Thema: (?) (172) Altdeutschland Bayern Auslandspost
hettel Am: 08.02.2019 14:07:32 Gelesen: 61659# 123@  
Bayern - Post nach Russland

2 Belege nach Russland möchte ich nicht vorenthalten:

Beleg Nr. 1



Dieser privat hergestellter Kartenbrief mit Bildzudruck vom Königsee wurde am 08.08.1904 (Mo.) von Berchtesgaden nach St. Petersburg verschickt. Angekommen ist er in St. Peter(s)burg am 29.07.1904. 1904 war Schaltjahr, der Julianische Kalender war aktuell (somit - 12 Tage), deshalb lässt sich eine Transportdauer von 4 Tagen ermitteln. Die Post lief von Berchtesgaden nach Berlin (750 km), von Berlin nach Eydtkuhnen (740 km ), dann wurde umexpediert (andere Spurweite der russischen Staatsbahn) von Eydtkuhnen nach Kyrbati (2 km - heute Kyrbatai). Schließlich erfolgte die Weiterleitung von Kyrbatai nach St. Peter(s)burg (750 km). Die Adresse ist in kyrillischer Schrift in altrussischer Sprache verfasst.

Sie lautet: Seiner Hochwohlgeborenen - A.K.Schubert - Wassielijewski-Ostrow,
Kreuzung 6 - Linie Mittlerer Prospekt, Nr. 28/29 - St. Peterburg
.
Der Empfänger wohnte somit auf der Wassilijewski Insel in St. Petersburg.
Privat hergestellte Kartenbriefe mit Bildzudruck aus dieser Zeit sind äußerst selten.

Beleg Nr. 2




Am 27.06.1911 wurde diese Karte von München nach Twer verschickt. Twer - eine Stadt im Föderationskreis Zentralrussland, gelegen an der Bahnstrecke Moskau - Sankt Petersburg ist gleichzeitig die Hauptstadt des Oblast Twer. Von 1931 bis 1990 hieß die Stadt Kalinin nach dem sowjetischen Politiker Michail Kalinin. Die Frankatur besteht aus 2 x Nr. 92 A. Ankunft in Twer war der 18.6.1911, somit 4 Tage Transportzeit. Die Karte ist selten hinsichtlich der frankierten Marken. Die Jubiläumsausgabe (Nr. 92 und 93) war nur im Verkehr von Deutschland nach Österreich zugelassen (es gilt § 1 Artikel 11 des WPV). Im internationalen Verkehr wurden diese Marken nicht anerkannt. Der in München tätige Postbeamte ignorierte diese Bestimmung ebenso wie der in Twer tätige Beamte. Hier hätte eine Nachgebühr vereinnahmt werden müssen.
Hier gestatte ich mir die Textwidergabe:

Für Ihre Exzellenz (in wörtlicher Übersetzung „Hochadlige“)

Warwara Wasiljewna Tschernjawskajja
Tschernjawskaja Str.
bei Durzewsakaja (offensichtlich wohnt sie dort)
Tver

Text:

Liebe Kusine, wie geht es dir? Ich verbringe angenehme Zeit in München. Die Stadt gefällt mir sehr, sie ist malerisch und die Gebäude von besonders schönen Architektur. Ich werde Dir und Sinchen (Name einer anderen Person) Ansichtskarten senden und auch aus allen Orten, wo wir dann sein werden, so dass Du endlich eine Kollektion haben wirst. Von der Reise nach Warschau zu Schura (Name einer anderen Frau) bin ich begeistert, sie lebt wunderbar, ihr Mann liebt sie sehr, und Mischa ist ein so spaßhafter und lustiger Knabe. Er ist sehr ähnlich wie Schura.
Ich liebe Dich und küsse Dich kräftig.

Deine Lila.
 
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