Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 30.12.2018 15:36:59 Gelesen: 196311# 294@  
@ marc123 [#293]

Hallo Marc,

guter Punkt! Da bei Postvereinsbriefen das Franko bzw. Porto allein der Aufgabepost zustand, war die P.D. - Stempelung obsolet - es bekam ja eh alles Luxemburg, ob frankiert, unterfrankiert oder unfrankiert.

Allerdings setzte sich in den 1850er Jahren die Methodik durch, dass die Aufgabepost prüfen sollte, ob das Franko ausreicht und in dem Falle sollte man lt. der entsprechenden Postverträge auch P.D. stempeln. Ging also ein Brief mit P.D. - Stempel versehen ins Ausland, durfte die dortige Post NICHT nachtaxieren, obwohl die Frankatur z. B. zu gering sein konnte, weil der Abschlag des P.D. - Stempels dies verhinderte. Man hätte auch nicht dem Empfänger erklären können, warum man eine Nachtaxe fordert, obwohl ein P.D. - Stempel auf dem Brief war und der Empfänger hätte einen Betrug wittern können.

Gingen dann unterfrankierte Briefe mit P.D. - Stempeln ins Ausland, behielt sich die Post des Bestimmungslandes i. d. R. vor, diese Briefe ohne Nachtaxe ihren Landsleuten zuzustellen, aber die Aufgabepost intern mit dem zu wenig verklebten Franko zu belasten ("Auslage"). Dann sieht man nicht, ob der Brief tatsächlich voll frankiert war, oder nur optisch.

Die beiden schönen Briefe von dir zeigen, dass wohl grundsätzlich P.D. gestempelt wurde, ehe man überlegte, wie hoch die treffende Frankatur war. Erkannte man dann, dass der Brief unterfrankiert eingeworfen wurde, strich man P.D. zurecht und stempelte "Frankatur ungenügend", um zu zeigen, dass man sich geirrt hatte. Genau aus diesem Grund durfte man den P.D. - Stempel NICHT stehen lassen, weil das ja sonst ein Widerspruch gewesen wäre, den später aufzuklären viel "Manpower" gekostet hätte (und das oft nur wegen ein paar Decimes!).

Deine beiden unterfrankierten Briefe liefen ja nach Preussen - hier hatte die preussische Post jedes Mal 2 Silbergroschen vom Empfänger zu erheben, das heißt, sie war vorher von der luxemburgischen Post mit jeweils 2 Sgr. belastet worden und diese Belastung hätte sie bei P.D. - Stempelung bei Auslandsbriefen kaum hingenommen. So aber wurden daraus 2 unterfrankierte Briefe und es war egal, ob wegen der Entfernung, oder des Gewichts.

Hatte Preussen dann je 2 Sgr. vom Empfänger kassiert, musste man dieses Geld Luxemburg vergüten und retour rechnen, damit der Saldo ausgeglichen war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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