Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:18:25 Gelesen: 250938# 369@  
Liebe Freunde,

harmlos von vorne, harmlos von hinten und doch wahrlich nicht alltäglich!



In Monheim sandte man am 2.9.1847 einen Portobrief "Dem Magistrat der Königlichen Stadt Oellingen". Die Aufgabepost taxierte ihn korrekt mit 3 Kreuzern, wobei dies schon inkludiert, dass man den Zielort, den es weltweit gar nicht gab und gibt, gekannt hatte, weil man sonst nicht auf eine Entfernung von bis zu 6 Meilen gekommen wäre, für die allein 3 Kreuzer zu taxieren gewesen wäre.

Siegelseitig sehen wir den Stempel von Donauwörth vom Folgetag und dann erst wieder 2 Abschläge von OETTINGEN vom 7.9., was auf eine vorübergehende Nichtauffindung eines Ortes wie Oellingen schließen lässt. Monheim ist von Oettingen nur 26 km Straße (!) entfernt und ein regulärer Brief wäre nur einen Tag nach dorthin unterwegs gewesen, bei morgendlichem Postabgang wäre er sogar noch am selben Tag zugestellt worden.

Aber irgendein Schlauer vermerkte unter Oellingen "Oettingen" und hatte natürlich Recht. Derart erleichtert unterstrich man die 3 mit Rötel und war froh, diesen schludrig adressierten Brief endlich losgeworden zu sein, auch wenn es ein paar Tage länger gedauert hatte, bis man sein Geld bekam. Auch hier nahm die Empfängerbehörde den Portobrief an, was eigentlich gegen die Vorschrift war, da dergleichen Briefe an bayerische Behörden zu frankieren waren, aber es gab halt auch Briefe, bei denen nichts klappte - schön für mich/uns.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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