Thema: Definition der neuen Bund-Automatenmarken im Pilotversuch ab Dezember 2018
DL8AAM Am: 11.01.2019 21:17:20 Gelesen: 29618# 17@  
@ T1000er [#16]

In den USA hatte man in den 1940er Jahren bereits Automaten (Stichwort: "Mailomat") wo gegen Entgelt Freistempelabdrucke direkt auf die Poststücke gestempelt wurden.

Die Technologie ist eigentlich gleich, einen Wertaufdruck auf ein Trägerpapier, hier in Form eines selbstklebenden Etikett aufzudrucken.

Für mich gehören diese "Drucke" zum Sammelgebiet "Freistempel", ebenso wie die "Drucke" der Schalterfreistempel der Fabrikate Toshiba oder Bixolon.


Das Abgrenzungskriterium ist die 'anschließende' Gültigkeit. Wenn Du die Ausdrucke aus dem Postamt auf die Strasse (nach Hause) nehmen kannst und Du (oder sonstwer) diese irgendwann einmal später verwenden kann, handelt es sich um Postwertzeichen, um später einlösbare Wertgutscheine, d.h. "Briefmarken".

Wenn der Automat direkt auf das Poststück druckt ist es ein Freistempel. Das sagt schon der Name, die Sendung wird in diesem Moment freigestempelt. Egal, ob die Aufbringung im Büro durch den Gerätebetreiber, am Schalter durch den Postmitarbeiter oder in der Lobby durch den Kunden passiert. Das ist für die Freistempeleigenschaft unerheblich. Solche Formen tragen üblicherweise das Verwendungsdatum (als Verfallsdatum), im Gegensatz zur Angabe eines möglichen Verkaufsdatums ("Date of Sale"). Und genau daran werden Briefmarken von den Freistempel unterschieden. So werden spanische ATMs (ohne Datum) und die Schalterfreistempel-Labels (mit Datum) auf vollkommen identische Vordrucke (auf die gleiche Rolle) gedruckt. Zusätzlich wurden auf auf diesen "Mustern" echte, wirkliche Briefmarken (keine ATM) mit festen Wertangaben gedruckt. Und da gibt/gab es Deine ansprochenen "wöchentlichen" Motivwechsel und "Sonder-Vordrucke" (für Sondermarken / Sonderfreistempel). Ohne Datum = Briefmarke, mit = Freistempel, so einfach ist das.

http://www.meterstampsociety.com/Exhibits/SpainCPV/SpanishThermalATMPostage.pdf

In dieser Dokumentation sind genau diese Unterschiede (ATM/Briefmarken versus Schalterfreistempel) schön herausgearbeitet worden.

Ich entsinne mich noch gut, als 2007 in Wien ein-zwei Testgeräte in einem Postamt aufgestellt wurden. Da kamen auch Labels raus, die man theoretisch aus dem Postamt hätte mitnehmen können, die aber trotzdem noch unmittelbar am Tag des Druckes verwendet werden mussten. Da gab es auch bereits genau diese Diskussionen, aber auf Grund der nur 1-tägigen Gültigkeit (die postfrische Mitnahme war ja auch nicht angedacht, nur theoretisch möglich) rechnet man diese Labels aktuell "mehr" den Freistempeln, als den Postwertzeichen, zu.



Hier der entsprechende Auszug aus dem International Postage Meter Stamp Catalog für Österreich.

Im Teil Deutschland werden zwar INTERNETMARKEN in einer Fußnote genannt und auch gezeigt, aber ausdrücklich mit dem Hinweis, dass es sich eben nicht um Freistempel, sondern eher um "... traditionals stamps", d.h. traditionelle Briefmarken, handelt. Sie sind deshalb auch nicht als Freistempel katalogisiert.



Wobei die Katalogherausgeber ebenfalls die Gültigkeit noch falsch beschreiben, "valid indefinitely" statt die von Michael genannten 3 Jahre. Gut, das sind eben nur Fachleute für Freistempel, keine Koryphäen für Briefmarken und deren besonderen Eigenschaften.

Gruß
Thomas
 
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