Thema: Portobestimmung von Belegen: Altdeutschland Bayern - Schweiz
bayern klassisch Am: 21.02.2019 09:54:50 Gelesen: 32767# 39@  
Liebe Freunde,

den folgenden, hübschen Brief kaufte ich, weil er etwas demonstriert, was eigentlich nicht sein konnte. Die Gebühren waren damals hinsichtlich der Gewichte synchronisiert - sprich: 1/2 Loth bayerische (8,75 g) war auch in etwa die erste Gewichtsstufe für Zürich et altera in der Schweiz. Aber scheinbar halt nicht ganz.



Lindau notierte am 29.9.1847 auf einem Brief nach Wohlen (Aargau) über Zürich in schwarz 2 Kreuzer, ein Sonderporto, welches nur von LIndau galt, da sonst in Bayern das geringste Porto für einfache Briefe schon 3 Kreuzer betrug. Aber gegenüber der Schweiz wollte man sehr "wohlfeil" sein und befürchtete bei einem höheren Porto als 2 Kreuzern ein massives Eintreten des "Unterschleifs", also von Postbetrug durch Private oder Gewerbliche, die die bayer. Post dadurch erheblich schädigen konnten, indem sie ihre Post einfach über den Bodensee brachten und in der Schweiz aufgaben.

Am Folgetag, der Bodensee lag schon hinter uns, kam er in Zürich an, wo zu den bayer. 2 Kreuzern gleich 9 Kreuzer addiert wurden auf 11 Kreuzer, die sich aus 6 Kreuzern plus 3 Kreuzern für die 2. Gewichtsstufe zusammen setzten.

Da einfache Briefe von Zürich kommend nach Wohlen 4 Kreuzer kosteten, setzte Zürich gleich deren 6 für den Aargau an (4 + 2), weil man ihn auch dort im 2. Gewicht wähnte.

Jetzt kamen dabei total 17 Kreuzer heraus, die der Aargau, weil ungerade, immer auf eine gerade Zahl erhöhte, hier mit Rötel 18 Kreuzer. Mit einem Botenlohn hatte das nichts zu tun, sondern es war systemimmanent.

Dergleichen Briefe sind m. E. nicht häufig und wenn sie so hübsch sind wie hier (noch dazu mit dem blauen Firmenstempel von Lindau), dann macht man bei ihrem Kauf sicher nichts falsch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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