Thema: DPAG: Neuregelung des Warenversandes ins Ausland
Richard Am: 07.03.2019 09:39:05 Gelesen: 27630# 1@  
Der Händlerverband APHV hat seinen Mitgliedern am 29.1.2019 folgende Informationen zur Verfügung gestellt, die wir mit Erlaubnis seines Präsidenten Wolfgang Lang veröffentlichen:


Neuregelung des Warenversandes ins Ausland

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

wie die meisten von Ihnen mittlerweile schmerzvoll erfahren mussten, gab es zum 1.1.2019 eine einschneidende Veränderung bei den Versandbedingungen der DP AG.
Seit Beginn diesen Jahres dürfen Briefsendungen ins Ausland keine Waren mehr enthalten.

Gerne hätte der APHV Sie früh- und damit rechtzeitig auf die neue Regelung hingewiesen. Leider war die Informationspolitik der DP AG sehr zurückhaltend und so erfuhren wir erst am 28. Dezember von der Regelung. Noch schlechter erging es vielen Versandhändlern, die am 2. Januar mit Bestellungen aus dem Endjahresgeschäft und vorfrankierten Sendungen am Schalter auftauchten und unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten.

Unbeschadet des Umstandes, dass wir es als sehr ungeschickt erachten, eine solche Neureglung im geheimen vorzubereiten und sie dann fast ohne jede Vorankündigung umzusetzen, sieht der Verband in der Praxis auch keine tatsächlichen Verbesserungen für den internationalen Warenverkehr. Man kann den Wunsch der Regulierung des Warenflusses z. B. beim Handel mit Fernost nachvollziehen; hier im Binnenverkehr der EU die gleichen Regeln anzuwenden, ist gelinde gesagt kurzsichtig. Bemerkenswerterweise ist die Einführung dieser „Warenpost international“ im europäischen Rahmen auch keine Muss-, sondern eine Kannbestimmung. Eine Vielzahl europäischer Länder hat sich dem neuen System daher auch nicht angeschlossen. Bei Nachfrage äußerten sich Kollegen in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Dänemark höchst erstaunt und mit der Aussage „typisch deutsch“. Über die Grenzen Europas hinaus macht das System zumindest teilweise Probleme, weil das „Tracking“ im außereuropäischen Ausland nicht überall funktioniert.

Einen weitergehenden Artikel aus der „Welt“ vom 22.1.2019 möchten wir Ihnen hierzu empfehlen:

https://www.welt.de/wirtschaft/article187482710/Deutsche-Post-Porto-fuer-Privatkunden-bis-zu-400-Prozent-teurer.html

Ob eine Briefsendung unzulässigerweise Waren oder doch noch zugelassene Dokumente enthält, wird bei der Aufgabe am Postschalter ermittelt. Zugegebenerweise sind manche Sendungen leicht als mit Ware befüllt zu erkennen; bei Standard- oder Kompaktbriefen werden jedoch die hellseherischen Fähigkeiten des Schalterpersonals auf die Probe gestellt. Natürlich wird der eine oder andere versuchen, unter dem Radar durchzusegeln und einen Teil seiner Sendungen wie bisher als Briefpost aufzugeben; man riskiert aber eine Rücksendung und auch im Schadensfall den Verlust der Haftung.

Händlern und Auktionatoren, die das Versandgeschäft auch ins Ausland ernsthaft betreiben, bleibt wohl keine Wahl: sie müssen sich den neuen Bestimmungen stellen. Für die erste Orientierung finden Sie nachstehend den Link der DP AG zu dieser Produktgruppe sowie auf dieser Seite weitere Informationen um das Produkt. Für den Briefmarkenhandel stellt es ein gewisses Ärgernis dar, dass „Warenpost international“ nicht mit Briefmarken freigemacht werden kann, so dass die Verwendung höherer Nennwerte fast nicht mehr möglich sein wird:

https://www.deutschepost.de/de/b/briefe-ins-ausland/warenpost-international.html?fbclid=IwAR1aW09aGzQ0nPH9gf0T7EgERZwJY2FDDSTt-H6DWGqOGV7wnPkkwFURO9Y

Die Prozedur der Registrierung wird jeder Versandhändler selbst erledigen müssen. Um Ihnen den Einstieg vielleicht doch zu erleichtern, haben wir nachfolgend die ersten Erfahrungen der Kollegen Stefan Jopke aus Kaarst und Otmar Schwarzenbach aus Neustadt an der Aisch zusammengefasst. Unser Dank gilt beiden Kollegen für die unbürokratische und schnelle Hilfe.

