative wie heute positive Bewertungen. Bei diesem Anbieter gibt es keine postfrischen Briefmarken zu kaufen sondern nur nachgummierte, entfalzte und anderweitig verfälschte Briefmarken.

Noch ist der Käufer im Glauben, einen echten ungebrauchten Satz gekauft zu haben. Ich habe starke Zweifel. Leider kann ich in dem anderen Forum nicht mehr antworten, weil mich der dortige Forenbetreiber, Jürgen Kraft, in seiner maßlosen Selbstüberschätzung schon wieder einmal auf Gast gesetzt hat und ich kann dort keine weitere Aufklärung mehr im Sinne der Sammler betreiben.

Beste Grüße
Markus
 
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