Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 27.01.2019 08:59:48 Gelesen: 250683# 367@  
Liebe Freunde,



am 1.1.1843 trat in Bayern ein neues Regulativ in Kraft, das die eher komplizierten Tarifstrukturen des Alten vom 1.12.1810 modifizierte. Aber entweder war das am 1.1.1843 noch nicht jedem bekannt, oder die Gebühren waren immer noch zu konsumentenunfreundlich, wie dem auch sei, in Nürnberg am 1.1.1843 (geschrieben noch 1842, weil man sich noch nicht am Neujahrstag an das Neue Jahr gewöhnt hatte!) wollte die Firma G. A. Schleicher keinen Frankobrief nach Tittmoning aufgeben, weil ihr das zu teuer war. Das waren nämlich satte 199 km und damit lagen wir in der neuen Zone von über 24 - 30 Meilen, wofür 10 Kreuzer hätten berappt werden müssen.

Das musste günstiger gehen und es ging auch - elegant wurde der Brief bis 1/2 Loth nach München (wie?) transportiert, ohne die teure Post einzuschalten und erst dann aufgegeben, wobei es selten ist, dass dergleichen Briefe frankiert wurden, gab es doch keinen Unterschied hinsichtlich franko und porto. Man zahlte also 4 Kreuzer (hinten kaum lesbar vermerkt) für jetzt nur noch 6 - 12 Meilen und sparte sich daher satte 6 Kreuzer.

Im Adressbuch der Stadt Nürnberg für 1842 findet sich just jeder G. A. Schleicher:

https://books.google.de/books?id=WLNAAAAAcAAJ&pg=PA115&lpg=PA115&dq=firma+g.+a.+schleicher,+n%C3%BCrnberg&source=bl&ots=7cgdfEdBCE&sig=ACfU3U2CWmgRiH_vqRSH8PBpXW6cLoZG2g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiA-e-Yvo3gAhWFLVAKHRPzD6IQ6AEwCHoECBEQAQ#v=onepage&q=firma%20g.%20a.%20schleicher%2C%20n%C3%BCrnberg&f=false

Ob er a la longue damit finanziell reüssierte, wissen wir nicht und auch die erhebliche Verzögerung von mindestens 2 Wochen, bis der Brief in Tittmoning war, hat man wohl nolens volens hingenommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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