Thema: Classicphil Auktion Wien: Fälschungen im Angebot
umdhlebe Am: 29.03.2019 16:51:56 Gelesen: 22532# 2@  
Hallo,

ein neugieriger Blick ins Angebot brachte gleich die zu erwartende Enttäuschung mit sich:

Los 20641 der Auktion vom 14.-15. April bietet eine Transvaal-Marke, angeblich Stanley Gibbons No. 111 (Katalogwert €1500) zum Ausrufpreis von €260. Dass im Angebot von einem Wert von €1750 die Rede ist, sei verziehen, da die Notierung in Südafrika eher bei €3500 liegt.

Dummerweise ist die Marke aber nicht mit 6 1/2 Löchern durchstochen, sondern allenfalls mit der Lochung 15 1/2 zu 16 (rechts deutlich zu erkennen). Dann wäre es Stanley Gibbons No. 107, die einen Katalogwert von GBP80, also €92 verzeichnete.



Dann zeigt das Bild aber auch einen seltsamen Aufdruck: Nicht klar und fein, wie bei den echten Marken, sondern verwischt, mit viel zu fetten und schiefen Buchstaben. Die Punkte hinter V und R sind meilenweit vom Buchstaben entfernt, und hinter dem "Transvaal" fehlt er ganz, obwohl dort aber einer sein müsste.

Klar zu erkennen ist auch der "BONC"-Stempel ("Barred Oval Numeral Canceller") auf der Vorderseite, der im Kap der Guten Hoffnung weit verbreitet war - allerdings in Transvaal nie verwendet wurde (dort gab es zur fraglichen Zeit kreisrunde Nummernstempel).

Tja, und dann die Rückseite des guten Stücks. Deutlich zu erkennen das dünne Papier, die Marke scheint fast durch. Nun wurde die Aufdruckmarken des Transvaal SG No. 107 und No. 111 jedoch auf der ursprünglichen SG No. 66 angefertigt, die auf starkem, fast porösem Papier gedruckt war. Man dürfte das Markenbild also nicht durchscheinen sehen. Lustigerweise erkennt jeder Betrachter eine mit Bleistift verzeichnete "27" - und das wäre eine viel passendere Katalognummer im Stanley Gibbons für diese Marke: dünnes, fast transparentes Papier, und - oh Wunder - auch die Farbe "ultramarin" passte viel besser als das "tiefblau" von No. 66/ 107/ 111. Nummer 27 hat einen Kalogwert von etwa €75.



Schade, denn eine unbeschädigte Stanley Gibbons No. 27 hätte mich wirklich interessiert, auch zu einem hohen Ausrufpreis.

Die neue Auktionsfirma prüft die von ihr angebotene Ware nicht einmal oberflächlich auf Echtheit, und für eine solche Verfälschung ist der Ausrufpreis saftig. Cave canem!

umdhlebe
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/12688
https://www.philaseiten.de/beitrag/200301