Thema: Bundesfinanzministerium vergibt Briefmarkenlizenz neu
Stefan Am: 07.10.2009 19:34:21 Gelesen: 4188# 4@  
@ T-M 123 [#3]

Ginge denn der UPU-Zugang mit der offiziellen Briefmarkenlizenz einher? Dafür hätten die anderen Postunternehmen kaum die Kapazitäten. Oder bliebe das bei der DPAG, was dann dazu führen würde, dass der offizielle internationale Postverkehr mit nicht-offiziellen Briefmarken abgewickelt werden würde? Plusbriefe individuell sind ja zum Beispiel auch keine offiziellen Postwertzeichen und trotzdem auch für Sendungen ins Ausland zugelassen.

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich die UPU mit privaten Briefdienstleistern arrangiert, da nicht nur in Deutschland eine Liberalisierung des Briefmarktes erfolgt.

Man kann seit einigen Jahren von Deutschland aus über Privatpost ins Ausland Briefe/ Karten, frankiert mit nichtoffiziellen Marken verschicken. Meines Wissens nach hatte die PIN AG aus Berlin als erster DPAG-Konkurrent ca. 2004 damit begonnen, Briefmarken (für Privatkunden!) für den internationalen Briefverkehr herauszugeben. Die Einspeisung dieser Sendungen in den internationalen Postverkehr erfolgte durch die niederländische, später die belgische Post. Seit 2008 scheint der Partner häufiger zu wechseln bzw. je nach Bestimmungsland des Briefes zu variieren, da mittlerweile auch Malta und Großbritannien zwischendurch dran waren.

Und was würde mit den bisherigen offiziellen Briefmarken geschehen? Dürften die dann weiterhin für die DPAG verwendet werden, oder für den neuen Lizenzinhaber? Oder würden sie gar ungültig werden?

Gute Frage. Da die alten Euro-Marken (Ausgabe bis 2010) weiterhin gültig bleiben sollen, müsste der Lizenzinhaber ab 2011 auch diese alten Marken zur Frankatur akzeptieren, auch wenn die DPAG dafür das Geld durch den Briefmarkenverkauf erhalten hatte. Ich könnte mir dann gut vorstellen, dass ein Wechsel der Dauerserie erfolgt (das derzeitige Motiv "Blumen" wird auch von der DPAG in Eigenregie entworfen, gedruckt und verkauft); Sondermarken, Zuschlagsmarken usw. bleiben meist nicht lange in den Postfilialen liegen bzw. könnten zeitnah vom neuen Lizenznehmer ausgetauscht werden.

Es kann natürlich sein, dass die DPAG bei einem Nichterhalt der Lizenz ab 2011 die Gültigkeit der älteren Ausgaben im eigenen Briefdienst teilweise einschränkt (Bsp. Gültigkeit der Marken bis einschließlich Ausgabejahr 2010, Jahr auf der Marke erkennbar; Zulassung bestimmter Dauerserien wie Frauen, Sehenswürdigkeiten, Blumen; Gültigkeit der bisherigen Euro-Automatenmarken, wobei die derzeitigen Motive ebenfalls von der DPAG entworfen, gedruckt und verkauft werden). Vielleicht kommen auch vermehrt DPAG-Privatpostmarken heraus (Inschrift "DPAG" oder "Deutsche Post AG" statt "Deutschland"). Dies sind allerdings alles Spekulationen.

Allerdings vermute ich, dass die UPU längerfristig an Einfluss verlieren wird, wenn das Postmonopol in immer mehr Staaten wegfällt, und die privaten oder privatisierten Postunternehmen untereinander Verträge abschließen, die günstiger sind, als der "offizielle" Weg.

Da nicht weltweit im Briefmarkt liberalisiert wird, dürfte die UPU auch noch ein Weilchen erhalten bleiben. Vielleicht dient die UPU zukünftig auch als Oberaufsicht bei Vertragsschließungen einzelner Unternehmen untereinander, quasi als eine Art international tätige Bundesnetzagentur.

Gruß
Pete
 
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