Thema: Definition der neuen Bund-Automatenmarken im Pilotversuch ab Dezember 2018
DL8AAM Am: 14.02.2019 15:22:49 Gelesen: 25367# 103@  
@ GR [#102]

Gerhard, den Link zu dieser BFM-Veröffentlichung habe ich Dir bereits im Beitrag [#96] geschrieben, auch der passende Passus, dass Automatenmarken nach deren damaliger Auffassung (2016) keine "Postwertzeichen im eigentlichen Sinn" sind. Die "Post" nannte sie früher deshalb auch "Automaten-Postwertzeichen (APWz)", um eben die Klippe des "eigentlichen Sinnes" zu umgehen. Die heutige Post nimmt wohl den Begriff Postwertzeichen überhaupt nicht mehr in den Mund. Auch nicht für BMF-Briefmarken. Sie spricht nur noch allgemein von Briefmarken und meint damit "alles" entsprechende, sogar die Internetmarken etc.

Alle ATM tragen aber trotzdem noch immer grundsätzlich den Zusatz "Deutschland" (und nicht "Deutsche Post"), obwohl diese nicht vom BFM "stammen". Diese wurden und werden von Post in vollkommender Eigenregie herausgegeben. Das hatte ich oben auch genau so angesprochen. Ob die Post den Titel "Deutschland" mit 'staatlicher Genehmigung' verwendet - oder auch nicht - ist meines Wissens weder von der Post, noch von BFM bisher kommuniziert worden. Wobei ganz ohne Absprache kann ich mir nicht vorstellen, ist aber für unsere Frage eigentlich trotzdem nicht wirklich relevant. Die einzige philatelistische Relevanz ist, dass die Post die Automatenmarken verkauft und das diese ATM in den Katalogen als solche gelistet werden. Der MICHEL hat es sich hier "zur Sicherheit" ganz einfach gemacht und hat die Problematik "Deutschland, BMF und Herausgeber" dadurch umschifft, in dem es den ATM eine eigene Kategorie gegeben hat. Sie erfüllen den 'tatsächlichen' Tatbestand von Briefmarken und Postwertzeichen, auch wenn sie nicht einer (schwammigen bis nicht einmal vorhandenen) Legaldefinition in engeren Sinne entsprechen. Die ATM-Zettelchen erfüllen ihren Zweck der vorbezahlten Beförderungsdienstleistung, genau so wie die gezackten Zettelchen. Im Faktischen sind "Deutschland-Briefmarken", ATM, Internetmarken, Produktmarken und "Briefmarke Individuell" vom Inhalt her vollkommen identisch. Es sind eben nur Quittungen für im vorraus bereits bezahlte Dienstleistungen, die erst später durch deren unmittelbare Verwendung abgerufen werden können. Nichts weiter als Prepaidguthaben-Belege, "Wertzeichen" oder die genannten "sogenannte kleine Inhaberpapiere". Und diese werden als solches - entsprechend unterteilt - katalogisiert.

Wie ich oben schrieb, fand ich das eigentlich bemerkenswerteste Deines BMF-Schreiben, den Umstand, das das BMF bzw. der für die Beantwortung zuständige Mitarbeiter, die Automatenmarken, die ja "nur" von der Post herausgegeben werden, inzwischen als unter den §43 PostG fallend eingestuft hat. ATM sind, wenn sie genannten Merkmale erfüllt sind, "Postwertzeichen nach §43 PostG". Das ist für mich eine vollkommen neue Betrachtung des BMF. Sie waren für mich zwar immer Postwertzeichen, aber eben nicht nach §43 PostG.

Die Frage, die Du eigentlich vom BMF geklärt haben wolltest, ob die Zettelchen des aktuelles Pilotversuchs Automatenmarken sind, hat das BMF nicht beantwortet. Was aber auch nicht wirklich wichtig und relevant ist, denn Automatenmarken werden von der Post in kompletter Eigenregie herausgegeben, ohne Zutun des BMF, und da die Post die Zettelchen, die diese Automaten auswerfen, weiterhin als Automatenmarken (es sind eben Marken, die aus Automaten kommen) bezeichnet, sind es eben welche. Vom "Auftrag" sind sie vollkommen identisch zu den bisherigen. Es hat sich, bis auf den Umstand, dass das der Verkauf bargeldlos erfolgt, nichts an ihren postalischen Charakter geändert. Das die Post diese mit individuellen Barcodes zur automatisierten Aufgabenerfüllung und Steuerung versieht, ist für ihr "Sein" belanglos.

Die Frage der hobbyistischen Katalogisierung ist vollkommen unabhängig davon. Der MICHEL lehnt bisher "als Hausrechtsinhaber" Katalogisierungen von ATMs in seinen ATM-Katalogen ab, wenn der Erwerb nicht auch komplett anonym möglich und somit über eine Seriennummer rückverfolgbar ist, d.h. wenn die einzelne Marke theoretisch einem Individuum bzw. einem Käufer zuzuordnen wäre. Diese Position wird der MICHEL auf lange Sicht sowieso nicht mehr halten können, falls er zukünftig noch ATM-Neuausgaben katalogisieren möchte, denn der weltweite Trend (zumindest in den technisch "entwickelten Ländern") geht eindeutig in die Richtung unpersönlich plus bargeldlos und die postalische Automatisation geht in die Richtung digitalisierte "Ablaufsteuerung" plus Rückverfolgbarkeit bzw. 'heute ganz wichtig' Sendungstracking. Und was liegt näher, als die Postwertzeichen diesen "Zwängen" anzupassen. Inzwischen tragen bereits ein Großteil der weltweiten verkauften ATMs (textliche) Serien-/Gerätenummern und Barcodes sind dann der nächste logische Schritt, den bereits einige Länder gegangen sind. Und hier testet unsere Post nun auch neue Technologien. Traditionelle, gezackte Briefmarkenzettelchen von der Stange - als "Kulturträger" - (und Verkäufer am Tresen) werden stückchenweise immer weiter verdrängt werden.

Wir als Philatelisten müssen nur versuchen sauber zu unterscheiden, was sind "Postwertzeichen" (im engeren und weiteren Sinne), d.h. "sogenannte "kleine (postalischen -ed) Inhaberpapiere" und was sind "Freistempel", was nicht nur optisch auf den ersten Blick zukünftig immer schwieriger werden dürfte. Damit wir keine Birnen mit Äpfel vergleichen. Das heisst BMF-Briefmarken, Briefmarken Individuell, Plusprodukte ("Ganzsachen" BMF- und Individuell), Automatenmarken, Internetmarken, Produktmarken sowie Handyporto auf der einen, der "guten" Seite versus Absenderfreistempel (FRANKIT und DV-Freimachung) und Postfreistempel (Digitalmarken) auf der anderen, der "bösen" Seite.

Was man dann davon persönlich sammelt ist ebenso komplett unabhängig von allen genannten Faktoren. ATM-Sammler könnten z.B. mit der Einführung von Barcodes einfach ihren individuellen Schnitt machen. Wie viele bei der Euroumstellung. Auch der MICHEL zwingt keinen etwas zu sammeln, was einem persönlich nicht in den Kram passt. Was aber nichts am Status der Objekte ändert.

Beste Grüße
Thomas
 
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