Thema: Online Teilnahme an einer Auktion über Philasearch
olli0816 Am: 27.04.2019 10:02:59 Gelesen: 1680# 1@  
Hallo zusammen,

ich wollte einen Erfahrungsbericht schreiben über meine erste Teilnahme an einer Auktion über das Online-Tool in Philasearch.

In der Vergangenheit wurde immer wieder diskutiert, dass die Möglichkeit besteht (ja, sie besteht), dass schriftliche Gebote zu hoch zugeschlagen werden. Andererseits kann man natürlich nicht an jeder Auktion live teilnehmen, da man i.d.R. noch andere Dinge unter der Woche zu tun hat als solche Veranstaltungen zu besuchen. Deshalb engagieren einige sog. Agenten.

Gestern habe ich meiner ersten Auktion online beigewohnt und war gespannt, ob und wie gut das funktioniert. Erst mal das gute vorweg: Man muss kein Programm installieren.

Bei dem Auktionshaus bin ich durch die Möglichkeit aufmerksam geworden, weil es im Auktionskatalog stand. Über die Webseite des Auktionators habe ich mich angemeldet und musste alle meine Angaben, wie Adresse, E-Mail, Telefonnummer eintragen. Das ist identisch mit dem, wenn ich z.B. Nachlose bei einem Auktionator kaufe oder die Kataloge haben möchte. Keine große Sache.

Danach muss man warten, bis das Auktionshaus die Genehmigung schickt, um online teilzunehmen. In dem Mail war der Link, wo man direkt auf die Seite kommt (funktionierte bei mir nicht) oder die Beschreibung, wo ich auf die Webseite gehen musste. Das funktionierte.

Dann öffnete sich ein Fenster, was nicht so ganz selbsterklärend war. Das war nicht sonderlich schlimm, weil etwa eine halbe Stunde vor Auktionsbeginn und da konnte man noch nichts machen. Links unten war ein Tool für die Sprachausgabe, d.h. man hört genau, was im Auktionssaal abgeht. Die Option sollte man auf jeden Fall benutzen.

Beim Start der Auktion veränderte sich das Fenster. Auf der linken Seite werden die nächsten 20 Auktionsnummern angezeigt und in der Mitte die Beschreibung des Artikels mit Bild. Das ist sehr positiv, da diese qualitativ gut sein müssen. Auf der rechten Seite hat man Boxen, auf die man mit den entsprechenden Geboten klicken kann. Man hat beim Einloggen automatisch eine Bieternummer (wird oben angezeigt) und ein Bieterlimit. Das Bieterlimit war etwas widersprüchlich, in der E-Mail waren es 5.000 EURO und im Tool dann 10.000 EURO. In meinem Fall und sicher bei vielen anderen egal, weil man nicht auf die Summe kommt. Möchte man ein höheres Limit, dann kann man das im Vorfeld dem Auktionshaus anzeigen.

Man hört das Geschehen während der Auktion, der Auktionator sagt dann z.B. Los-Nummer 102, ausgerufen mit 100 EURO und ich kann entscheiden, die Box mit den 100 EURO zu drücken oder eine andere Summe, die mir durch darunterliegende Boxen angeboten werden. Das System ist zu 80% gut, es gibt z.B. auch eine Box für ein Untergebot, das ist aber bei -20%, was nicht oft zugelassen wird. Hier hätte ich mir eine Box zu -10% gewünscht.

Der Auktionator hatte Online-Auktionen vorher wohl auch noch nie zugelassen. Das äußerte sich an den lustigen Formulierungen und auch dem Satz, dass er das noch nicht gewohnt sei. Das hat man bei den ersten 100 Artikeln gemerkt, er war etwas überfordert. Aber nach der Eingewöhnungsphase klappte es erstaunlich gut.

Trotzdem ist das System nicht perfekt. Ich kenne es bei mir, wenn ich z.B. per Webcast Schulungen durchführe: Man hat eine zeitliche Verzögerung von 1 - 3 Sekunden. Da die Gebote relativ schnell erfolgen, ist man selber vielleicht bei der Anzeige noch bei 120 EURO, wenn in Wahrheit die Leute vor Ort bei 200 EURO sind. Manchmal hatte ich das Gefühl (bei ca. 1% der Lose), dass man aufgrund des Zeitfaktors keine Chance zum bieten hatte, weil der Auktionator sich auf einen Bieter eingeschossen hatte und nur den berücksichtigte. Das waren ausschließlich Lose mit nur einem Interessenten, aber das ist eine Schwachstelle. Die Gebote scheinen manuell eingegeben zu werden und wenn es bei einzelnen Artikeln etwas hitziger zuging, kam der Mitarbeiter nicht mehr mit. Die Auswirkungen sind aber in diesem Falle nicht wichtig.

Was ich nicht sonderlich gut fand, war die Anzeige der gewonnenen Lose. Es gibt sie schlicht nicht. Oben rechts steht zwar das Limit und daneben steht dann für wie viel man gekauft hat, z.B. 150/10000. Links Käufe, rechts Limit. Aber was ich ersteigert habe, wird nicht aufgezeigt wie z.B. Los 18 100 Euro, Los 23 150 EURO etc.

Mein Fazit zu dem ganzen:

Es ist definitiv eine gute Alternative, wenn man nicht selber hinfahren möchte. Man sollte aber vorher schon die Möglichkeit haben - speziell bei Sammlungen - sich diese anzuschauen. Bei Einzellosen ist das nicht ganz so prekär, vor allem wenn es ein gutes Auktionshaus ist. Für Unerfahrene ist es sicher auch eine gute Erfahrung. Man bekommt live die Dynamik der Preissteigerungen mit und da man alles hört, hat man einen guten Eindruck was passiert. Wenn man sich z.B. nur für einige Einzellose interessiert und das Auktionshaus ist am anderen Ende von Deutschland, ist es auf jeden Fall eine sehr gute Möglichkeit, mal schnell teilzunehmen.

Die oben angesprochenen Schwächen werden sicher verbessert werden. Ich kann mir sogar vorstellen, das irgendwann eine Videofunktion vorhanden ist, um das Geschehen sehen und hören zu können. Das ist kein Hexenwerk, ich habe letztes Jahr eine Online-Schulung durchgeführt, wo ich im oberen Viertel die Leute gesehen habe und das ging ohne Probleme. Nur dann wird die Zeitverzögerung noch mehr auffallen als nur bei einer Tonwiedergabe und bei den Geboten. Die wird man aber nicht herausbekommen.

Selbst für Leute mit wenig IT-Kenntnisse ist es nicht sonderlich schwer, daran teilzunehmen. Man sollte etwas geduldig sein, manche Dinge brauchen ein bisschen Zeit. Aber grundsätzlich kann es jeder machen, wenn er eine normale Internetleitung hat. Ein toller Rechner wird nicht benötigt.

Vielleicht animiert mein Bericht manche, es mal auszuprobieren.

Viele Grüße
Oliver
 
Quelle: www.philaseiten.de
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