Thema: Aptierte Stempel
filunski Am: 13.03.2019 23:45:21 Gelesen: 357120# 618@  
@ volkimal [#617]

"Man sieht, nicht jede "Aptierung" ist eine solche. Also immer schön vorsichtig sein!"

Hallo Volkmar,

wie wahr! Schönes Beispiel und daran knüpfe ich gleich mal an, da ich den Beleg dazu erst neu bekam.

Hier erst mal der Brief (Inlandsbrief innerhalb der damaligen Französischen Besatzungszone aus dem Jahre 1949):



Schauen wir uns mal den Aufgabe-/Tagesstempel aus dem Ort Fischbach bei Dahn näher an:



( ) FISCHBACH (b DAHN) / b vom 10.11.1949.

Es fällt sofort die leere Klammer auf, dort gehört eigentlich die damals noch gebräuchliche Postgebietsleitzahl (PGLZ) rein. Wurde wohl entfernt (aptiert)? Aber warum nur die Zahl und nicht wie sonst üblich auch gleich die Klammer? Wurde hier eventuell gar nichts aptiert?

Das Stempelgerät habe ich dann im Auslieferungsbuch der Fa. Braungardt gefunden. Dieser Stempel und noch einige mehr aus der gleichen Gegend (Pfalz, hier OPD Neustadt) wurden 1946 erst neu angefertigt und an die Post ausgeliefert. Hier der Abschlag mit dem Ablieferungsdatum:



Und siehe da, auch keine PGLZ. Der Stempel wurde so bereits ausgeliefert/hergestellt. Die PGLZ lies man offen. Warum? Vielleicht um sie dann später erst nachträglich einzufügen (zu aptieren)? Letztendlich mit Sicherheit beantworten kann ich es auch nicht, nur sehr stark vermuten.

Dieser Teil der Pfalz hatte ursprünglich die PGLZ 18 zugewiesen bekommen. Nach Kriegsende wurde diese Leitzonenstruktur über die Besatzungszonen hinweg erst mal übernommen bei Wiederaufnahme des Postbetriebs unter Aufsicht der Alliierten. Die PGLZ 18 umfasste aber auch das Saarland und in den Jahren 1946/47 kam es unter der französischen Obhut zu Neuordnuugen und verschiedenen Umstrukturierungen. Das Saarland mit der OPD Saarbrücken behielt die 18 und das neu geschaffene Rheinland-Pfalz bekam für den Bereich der Pfalz (OPDn Koblenz, Neustadt und Trier) die PGLZ 22b. Als der Stempel beauftragt/hergestellt wurde war anscheinend noch nicht klar wohin die Reise geht, wer welche PGLZ mal bekommt oder endgültig auch behält, und man lies es deshalb offen. Noch bis 1947 wurden Teile zwischen dem Saarland und der Pfalz nochmals hin und her geschoben. Wie man sieht wurde an dem Stempel auch bis 1949 nichts mehr ergänzt obwohl die Zuteilung der 22b bereits im April 1946 (also sogar schon vor Ablieferung dieses Stempels) erfolgte.

Aus echter postalischer Verwendung habe ich solche Stempel bislang nur sehr selten gesehen. Vielleicht kann noch jemand weitere Beispiele zeigen? ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
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