Thema: Portobestimmung von Belegen: Altdeutschland Bayern - Schweiz
bayern klassisch Am: 10.02.2019 08:12:32 Gelesen: 32800# 38@  
Liebe Freunde,

heute mal eine kleine Spezialität von mir: Zürich, 15.5.1850, an "Herrn Ph. H. Kraemer Eisenwerk bei St. Ingbert bei Zweibrücken Bayr. Pfalz". Obwohl es für den Kanton Zürich seit 1.3.1843 eigene Marken zu 4 und 6 Rappen gab, wären diese auf frankierten Auslandsbriefen nicht gültig gewesen, obwohl diese bis 30.9.1854 im Lokalverkehr gültig waren.



Auch die beiden Marken der Bundespost (ab 1.1.1849) zu 4 Centimes, die sog. Waadt, vom 22.10.1849, bzw. die Folgemarke zu 5 Centimes vom 22.1.1850, kennen wir nicht auf Briefen nach Bayern, so dass man hier zur Barfrankatur greifen musste, wenn ein Postkunde frankiert ins Ausland versenden lassen wollte.

Der Franco - Stempel von Zürich bestätigte dies auch und siegeleseitig sehen wir 2 Taxen: 16 in Rötel und 12 in violetter Tinte. Die 16 Schweizer Kreuzer waren der Gesamtbetrag für die beteiligten Postgebiete Zürich (Schweiz), Baden und Bayern. Die 16 notierte also der Beamte am Annahmeschalter. Die 12 waren das Weiterfranko für Baden und Bayern, denn Korrespondenz in die Pfalz war stets den badischen Posten auszuliefern und ab dem 1.8.1843 galt zwischen Baden und Bayern ein Gemeinschaftspostvertrag, der beide Staaten zu einem Postgebiet erklärt hatte. Hierbei galt bei einfachen Briefe bis 1/2 Loth über 15 Meilen eine halbscheidig zu teilende Gebühr von 12 Kreuzern, egal nach wohin in der Pfalz die Briefe gerichtet waren.

Für die Schweiz galt Zürich - Basel über 10 - 25 Wegstunden (eine Wegstunde betrug 4,8 km, also hier in direkter Linie über 48 bis 120 km) = 4 Kreuzer, so dass hier alles korrekt berechnet worden war (auch bis 1/2 Loth einfach).

Am Folgetag wurde der Brief der badischen Bahnpost übergeben, die mit dem Curs II - Stempel und dem Nordstern dokumentierte, dass es nach Norden ging. Über Mannheim - Ludwigshafen ging es dann am 18.5. nach St. Ingbert, wo der Brief seinem Empfänger übergeben wurde. Dank der badischen Bahnpost ein zügiges Unterfangen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/10117
https://www.philaseiten.de/beitrag/197133