Thema: (?) (70) Ungarn: Marken bestimmen
Markus Pichl Am: 11.04.2019 00:25:17 Gelesen: 26263# 35@  
@ Curzon [#24]

als Neuling hoffe ich auf Eure Hilfe sowie Fachkompetenz zu einer möglichen Farbvariante der Mi-Nr. 3901A aus Ungarn!

@ marlborobert [#29]

Es könnte eventuell ein Farb-Probendruck sein, der irgendwie den Weg zum Postschalter gefunden hat.

@ Curzon [#31]

Der Hinweis, dass es sich um einen Probedruck handeln könnte, klingt plausibler als eine chemische Beeinflussung. Noch interessanter wäre ein Farbfehldruck!

Hallo,

eine derartige Einschätzung bzw. einen derartigen Sachverhalt überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass es sich um einen Farbprobedruck handeln könnte, ist mangelnden Kenntnissen in Drucktechnicken, Physik und Optik geschuldet.

Ungarn MiNr. 3901 bis 3904 wurden im Zweifarben-Offsetdruck hergestellt.

Wo soll jetzt eine Farbprobe herkommen, welche der Verwendung von mehr als zwei Druckplatten bedarf und obendrein noch gezähnt ist und über einen Postschalter herausgegeben sein soll?

Hier Link, zum wikipedia-Eintrag Offsetdruck: https://de.wikipedia.org/wiki/Offsetdruck

Der Beitrag auf wikipedia ist recht umfangreich und unten rechts im Beitrag ist eine schematische Darstellung einer Zweifarben-Bogenoffsetdruckmaschine in der Bauweise der Heidelberger Druckmaschinen AG aufgezeigt. Ob nun für den Druck dieser Marken eine Druckmaschine genau von diesem Hersteller verwendet wurde ist dabei ohne Belang, denn es geht lediglich um die Systematik.

Die zwei Marken, welche im Beitrag von dargestellt sind, wurden mit einem Fotoapparat aufgenommen und leider nicht einem Scanner, z.B. einem Epson V550. Die Marken auf dem Foto unterliegen unterschiedlichen Lichtverhältnissen, was bei einer Bilddatei, die mit einem Scanner erstellt wurde, nicht der Fall ist.

Auf meinem Monitor sehe ich bei der rechten Marke kein Schwarz sondern ein tieffarbiges braun. Es bedarf natürlich auch hochwertigen und gut kalibrierten Monitoren, um dies erkennen zu können. Leider verfügt ein Großteil derer, die sich in Foren weit aus dem Fenster hinauslehnen, weder über besagte Kenntnisse noch über geeignete Hardware.

Helle ich das Foto in den Tiefen um 40% auf und setze beide Marken nebeneinander, so wird dies auch klar, dass es sich um kein Schwarz handelt, wo marlborobert ein Schwarz in Erwägung zieht. Das nun bei beiden Marken die Wertziffer „10“ quasi in einem Violett erscheint, ist dem Foto und der Aufhellung geschuldet. In Natura, ebenso in einem Scan, stellt sich die Wertziffer selbstverständlich in gleicher Farbe dar, wie die Bildteile, welche mit selbiger Platte gedruckt wurden und nicht in einer anderen. Dabei kann es von Auflage zu Auflage oder auch innerhalb von einer Auflage, zu verschiedenen Sättigungen einer Druckfarbe kommen.



Bei der fraglichen Marke erweckt es auf dem Foto den Eindruck, dass in den mit Pfeilen markierten Bereichen die Druckfarbe deutlich schwächer oder sogar gar nicht vorhanden ist. Dies kann aber ggf. auch eine optische Täuschung sein. Sollte aber am Original dort nicht die gleiche Farbe in gleicher Intensivität vorliegen, wie im nicht gerastertem Bereich selbiger Druckfarbe, so handelt es sich in jedem Fall um eine Farbverfälschung.

Im Offsetdruck sind Halbtöne nur mittels einem Raster darstellbar. Die im Raster vorliegende Druckfarbe ist aber immer selbige, wie auf einer nicht gerasterte Fläche gleicher Druckplatte. Entweder ist Farbe da und dann selbige oder keine. Die Flächen, auf denen Druckfarbe rasterartig aufgetragen wurde wirken nur heller, weil zwischen der aufgetragenen Druckfarbe unbedruckte Stellen vorhanden sind. Die Intensivität der Druckfarbe selbst, ist aber überall selbige, die von einer Druckplatte stammt. Das lässt sich dann auch wieder über Messungen im HSV-Farbraum sehr gut nachvollziehen, vor allem mit per qualitativ hochwertigen Scans erstellten Bilddateien.

Wenn bei der hinterfragten Marke am Original Anzeichen zu erkennen sind, über Druckfarbe und/oder Papier, dass es sich um eine Farbverfälschung handelt oder es nicht ausgeschlossen werden kann, dann ist eine positive Prüfung auf eine Fehlfarbe, z.B. der Rahmen in der Druckfarbe von MiNr. 3903, nicht möglich.

Um dies alles besser beurteilen zu können, bedarf es Scans in einer Qualität wie nachstehend aufgezeigt. Mit Fotos, kommt der Fragesteller hier nicht weiter und ggf. ist der Sachverhalt nur nur durch einen kompetenten Philatelisten am Original, mit weitergehenden Untersuchungen, als auch im Vergleich mit postfrischen Marken, möglich.



Bei mir im Bestand habe ich heute leider nur Marken der MiNr. 3901 und 3902 auffinden können. Die mittlere der MiNr. 3902 zeigt gegenüber den sie flankierenden eine höhere Farbsättigung. Bitte auch die Angaben zu unterschiedlichen Papiersorten im Michel und vor allem ungarischen Spezialkatalog beachten.



Einen kpl. Satz, z.B. in ungezähnt, kann ich im Moment nur aus fremder Bildquelle zeigen (= ebay-Artikel-Nr. 264187954861)



Lange Rede, kurzer Sinn. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine bewusst oder unbewusst erfolgte Farbverfälschung handelt, ist in jedem Fall größer, als jede andere Vermutung. Am Original kann man sich der Sache mit entsprechenden Kenntnissen, auch zu Farbverfälschungen, nähern.

Beste Grüße
Markus
 
Quelle: www.philaseiten.de
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