Thema: Altdeutschland Preussen Belege
bayern klassisch Am: 22.03.2019 15:34:36 Gelesen: 347606# 893@  
@ briefmarkenwirbler24 [#892]

Hallo Kevin,

von 500 Briefen aus Hannover nach der Schweiz in der Markenzeit ist nur einer so toll wie dieser hier.

Ad primum: Was du als "6" liest, ist in Wirklichkeit eine NULL, denn Hannover/Preussen bzw. Baden konnten wegen der Unterfrankatur genau NULL Weiterfranko an die Schweiz abgeben, so dass der Brief zurecht mit 10 Rappen Nachporto taxiert wurde.

Wenn der Brief tatsächlich unmittelbar nach der Ankunft in Zürich wieder retourniert wurde, muss vom Empfänger eine schriftliche Note der Post vorgelegen haben, wonach für ihn eingehende Poststücke, auch poste restante gestellte, unmittelbar nach Hannover zurückgeschickt werden sollten.

Nun aber zum eigentlichen Punkt - die Schweiz hatte natürlich einen Anspruch auf 10 Rappen bzw. 3 Kreuzer bzw. 1 Silbergroschen. Allerdings strich sie die 10 Rappen selbst durch (Rötel hatte damals keiner mehr der anderen, involvierten Postgebiete), so dass sie freiwillig auf ihren Anteil verzichtete, was bei Gott nicht häufig war, denn sparsam und einkommensorientiert war man dort eigentlich immer schon gewesen und ist es heute noch.

Aber vielleicht wollte man nicht in einen Gebührendschungel geraten mit Baden, Preussen und Hannover und verzichtete lieber auf die paar Rappen, als ein großes, internationales Fass aufzumachen.

Darüber hinaus musste die Schweiz diesen Abzugsbrief auch wieder über Baden retournieren, nicht über Württemberg oder gar Bayern, wie es theoretisch auch möglich war, weil sonst die "Bücher" nicht gestimmt hätten.

Alles in Allem ein Vortragsbrief, über den man mehr erzählen und staunen könnte, als über so mache Briefbombe, die das 10 oder 20fache kostet, aber außer hohem Katalogwert wenig zu bieten hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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