Thema: Sinnvolles Vorgehen zum Verkauf von Briefmarken
Phil Ologe Am: 24.01.2019 17:45:22 Gelesen: 10026# 21@  
Dass kein falscher Eindruck aufkommt:

Ich möchte einen Auktionator bei seinen Provisionen nicht auf Dumping-Preisniveau drücken. Ein Auktionator soll einen für seine Arbeit/Unkosten angemessenen Betrag erhalten. Wenn jetzt z.B. diese von Markus Pichl abgebildete Sammlung von 4 Regalen komplett versteigert werden soll, wäre eine Provision dafür von 20.000 € nicht völlig aus der Luft gegriffen. Nur in meinem Fall sind für die Auktion insgesamt wohl nur ca. 4 Alben überhaupt relevant (von insgesamt einem ganzen Schrank voll). Und es tut mir leid, 20.000 € stehen da in keinem (ansatzweise) angemessenen Verhältnis zu der Aufnahme von vermutlich nichtmal 1.000 einzelnen Stücken. Was mich stört, ist, dass es auf eine etwa 100mal höhere Provision hinausläuft, wenn zB Klassiker wie der Weihnachtsblock, Posthornsatz oder die 4 Renner-Blöcke versteigert werden verglichen zu einer Durchschnittsmarke von ein paar €, obwohl der dazu nötige Aufwand nahezu identisch ist, denn das Gutachten für diese teureren Marken wird ja ohnehin extern erstellt und Preisrecherchen muss der Auktionator dazu auch nicht einholen, da das Preisniveau für solche Klassiker jedem halbwegs interessierten Laien in etwa geläufig ist). Hinzu kommt noch, dass die Auktionatoren in der Regel gar keine Marken versteigern wollen, mit denen sie sich zuvor noch nicht intensiver auseinander gesetzt hatten. D.h. der Fall, dass sich ein Auktionator dann mit völligem Neuland beschäftigen muss (was eine höhere Provision rechtfertigen würde), tritt in der Praxis ohnehin kaum auf.

Eine Kassiererin bekommt noch nicht mal so viel (20.000 €) brutto im Jahr ! (Klar ist das Fachwissen eines Auktionators nicht vergleichbar). Auch mein Vorfahr musste für so einen Betrag sehr hart arbeiten.

Die von mir ins Auge gefassten Auktionshäuser gewähren allenfalls eine marginale Provisionssenkung von vielleicht 5% (wenn überhaupt), was aber am Grundprinzip so gut wie gar nix ändert. Und selbst, wenn der Verkäufer 0 Provisionen bezahlen müsste, fände ich eine Provisionssumme von 10.000 € immer noch zu hoch. Nehmen wir mal den in der Praxis nicht auftretenden hypothetischen Fall an, dass der Verkäufer 0 Provision bezahlt und der Käufer 20% beim Kauf einer 1.000 €-Marke. Dann erhält also der Verkäufer 1.000 € und der Käufer muss 1.200 € bezahlen. Jetzt hätte man aber auch beim direkten Verkauf die Marke für 1.100 € verkaufen können, dann erhält der Verkäufer mehr und der Käufer muss weniger bezahlen, eine win-win-Situation für beide bzw. eine loose-loose-Situation im Auktionsfall.

Weil viele den Vergleich mit Immobilienmaklern angeführt haben: Hier ist es in der Regel so, dass bei teureren Objekten eben nicht diese gesetzliche prozentuale Provision zum Tragen kommt, sondern es wird dann meist ein Fixbetrag ausgehandelt (der aber jetzt z.B. bei einer 2-Mio-Immobilie nicht so weit entfernt liegt von dem einer 1-Mio-Immobilie, also nicht doppelt so hoch ist). Aber selbst wenn alle Makler immer eine prozentuale Provision erhalten würden, heisst das noch lange nicht, dass dieses System sinnvoll ist bzw. es macht auch keinen Sinn daraus zu folgern, dass es auch so bei Briefmarkenauktionen sein muss. Ich halte z.B. die prozentualen Gebühren einer Bank bei Wertpapierkäufen für völlig ungerechtfertigt, aber selbst dort gibt es oft eine Deckelung der Gebühren nach oben; im Briefmarkenbereich gibt es aber diese Deckelung ganz offenbar nicht (zumindest nicht bei Sammlungen unter 100.000€ realem Gegenwert).

Ich hätte keine Probleme, einen Stundensatz von 60 € zu bezahlen (bei einer korrekten flüssigen Arbeitsweise) und nochmal: Ich will die Arbeit eines Auktionators (und die seiner Helfer) nicht herabwürdigen oder kleinreden. Man kann es drehen und wenden wie man will, 20.000 € sind da einfach nicht (ansatzweise) angemessen.

Im Kern geht es eben darum abzuwägen, ob es besser ist, horrende Gebühren zu bezahlen und auf einen hoffentlich umfangreichen Kundenstamm zugreifen zu können oder eben vertretbare Gebühren zu haben, aber dann auch auf einen vermeintlich nicht so grossen Interessentenkreis zugreifen zu können. Da bin ich immer noch unschlüssig.

Fernab von meinen finanziellen Ueberlegungen fühle ich mich jedoch innerlich zutiefst auch meinem Vorfahr verpflichtet, diese Sammlung nicht zu verramschen. Mir geht es nicht darum, den maximal möglichen Preis zu bekommen, aber ich möchte sie eben im Namen meines Vorfahren auch nicht unter Wert hergeben. Lieber behalte ich dann Marken, als sie zu einem Spottpreis zu verkaufen. Denn das stünde im krassen Gegensatz zu seiner hingabevollen, zeitintensiven Sammelleidenschaft und er wäre damit auch sicher nicht einverstanden. Genauso wie er mühevoll über diverse Kanäle an Marken gekommen ist, habe ich nachwievor extreme Bedenken nun alles auf eine (Auktions-)Karte zu setzen, wo dann bei einer Auktion mit einem niedrigen Ausrufpreis die Marke uU vergleichsweise billig weggeht (wie ich es schon von mehreren Bekannten miterlebt habe: Dieselbe Marke hatte dann bei einer späteren Auktion einiges mehr gebracht).

Es kann doch z.B. auch leicht sein, dass es viele Interessenten zu einer bestimmten Marke gibt, die aber von der einen konkreten Auktion, bei der dann die Marke verkauft wird, aus welchen Gründen auch immer gar nichts mitbekommen haben (z.B. weil sie gar nicht in dem Land leben, wo die Auktion stattfindet etc.).

Auf 50.000 €-Gesamtvolumen ist man relativ schnell mit gar nicht mal soviel Marken (z.B. 10, die im Schnitt 1.000 € machen, 30, die im Schnitt 333 € machen, 100, die im Schnitt 100 € machen, usw) Und selbst, wenn es nur 30.000 € Marktwert wären, ist die prozentuale Provision immer noch zu hoch., wenn sich der Auktionator nur um ca. 4 Alben kümmern muss.

Was ich mir auch schon überlegt hatte:

Ich gehe auf eine Auktion, nehme Flyer mit, die über wesentliche Teile der Sammlung Aufschluss geben und drücke die dann den Bietenden in die Hand. Hat so etwas schon mal jemand gemacht ?
 
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