Thema: Brief International nur noch Dokumente zulässig. Keine Waren mehr zulässig
DL8AAM Am: 15.01.2019 16:52:51 Gelesen: 20228# 34@  
@ ligneN [#32] etc.

Dabei hat die UPU die zulässigen Maße für Briefsendungen ja festgelegt. Da braucht die DP nicht rumzujammern über "nicht maschinenlesbare Formate"

Es geht hier primär nicht um die Maße, sondern eigentlich nur um die Inhalte.

Beim gerne erwähnten China, was ja ohne Zweifel stimmt, fragt man sich schon, warum die EU-Nachbarstaaten bei der von der DP ab 1.1.19 durchgezogenen "strikten Trennung" nicht mitspielen.

Das internationale Vertragswerke von einigen Ländern nicht, nur teilweise oder wenn, dann nur verspätet umgesetzt oder eingehalten werden, kennen wir ja aus vielen Bereichen. Nur weil andere "falsch" handeln, hat man noch lange keine Ausrede es selbst zu machen. Es gibt eben keine Gleichheit im Unrecht. Beispielsweise ist inzwischen die Liste der UPU-Mitglieder, die Internationale Antwortscheine grundsätzlich, trotz Verpflichtung, nicht mehr einlösen, bestimmt sehr viel länger, als die mit den Ländern, die sich in diesem Fall noch sauber an das UPU-Vertragswerk halten.

Ein weiterer Grund für die nicht "strikte Trennung" kann sein, dass diese Bereiche in einigen Ländern anteilmäßig nicht mehr relevant genug relevant sind. Nationale Entgelte und Versandformen werden ja auch nicht UPU-regelmentiert, sondern nur der grenzüberschreitende Teil. Dann muss z.B. Frankreich eben für die entgeltermäßgt im Land angenommene 'französische Kulturgut-Literatur' im internationalen Austauschfall die Differenz selbst drauflegen. Die übernehmenden Postdienste werden hier zumindest keine Ermäßigung gewähren. Vielleicht ist das ja auch staatlicherseits so gewollt, eine Art von "Kulturgutexport-PR/Propaganda". ;-)

Und die Sache mit China ist ja genau einer der Gründe, weshalb aktuell u.a. die USA verständlicherweise eine Neuverhandlung der UPU-Beziehungen anmahnen und sogar drohen im Extremfall komplett aus dem Vertragswerk auszusteigen oder gar aus der UPU auszutreten. Derzeit ist es leider so, das die annehmenden bzw. zustellenden Länder diese verbilligten "Brief-"Warenimporte stark subventionieren. Nur so funktionieren eCommerce-Warenimporte aus China für "1 Euro inklusive Versand". Ich habe mir selbst so mal wieder vor einiger Zeit Handyzubehör für 89 Cent gegönnt. Eigentlich kann das nicht rund ausgehen. Für mich als Belegsammler zwar interessante Stücke für Sammlung, für den lokalen Innenstadtshop tödlich. Das ist für staatliche Posten, wie der USPS, die in China keine eigenen Niederlassungen betreiben, wie unsere DPAG, die belgische Post, die postNL oder die französische La Poste etc., und so kräftig am "1€-Versand-Sektor" mitpartizipieren, doppelt ärgerlich. Man legt bei der Zustellung kräftig drauf und macht zudem damit "als Staat" die eigene heimische Wirtschaft direkt kaputt.

Ich vermute diese Anpassungen des UPU-Vertragswerks der letzten 1-2 Jahre passen genau in dieses Spannungsverhältnis. Man will wohl versuchen die Verwerfungen, zumindest "optisch", ein wenig abzumildern. Ob das ausreicht, oder ob der internationale "Warenversand" (egal ob echte Waren oder private Geschenke, Buch, CDs oder sonst. "Kleinmaterial") in den nächsten Jahren noch sehr viel stärker 'belastet' wird, bleibt abzuwarten. Ich befürchte, das dieser internationale, postalische "Klein-Warenversand" - eher kurzfristig als langfristig - noch sehr viel teurer werden wird. Das besänftigt zwar die tradtionellen Staatsposten der Importländer, spielt aber auch den internationalisierten Privatposten (a la DPAG etc.) in die Hände, denn diese sammeln ja schon jetzt die Sendungen bereits im Exportland über ihr eigenes Niederlassungs- und Partnernetzwerk ein, schaffen alles gesammelt über interne Wegs (die eigene Flugzeugflotte) ins Empfängerland und versenden dort nach "Vereinzelung" national - oder EU-intern, d.h. UPU-extern. Die tangiert es deshalb weniger bis überhaupt nicht. Ebenfalls tangiert das alles gewerbliche Versender sowieso weniger, z.B. internationaler Katalogversand (u.a.) findet inzwischen als Direct Mail (Remailing) statt, und dieses Produkt bieten die nationalen Postdienste ihren "Großkunden" selbst an (z.B. die DPAG nimmt Kataloge/Waren ihrer Kunden aus D - beispielsweise für frz. Empfänger - in D 'nichtpostalisch' an und verschickt diese über ein eigenes Netz in F als Inlandssendung zu entsprechenden Sondertarifen). Und neben den ehemals, hochheitlichen, europäischen Posten tummeln sich da noch etliche weitere private Dienstleister. Da bleibt die UPU mit ihren Regelungen komplett außen vor, insbesondere wenn das alles EU-intern, über ein eigenes Vertragswerk, geregelt wird.

Für den echten Privatversender ("P2P") wird das dann aber sicherlich alles sehr viel teuer. Der kann auf diese Wege nicht zugreifen. Das ist so, wie im Briefsektor auch, das in den Marketingköpfen der "echte" traditionelle P2P-Versand die gewinnträchtigen Abläufe einfach nur stört. Der Private ist eigentlich nur noch als "2P"-Empfänger interessant, idealerweise auch nur noch über Packstationen. ;-)

Und philatelistisch am Rande betrachtet: Ich bin Mitglied in einigen amerikanischen "ArGen", die versenden ihre Rundbriefe inzwischen ausschließlich nur noch elektronisch. Ein postalischer Versand wäre einfach nicht mehr bezahlbar.

Gruß
Thomas
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12385
https://www.philaseiten.de/beitrag/195368