Thema: Motive für Vereinsmitgliedschaften
Cantus Am: 28.03.2019 15:39:09 Gelesen: 10072# 38@  
Hallo ihr beiden,

Vereine oder Arbeeitsgemeinschaften machen dann Sinn, wenn man sich dort mit Gleichgesinnten zu gemeinsam interessierenden Themen oder Gegenständen in Wort oder Tat austauschen kann. Das kann man zwar auch ohne Verein, aber innerhalb eines Vereins trifft man doch leichter auf Leute, die gleiche oder ähnliche Interessen haben. Dabei bevorzuge ich solche Vereine, die meine speziellen sammlerinteressen teilen, was mich zu ARGEn und überregionalen Vereinen geführt hat.

Der typische Briefmarkenverein, so wie es ihn früher überall gab, ist zumindest für mich ein völlig überholtes Modell, denn dort treffen sich Sammler mit häufig völlig unterschiedlichen Interessensgebieten und nach anfänglich vielleicht spannenden Tauschveranstaltungen ebbt das relativ schnell ab und wandelt sich in Treffen beim Bier und lediglich Unterhaltungen um. Das mag ja auch ganz nett sein, bringt aber mit Sicherheit das eigene Sammeln nicht voran.

Wie ihr oben schon geschrieben habt, gibt es nicht so viele, die bereit sind, in einem Verein oder in einer ARGE Posten im Vorstand und damit Verantwortung für den jeweiligen Verein zu übernehmen. Hinzu kommt, dass solche Posten nur dann Sinn machen, wenn die Person, die so ein Amt übernimmt und räumlich beweglich ist, um zum Beispiel an einem Ort, den möglichst viele Vereinsmitglieder erreichen können, Sitzungen oder sonstige Treffen abzuhalten. Wenn zum Beispiel jemand wie ich, der ich nur unter großem finanziellen Opfern eine Fahrt bis nach Berlin unternehmen kann, ein Sammlertreffen in Neutrebbin, östlich von Berlin und etwa 10 km vor der deutschen Ostgrenze, veranstalten wollte, wer würde denn da schon anreise wollen, zumal es bei uns nur ganz wenige Möglichkeiten zur Übernachtung gibt?

Man kann seinen Verein aber auch auf andere Weise unterstützen, zum Beispiel durch Artikel für das Vereinsorgan, durch die Übernahme der Verantwortung für einen Rundsendedienst oder die Bibliothek oder aber auch als Kassenwart, der die Beiträge vereinnahmt und verwaltet. Wenn ein Verein aber nur aus Mitgliedern besteht, die nur die Vorteile einer Vereinsmitgliedschaft nutzen, aber selber nichts für den Verein tun wollen, dann ist jedes Vereinsleben zum Scheitern verurteilt. Hinzu kommt natürlich auch noch die Bereitschaft jedes Einzelnen, private Freizeit zugunsten des Vereins zu opfern. Und schließlich ist auch noch die geistige Fähigkeit, sich auch immer wieder Neuem gegenüber zu öffnen, eine wichtige Voraussetzung, um das vereinsinterne Leben dauerhaft interessant zu gestalten.

Ich habe vor gar nicht so langer Zeit darum gekämpft, dass eine meiner ARGEn nicht mangels der Bereitschaft, ein Vorstandsamt zu übernehmen, zur Schließung gezwungen wird. Dazu hatte ich 61 Personen per Brief angeschrieben, aber nur 31 haben überhaupt geantwortet, von denen der überwiegende Teil zwar wollte, dass die ARGE fortbesteht, aber niemand wollte den Vorstand übernehmen. Ich selber wollte, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht. Erst in der letzten Sitzung, in der über die Auflösung der ARGE abgestimmt werden sollte, fand sich dann eine einzige Person, die bereit war, den Vorstand zu übernehmen und so erst einmal den Fortbestand der ARGE zu sichern.

Da das Phlegma im Kreise unserer Mitmenschen und damit auch im Kreis der Sammler immer weiter um sich greift, ist damit mit Sicherheit auch das Ende vieler Briefmarkensammlervereine eingeläutet.

Viele Grüße
Ingo
 
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