Thema: Definition der neuen Bund-Automatenmarken im Pilotversuch ab Dezember 2018
DL8AAM Am: 11.01.2019 16:11:50 Gelesen: 29815# 10@  
@ Bund-Briefe [#1]

Diese "Label" sind - weder Briefmarken noch ATM

Auch auf die Gefahr Prügel zu beziehen, aber natürlich sind alle diese Labels Postwertzeichen (aka "Briefmarken" oder besser "Freimarke"), die einzige Frage worüber man trefflich diskutieren kann, ob man selbst diese Dinger sammeln möchte oder nicht.

So eine "Freimarke" in der Philatelie definiert sich als "vorausbezahltes Wertzeichen (Gutschein)", das im nachhinein jederzeit (während seiner Gültigkeit), durch Jedermann (auch werterhaltende Weitergabe an Dritte), von Überall (innerhalb des Geltungsbereichs) zur Begleichung der Kosten einer postalischen Beförderungsleistung bei dem entsprechenden ("legalen") Postdienstleister verwendet werden kann. Alle diese Freimarkenkriterien erfüllen die "Labels" dieses Pilotversuchs. Der MICHEL hat dabei für seine Produkte (bisher?) noch das Kriterium "anonym" hinzugefügt, weshalb er sämtliche US-amerikanische ATM der letzten Jahrzehnte auch nicht katalogisiert. Andere Katalogs unterscheiden hier nicht.

Wie so eine Freimarke optisch auszusehen hat, ist dabei vollkommen irrelevant. Ob bunt oder schwarz-weiss, naßklebend-gezackt/geschnitten, selbstklebend-gestanzt/performiert oder irgendwelche megahäßlichen Labels, gedruckt mit Tintenstrahler, Nadel-, Thermo- oder Laserdrucker. Sogar "wer" druckt. Mit oder ohne Bar-/Matrixcodes, sichtbar und unsichtbar (die berühmte "Gelbe Punkte-Matrix"). Dito die "Erhaltungsfähigkeit" ja bis schlecht/nein. Ebenso spielt die Form der Entwertung keine Rolle. Alles egal. Die Digitalisierung macht auch vor der Post nicht halt.

Gemäß der allgemein gültigen Definition von Freimarken fallen da natürlich auch sämtliche Arten von Internetmarken, Produktmarken, Zusatzmarken (z.B. für Einschreiben), Päckchenmarken, Individuellmarken und im Prinzip sogar Handyporto-Codes problemlos in diese Wertzeichengruppe. Das sind lediglich alles nur Unterformen von ordinären Briefmarken, zumindest solange eben die genannten Freimarkenkriterien erfüllt sind, d.h. sich so von sonstigen Frankaturen (wie z.B. Absender- und Schalterfreistempel oder DV-Freimachungen) abgrenzt. Eine Internetmarke kann ich hier jetzt frei erwerben (bezahlen und anschließend selbst ausdrucken), dann meiner Oma schenken, die in 5 Jahren ihre Weihnachtskarte aus dem Urlaub in Garmisch an ihre Enkelchen damit frankiert (falls die Wertstufe dann noch ausreicht...hi) und in den nächsten gelben Kasten wirft (falls es dann noch Briefkästen geben sollte). Wenn das kein "Postwertzeichen" ist, was dann?

Unterscheiden kann man (und die Kataloge - auch "ob") anschließend u.a. nach Herausgebern, z.B. staatlich/amtlich oder Eigenausgaben bzw. nach DBP/DPAG und der rein privaten Konkurrenz etc. Was aber allen gemein ist, ist ihr grundsätzlicher "Postwertzeichen"-Charakter, ihr Briefmarken- bzw. Freimarkenstatus.

Allein der Sammler selbst bestimmt dann für sich selbst, welche Arten von "Briefmarken" er gerne sammeln möchte und was nicht. Ebenso der Katalogherausgeber für seine Produkte. Ich mag sowas nicht, ist dabei übrigens ein sehr gutes Sammelkriterium! Das gilt dann aber auch nur für das eigene Album, den eigenen Katalog. An der für alle allgemeingültigen, philatelistischen Grunddefinition für Freimarken kann man aber nicht so einfach in Eigenregie rumkratzen, und dabei versuchen, seine eigenen weitergehenden, "willkürlichen" (...) Kritierien allen anderen überzustülpen - und das Sammeln moderner Formen von Freimarken dann "gönnerhaft" einfach dem Bierdeckelsammeln gleichzusetzen. Nein, wer eine Internetmarke sammelt, sammelt damit eigentlich unbestritten auch eine Briefmarke.

Ob der MICHEL nun seine bisherigen Katalogisierungsrichtlinien hinsichtlich der fehlenden Anonymität an die Postmoderne anpasst und die ATM des Pilotversuchs aufnimmt, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Ich vermute sie werden - aller spätestens aber dann, wenn diese neuen Geräte bzw. dessen ausgereifteren Nachfolgemodelle bundesweit in den Regelbetrieb gehen werden.

Mit den besten philatelistischen Grüßen
Thomas
 
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