1. Ist man noch kein Geschäftskunde der DP, kann ein Kundenkonto im Onlineshop unter http://www.deutschepost.de eingerichtet werden. Ohne dieses ist ein Kauf der Label nicht möglich. Die Einrichtung geht schnell und nach Auffüllung der Portokasse kann sofort losgelegt werden. Ebenso können mittels der 12stelligen Kundennummer der gelben Postcard Label bestellt werden.

Der Link hierzu lautet:

http://www.deutschepost.de/de/b/briefe-ins-ausland/warenpost-international.html

2. Es gibt drei Varianten:
Untracked (ohne Sendungsverfolgung), Tracked (m. Sendungsverfolgung, Bestätigung durch Zusteller, wie Einwurf-Einschreiben) sowie mit Unterschrift (entspricht Übergabe-Einschreiben, Bestätigung durch Empfangsberechtigten). Bei Bestehen einer Transportversicherung sollte man die notwendige Art der Versendung abstimmen, da in den Verträgen meist nur von Brief und Einschreiben die Rede ist. Es ist wohl ausreichend, einen Einlieferungsbeleg und einen Zustellnachweis vorweisen zu können; eine Absicherung wäre aber empfehlenswert.

3. Ermäßigte Preise für Warenpost International gibt es ab 500 Sendungen pro Quartal. Möchte man die ermäßigten Preise für Geschäftskunden ab 200 Warensendungen pro Jahr erhalten, muss man eine 10stellige Kundennummer über http://www.warenpost.de/vertrag beantragen.

4. Die Gebühren auf der Website sind netto angegeben. Für Sendungen in die EU wird noch die MwSt. aufgeschlagen; bei Non-EU entfällt diese. Eine Freimachung durch Briefmarken ist nicht mehr möglich.

5. Die Variante mit Unterschrift und durchgängigem Tracking sowie einer Haftung im Verlustfall von bis zu 30 Sonderziehungsrechten gilt für alle Staaten der EU außer Bulgarien und Rumänien. Außerhalb der EU ist sie in folgende Staaten möglich: Ägypten, Albanien, Andorra, Angola, Argentinien, Australien, Barbados, Brasilien, Burkina Faso, China (VR), Gibraltar, Hongkong, Island, Israel, Japan, Jemen, Kambodscha, Kamerun, Kanada, Kasachstan, Korea (Süd), Liechtenstein, Malaysia, Mikronesien, Neuseeland, Norwegen, Oman, Puerto Rico, Russische Föderation, Schweiz, Serbien, Singapur, Swasiland, Thailand, Trinidad und Tobago, Türkei, USA, VAR, Weißrussland und (Nord-)Zypern.

6. Warenpost International in nicht aufgeführte Länder kann auch gebucht werden, eine Haftung schließt die DP AG jedoch aus. Anfangs gab es hier bei der Buchung Probleme, welche allerdings mittlerweile behoben scheinen.

7. Die Eingabemaske auf der Website ist für lange Empfängernamen und Straßen viel zu kurz. Hier ist Phantasie gefragt und die Felder „Adresszusatz“ und „Ergänzende Ortsangaben“ können ggf. genutzt werden. Unter Umständen ist ein zusätzlicher Aufkleber auf der Sendung mit detaillierten Angaben für den Zusteller vonnöten. Die Felder Telefonnummer und Email des Kunden müssen ausgefüllt werden. Bei Online-Bestellungen liegt die Email vor; das Fehlen einer Telefonnummer kann durch Eintrag einer“0“ behoben werden.

8. Nach dem Klick auf “kaufen“ können die Versandlabel als Download ausgedruckt werden. Die Abrechnung erfolgt jeweils über den Warenkorb; die Rechnung pro Warenkorb kommt per Email.

9. Die Label haben eine Größe von 10 x 15 cm und können auf normalem Papier oder entsprechenden Etiketten ausgedruckt werden. Ein Labeldrucker bis 10 cm Breite kostet ca. 220 € zzgl. der Etiketten; diese Art ist für Großversender wohl am besten geeignet und sieht auch am professionellsten aus. Auf Papier ausgedruckte Label können direkt oder in einer Hülle auf die Sendung geklebt werden.

