Thema: Was unternimmt der BDPh gegen die Ausgabenflut der Deutschen Post ?
funnystamp Am: 01.02.2019 18:17:29 Gelesen: 12752# 65@  
Auch mir erscheinen manche hier vorgetragenen Statements recht eigenartig zu sein. Geht man geistig einmal einige Schritte zur Seite und betrachtet manche Meinungen aus einer neuen Perspektive, so scheinen diese durchaus jahreszeitgemäß auch in eine „Bütt“ zu passen, insbesondere diese eigenartige Forderung an eine „übergeordnete Institution“ die Post dahingehend zu belehren, die Ausgabenflut einzudämmen.

Fakt:
Diese Ausgabenflut richtet sich doch zunächst einmal primär an die Postkunden generell und nicht nur an die Sammler. Auch wenn die nassklebenden Marken bevorzugt von Sammlern erstanden werden, so ist das Hauptgeschäft wohl durch die selbstklebenden Marken zu erreichen.

Zwei Beispiele: Im Jahr 2009 beträgt die Gesamtzahl der 55 nassklebenden Briefmarken knapp 435 Mio. Briefmarken. Diesen stehen (ohne die beiden Sk-Dauermarken) fünf SK-Ausgaben mit 1,42 Mrd. Marken gegenüber. Im Jahr 2010 betrug die Gesamtzahl (wieder ohne die Dauermarken) der nun 12 SK-Marken 1,73. Mrd. Marken!

Natürlich sind die nassklebenden Marken ein lukratives Geschäft für die Post, fordern doch viele Sammler davon keinerlei weitere Leistung der Post ein, damit liefern diese Ausgaben dem Unternehmen, abzüglich entsprechender Personalkosten für Herstellung und Vertrieb, einen deutlichen Gewinnschub. Aber ich denke nicht, dass z.B. die über 10 Mio. Ausgaben der „historischen Postkutsche“ aus dem Jahr 2010 allesamt in Alben der Sammler verschwunden sind.

Tatsächlich sind die selbstklebenden Marken zudem wesentlich geeigneter für die eher rabiaten Maschinen der Briefsortierung. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten nassklebenden wegen unzureichender Verklebung dann beschädigt ankommen.

Betrachten wir nun den Standpunkt eines angehenden Sammlers. Der ist doch froh, wenn, sofern überhaupt noch Post versendet und auch mit Marken frankiert wird, eine unbeschädigte Marke auf einem Umschlag klebt. Die wenigen beschädigten Marken werden den potenziellen Sammler nicht motivieren, eine Sammlung zu beginnen. Also ist es auch sinnvoll, wenn nicht nur eine oder zwei SK-Ausgaben kursieren, sondern wenn diese regelmäßig ein neues Motiv zeigen.

Dann macht es wohl auch irgendwann Klick, und die Jagd beginnt. Ob man dabei zum Sammler aller Ausgaben oder nur eines begrenzten Motivkreises wird, das ist letztlich egal. Und es macht Spaß. Ich stehe dazu und freue mich über jede neue Ausgabe. Ich weiß, dass dieses Hobby auch Geld kostet, aber wenn ich Gewinn machen will, dann gibt es andere Anlageformen, die machen aber keinen solchen Spaß!

Gott sei Dank ist in Deutschland das Ausgabeprogramm gut überschaubar, im Prinzip eine Ausgabe pro Woche. Schaut man mal über den philatelistischen Zaun in die Nachbarländer Frankreich oder Österreich, dann erkennt man hier doch deutlich mehr Sammler-Orientierung. Alleine die personalisierten Ausgaben der österreichischen Post sind schier unüberschaubar.

Noch ein geistiger Schritt zur Seite: Ich habe mir mal die Profile so mancher Kritiker des Ausgabenprogramms angesehen. Dort sind durchaus interessante Sammelgebiete, aber Neuausgaben von Deutschland? Fehlanzeige! Also warum dann diese Aufregung über Dinge, die man gar nicht sammelt. Will man anderen Sammlern hier das Hobby vergällen weil man doch ein schlechtes Gewissen hat, dass man vielleicht doch etwas verpassen könnte? (Nur Vermutungen, keine Behauptungen!)

Wie aber sind diese Philatelisten zu ihrem Sammelgebiet gekommen. Haben die schon als kleiner Junge sofort mit bestimmten Germania-Ausgaben oder Inflations-Ausgaben der Weimarer Republik oder Ortsstempeln aus vielleicht Namibia begonnen? Das muss wohl so sein und ich als „dummer“ NeuheitenAnsammler? Nein, Philatelist ist das wohl nicht. In diesem Sinne will ich auch kein klassischer Philatelist sein. Auch wenn ich im Rahmen meiner NeuheitenAnsammlung durchaus Forschungsarbeit betreibe, so macht es mir Spaß, und ich habe kein Verlangen, die scheinbare Markenflut eindämmen zu wollen.

Hermann
 
Quelle: www.philaseiten.de
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