Thema: (?) (11/23/25) Druckzufälligkeit Passerverschiebung
Ben 11 Am: 16.03.2019 18:23:37 Gelesen: 14798# 19@  
@ volkimal [#15]
@ spain01 [#18]

Guten Abend Zusammen,

ob in einer Druckabweichung ein "Schmitzdruck" oder ein "Doppelbilddruck" vorliegt, scheint schwer erklärbar zu sein. Zeit für einen kleinen Ausflug in die Drucktechnik.

Das BPP Lexikon definiert „Schmitzdrucke“ wie folgt:

"Schmitzdrucke (Schattendrucke) beruhen auf einem Verquetschen der Druckfarbe infolge unzureichender Druckzurichtung (ungleichmäßige Unterlage). Das Druckbild erscheint mit einem mehr oder weniger gleichmäßigen Schatten in verschieden starker Ausprägung, es tritt kein vollständiges zweites Druckbild auf. Schmitzdrucke werden wie Druckzufälligkeiten eingeordnet und nicht signiert oder attestiert."

Die Definition kennt jeder, sie wird regelmäßig im Wortlaut wiedergegeben. Allerdings ist die technische Begründung ziemlich ungenau und lässt die Ursache völlig offen. Lediglich das Ergebnis wird mit "einem mehr oder weniger gleichmäßigen Schatten" klar formuliert. Insgesamt hilft das dem Sammler nicht weiter.

Suchen wir bei Wikipedia, dann finden wir eine ausführlichere Erklärung.

"Der Schmitz ist ein Fehler in der Druckabwicklung, der sich in Form eines verschmierten Abdruckes und unscharfen Druckbildes äußert. Neben anderen gibt es die Walzenschmitz und Zylinder- oder Zurichteschmitz. Beim Walzenschmitz rutschen die Farbauftragswalzen auf den Führungsschienen beispielsweise durch Öl oder Fett auf den Walzen oder durch unterschiedliche Durchmesser, sodass die Umfangsgeschwindigkeit der Walze geringer oder höher ist als die der darunter hinweggehenden Form. Ursache des Walzenschmitz ist meist eine zu hohe Abnutzung der Walzen oder Laufringe, sodass sich die Durchmesser unterscheiden. Die Walze wird also am Umfang zwangsweise schneller oder langsamer als der Schmitzring gedreht und schiebt somit über die Form statt auf ihr abzurollen. Dadurch wird die Farbe nicht durch Spaltung, sondern durch Abschmieren übertragen und die Form nicht gleichmäßig eingefärbt. In Extremfällen wird die Farbe regelrecht wieder abgerieben, und die Form bleibt blank."

Mit dem "unscharfen Druckbild" wird wieder das jetzt schon bekannte Ergebnis genannt und als Ursache ein Fehler in der Druckabwicklung. Es werden dann mehrere Arten beschrieben, von denen der Walzenschmitz genauer, jedoch widersprüchlich erklärt wird. Wenn die Farbwalzen sich nicht mehr drehen, sondern stehen bleiben und Rutschen, haben sie keine Umfangsgeschwindigkeit mehr und können demzufolge keine Farbe übertragen. Farbwalzen haben eigentlich keine Schmitzringe an den Seiten. Diese gibt es in Hochdruckmaschinen am Druckform- und Gegendruckzylinder, sowie in Offsetdruckmaschinen am Druckform- und Gummituchzylinder.

Die Erklärung hilft dem Sammler also auch nicht wirklich weiter. Interessant ist aber der Quellenhinweis auf das Buch "Polygraph Fachlexikon der Druckindustrie und Kommunikationstechnik", Polygraph Verlag Frankfurt /Main. Hier wird der Schmitz ausführlich erklärt:

"1. Fehlerscheinung im Buchdruck, die sich in einem verschwommen aussehenden, unscharfe Konturen zeigenden Abdruck äußert und auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist.
2. Fehlerscheinung im Rakeltiefdruck, dadurch gekennzeichnet, dass im Druckerzeugnis unscharfe und mitunter doppelte Konturen sichtbar sind."


Die Ursachen werden ausführlich erklärt. "Druckabwicklungsschmitz entsteht beim Druck mit Zylinderdruckmaschinen durch zu dicken oder zu dünnen Aufzug." Bei älteren Maschine, die im Flachdruck arbeiten "auch bei fehlerhaft justierten Druckstöcken, durch übermäßige Zurichtung". Bei Rakeltiefdruckmaschinen durch "nicht gleichmäßig abgerichtete Presseure […], konische oder unrund laufende Druckformzylinder".

Offsetdruck, wie in der beschriebenen Briefmarke angewendet, wird hier gar nicht genannt! Der Offsetdruck kennt also keinen "Schmitz" als Druckfehler. Im Handbuch der Printmedien von Helmut Kipphahn findet der Begriff keine Erwähnung. Die Funktion der Schmitzringe wird dafür genau beschrieben. Demzufolge haben Schmitzring und Teilkreis des antreibenden Zahnrades den gleichen Durchmesser. Die Druckplatte wird mit Unterlagen hinterlegt, so dass sie 1/10 mm über dem Schmitzring steht. Das Gummituch liegt genau auf Schmitzringniveau. Beim Drucken wird also das Gummituch durch die Druckplatte zusammengedrückt. Schmitzringe sorgen insbesondere beim Kanaldurchlauf für eine gleichmäßige und stoßfreie Drehung der Zylinder.

Fazit: Im Offsetdruck gibt es keinen "Schmitzdruck" und ich habe Euch viel zum Lesen und zum Nachdenken gegeben.

Viele Grüße einstweilen.
Ben.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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