10. Bitte nicht vergessen, bei Sendungen außerhalb der EU die Zollerklärung links unten zu unterschreiben.

11. Bei der Aufgabe werden die Sendungen am Postschalter gescannt und man erhält die gewohnte Quittung.

Kollege Michael Maassen vom PhilCreativVerlag in Schwalmtal hat ausreichende Erfahrungen durch sein Antiquariat für philatelistische Literatur gewonnen. Wir haben ihn auf den Versand per Päckchen angesprochen; nachfolgend sein Kommentar, für den wir uns ebenfalls bedanken:

Die angesprochene Alternative des Päckchenversandes für Sendungen ins Ausland ist im Prinzip nur für höher gewichtige Sendungen (Bücher, aber auch Lots von Belegen usw.) sinnvoll. Vor allem, da die Zusatzleistungen Sendungsverfolgung und Versicherung bis 50 € kombiniert für 2,50 € (EU) bzw. 4 € (andere Länder) verhältnismäßig günstig sind.

Unter folgendem Link findet man einen Überblick über die genauen Preise für den Auslandsversand von Päckchen:

https://www.dhl.de/de/privatkunden/pakete-versenden/weltweit-versenden/paeckchen.html

Ein wenig kurios gestaltet sich der Preisvergleich für höher gewichtige Sendungen: Die Warenpost L (bis 2 kg) kostet inkl. Sendungsverfolgung 19,50 €. Das vergleichbare Päckchen bis 2 kg kostet jeweils inkl. Sendungsverfolgung UND Versicherung bis 50 € innerhalb der EU 11,39 € sowie außerhalb der EU 19,89 €. Das heißt, man liegt für EU-Länder deutlich unter dem Warenpost-Preis, für andere Länder zahlt man nur 0,39 € mehr und erhält noch eine Versicherung. Wohlbemerkt: Alle Preise sind Online-Preise. Im Gegensatz zum Päckchen National darf das Porto nicht mit Briefmarken verklebt werden, d.h. entweder kauft man direkt in der Filiale gegen einen kleinen Aufpreis oder bestellt Online und druckt das Versandlabel selber aus.

Meiner Erfahrung nach hat der Päckchenversand – sofern dieser vom Gewicht und/oder bezogen auf den Wert der Sendung in Frage kommt – zwei große Vorteile:

1. Die Sendungen werden innerhalb Deutschlands mit der DHL befördert sowie im Zielland einer vergleichbaren Zustellorganisation (Paketdienst) übergeben, die relativ sicher zustellt. Einschreiben gehen unserer Erfahrung nach weitaus häufiger verloren als Pakete/Päckchen.

2. Reklamationen bei verlorenen Sendungen, wenn diese mal vorkamen, wurden immer schnell und unkompliziert bearbeitet. Online-Nachforschungsauftrag >>> Kein Ergebnis >>> Erstattung. Bislang kam ohne weiteres hin und her die Erstattung nach Einreichen der Belege sehr zeitig, während wir bei Einschreiben häufig einen unverhältnismäßigen Aufwand betreiben mussten, nur um das Porto zurück zu erhalten.

Deshalb haben wir häufig auch Sendungen zwischen 500 g und 1 kg, die früher per Großbrief Einschreiben für 9,50 € (jetzt mit Warenpost M für 9,50 €) zu versenden waren, zumindest innerhalb der EU als Päckchen mit Versicherung verschickt. Der Aufpreis von lediglich 1,89 € war bei höherwertigen Artikeln schon allein deshalb gerechtfertigt, weil die Sendungen in vielen Ländern (z.B. Italien) schneller und zuverlässiger ankamen und wir im Zweifelsfall eine (Teil-) Versicherung über den Spediteur hatten.

Das löst natürlich keineswegs die Probleme der Kollegen, die nun gezwungen sind für ihre Briefe bis 500g bzw. 1 kg vom klassischen Auslands-Einschreiben (6,20 € / 9,50 €) auf Warenpost International umzustellen. Aber am Rande ist das vielleicht nicht uninteressant, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir vermehrt nun zu hören bekommen haben, dass die Post als Alternative zum Einschreiben bzw. der Warenpost den Privat- sowie Firmenkunden das im Vergleich deutlich teurere Paket International empfiehlt.

Wir hoffen, Ihnen einige Anregungen gegeben und Fragen beantwortet zu haben. Ob diese scheinbar nur in Deutschland in dieser Form umgesetzte Regelung Bestand haben wird, zeigt die Zukunft. Ein Ruhmesblatt für die DP AG ist sie sicherlich bisher nicht. Gerne hätten wir Sie früher informiert, waren aber durch die für uns kurzfristige Einführung hierzu nicht in der Lage.

gez. Wolfgang Lang
Präsident des APHV
 
Quelle: www.philaseiten.de
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