Thema: Definition der neuen Bund-Automatenmarken im Pilotversuch ab Dezember 2018
jmh67 Am: 13.01.2019 21:14:50 Gelesen: 28527# 56@  
@ funnystamp [#55]

Es ist durchaus möglich, dass mit dem Matrixcode eine bessere Kontrolle über den Gebrauch der Postwertzeichen geschaffen werden soll. Versetzt man sich auf den Standpunkt der Post und nimmt an, dass jede Sendung maschinell eingelesen wird, dann kann man überprüfen, ob ein gegebener Code schon einmal im System gefunden wurde, und dann die Sendung als unfrankiert (weil mit einem schon einmal benutzten Wertzeichen versehen) erkennen.

Das haut wahrscheinlich in dieselbe Kerbe wie der Versuch der neuseeländischen Post Ende vorigen Jahres, das Abstempeln von Briefmarken aufzugeben, indem eine Möglichkeit geschaffen werden sollte, die Wiederverwendung derselben zu erkennen. Mit geeigneter Kodierung sind ja Millionen Kombinationen und damit eine ziemlich eindeutige Kennzeichnung möglich, und die Vermutung, dass künftig alle Briefmarken eine solche Matrix tragen und damit quasi vorausentwertet sein sollen, liegt wahrhaftig nicht fern. Damit wäre im Umkehrschluss auch eine Kontrolle der Verwendung vorausentwerteter Postwertzeichen gegeben, die bisher die Vorlage entsprechender Genehmigungen erforderte. Man vergleiche hierzu die Regelungen in den USA. Die "Selbstzerstörungsstanzung" ist dann eigentlich überflüssig.

Die Durchsetzung dieses Konzepts krankt aber meiner bescheidenen Ansicht nach daran, dass mindestens für eine Übergangszeit sowohl klassische Briefmarken als auch vorausentwertete Wertzeichen gültig sein müssen, wobei erstere natürlich gestempelt werden müssen (oder man lässt sich auf einen Run zum Umtausch ein). Man müsste also zwecks Einnahmesicherung jede Sendung auf Zusatzfrankatur prüfen und letztere gegebenenfalls in einem weiteren Arbeitsgang entwerten. Zudem wird dem Poststempel ja herkömmlicherweise eine gewisse Beweiskraft bezüglich Fristenwahrung beigemessen. Ferner erfordert eine solche Technologie ein jederzeit zuverlässig funktionierendes Computersystem, was erfahrungsgemäß um so schwieriger zu bewerkstelligen ist, je größer es wird. Dazu kommt - ich muss es wiederholen - der Umweltschutzaspekt. Der Einsatz von selbstklebenden Stoffen, Trägerfolien und Thermopapier ist bei der zu erwartenden Menge an Wertzeichen nicht zu vernachlässigen.

Diese Probleme sind gewiss nicht unüberwindlich, zeigen aber, dass solch eine Umstellung wohl überlegt sein will. Über ihre Bedeutung für das Sammlerverhalten möchte ich hier bewusst nicht spekulieren. Mir persönlich ist aber angesichts dessen, dass komplexe Technologien immer auch ein hohes Versagensrisiko bergen und dies heutzutage nicht ausreichend in Erwägung gezogen zu werden scheint, die bisherige "Low-Tech-Lösung" des Stempelns von Briefmarken und des Datierens von Freistempeln immer noch am sympathischsten, da sie im Zweifelsfall auch ohne maschinelles Zutun durch einfaches Hinsehen überprüft werden kann und die Beweiskraft erhalten bleibt. Man kann ja wohl nicht Postsendungen liegen lassen, nur weil im Briefzentrum ein Scanner nicht funktioniert.

-jmh
 
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