Thema: Bund Automatenmarken Pilotversuch Mi-Nr. 10: Chaos bei der Versandstelle Weiden
Stefan Am: 12.01.2019 16:53:22 Gelesen: 244452# 79@  
@ Ron Alexander [#78]

Wenn ich das richtig sehen, Belege die am Postschalter aufgegeben wurden, wurden gestempelt. Die anderen Belege wurden wohl im Briefkasten eingeworfen und im Briefzentrum nicht gestempelt (da Kodierung ausgelesen wurde). Da nehme ich doch an, dass dies dann auch die Zukunft für die Praxis sein sollte. Damit dürfte die Idee dahinter klar sein, Abschaffung der Poststempel.

Ähm jein - so eindeutig ja oder nein lässt sich nicht antworten. Soweit mir bekannt, ist der Sinn und Zweck des Matrixcodes, dass eine Stempelung entfällt. Bei der Erzeugung der Automatenmarke im Automaten muss gleichzeitig im Hintergrund (postintern) dafür gesorgt werden, dass die Existenz von genau diesem Matrixcode von genau dieser Automatenmarke aus genau dem Automaten (von genau diesem Drucktag) postseitig gespeichert wird und zur Verwendung für eine Frankierung einer Sendung zulässig ist. Wird diese Automatenmarke zur Frankierung genutzt und durchläuft die Briefsortieranlagen im Briefzentrum der Post, sollte dieser Matrixcode in der Software von einer postintern bestehenden Liste gestrichen (bzw. abgehakt) werden. Dadurch sollte eine erneute Verwendung auffallen, sofern es dazu käme. Eine postseitige Stempelung würde entfallen. Um eine erneute Verwendung zur Frankatur zu erschweren, wurde für diese Ausgabe die Schlitzperforation eingeführt. Die Automatenmarken sollten sich auch nicht ablösen lassen, da die sonst gängige wasserlösliche Trennschicht zwischen Klebstoff und Papier nicht vorhanden ist.

Diverse Postmitbewerber in Deutschland arbeiten bereits seit Jahren mit einer vergleichbaren Technik, indem Briefmarken bzw. Prelabels (für Geschäftskunden) verausgabt werden, welche einen Strichcode (UPOC) enthalten. Dieser Strichcode soll bei einer Verwendung der Briefmarke maschinell eingelesen werden; diesem Datensatz werden zwecks Sendungsverfolgung weitere (interne) Angaben aus der Sendungserfassung hinzugefügt und gespeichert. Würde die Briefmarke bzw. das Prelabel erneut zur Frankierung verwendet, sollte die Briefsortieranlage die betroffene Sendung entweder aussortieren (Strichcode bereits mit Verwendungsdaten in der Verwaltungssoftware belegt) oder aufgrund der gespeicherten Daten eine maschinelle Fehlsortierung (an die Empfängeranschrift der ursprünglichen Sendung) verursachen.

Ich unterstelle, dass genau die fünf Postbankfilialen in Köln (3), Bonn (1) und Brühl (1) darüber informiert sind, dass diese Automatenmarken (mittlerweile) bei Auflieferung am Tresen in der Filiale nicht mehr gestempelt werden brauchen, dito sollten auch die Briefzentren in Köln informiert sein. Entsprechend sind auftauchende Belege, wo die neuen Automatenmarken eine Handstempelentwertung tragen - insbesondere der Filialen "Köln 51" (Köln-Bayenthal, Bonner Str.) und "Köln 60" (Köln-Nippes, Wilhelmstr.) - im Regelfall auf philatelistischen Einfluss zurückzuführen sein.

Im nachfolgenden Beispiel wurde die C6-Sendung mit einer vor Ort taggleich gezogenen Automatenmarke zu 70 Cent (bis 20 g) frankiert und diese um eine Automatenmarke zu 15 Cent auf das Porto für einen Kompaktbrief (bis 50 g) erweitert:



Auf Sammlerwunsch erfolgte am 31.12.2018 eine korrekte Entwertung der zusätzlichen Frankierung in der Filiale "Köln 60" (Köln-Nippes) selbst, ansonsten hätte das Briefzentrum stempeln müssen. Über solch eine Konstellation ließ sich der tatsächliche Verwendungstag der Frankatur dokumentieren.

Die in Beitrag [#73] gezeigten Belege, frankiert mit Automatenmarken aus Bonn, wurden am 22.12.2018 in der Postfiliale 53797 Lohmar (östlich vom Flughafen Köln-Bonn gelegen) aufgeliefert. Lohmar selbst gehört nicht zu den Standorten, wo für den Feldversuch die neuen Automaten aufgestellt worden sind. Die Handstempelentwertung in der Annahmestelle kann auf philatelistischen Einfluss hin entstanden sein oder alternativ auf eigene Veranlassung des örtlichen Personals.

Der Beleg zu 70 Cent Porto aus Brühl in Beitrag [#73] sowie die von lonerayder in Beitrag [#75] gezeigte Sendung sollten meines Wissens den üblichen Zustand einer gelaufenen Sendung darstellen - dies analog der Bearbeitungsweise der seit Jahren existierenden Internetmarken.

Im nachfolgenden Beispiel, welches diese Woche aufgegeben wurde, erfolgte am Montag, den 07.01.2019 eine maschinelle Entwertung der Frankierung im Briefzentrum 45:



Eine derartige Entwertung dürfte eher eine Ausnahme von der Regel sein, entstand ohne philatelistischen Einfluss und dokumentiert dabei zufällig das genaue Verwendungsdatum der Frankierung.

Da nehme ich doch an, dass dies dann auch die Zukunft für die Praxis sein sollte. Damit dürfte die Idee dahinter klar sein, Abschaffung der Poststempel.

Man würde sich, sofern generell auf Briefmarken mit Matrixcode umgestellt würde, die Technik zur maschinellen Stempelung und die Stempelfarbe sparen. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Faktor ist das Thema Zeitersparnis bei der Sendungsbearbeitung in einem Briefzentrum, da ein grundsätzlicher Arbeitsschritt in der Prozesskette entfallen würde.

Interessant ist es dann noch, wenn man ein Schriftstück zu einem festen Zeitpunkt einreichen muss und den entsprechenden Vermerk "Es zählt das Datum des Poststempels". Dies wird es in Zukunft dann so wohl auch nicht mehr geben.

Dieser Aspekt wird ebenfalls interessant werden.

Gruß
Pete
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12326
https://www.philaseiten.de/beitrag/195122