Thema: Altdeutschland Württemberg: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 04.05.2019 10:16:02 Gelesen: 42459# 110@  
Liebe Freunde,

einen Brief aus Ulm vom 5.12.1851 nach Kaiserslautern in der Pfalz zeige ich heute. Es ist ja bekannt, dass zahlreiche Ulmer ihre Briefe im nur über die Donau gelegenen, bayerischen Neu-Ulm aufgaben, weil sie damit, wenn der Empfänger in Bayern residierte, günstige Inlandsbriefe generierten, während bei einer Postaufgabe im heimischen Württemberg immer DÖPV - Briefe geschaffen wurden, denen andere Gewichts- und Gebührengrenzen aufzuerlegen waren und die in der Regel das Franko oder Porto erhöhten, teils sogar sehr beachtlich.



Ob man in Ulm, seit 1.9.1851 war Württemberg ja erst im Postverein, immer so genau wusste, welche Landesteile nach welchem innerbayerischen Tarif welches Franko oder Porto nach sich zogen, weiß ich nicht. Die besser informierten Kreise wussten sicherlich, dass man mit 200 Meter Überquerung der Donaubrück auch dann Geld sparen konnte, wenn der Absender in der bayerischen Pfalz wohnte und nicht nur im rechtsrheinischen Stammland selbst. Der Absender hier gab aber seinen Brief in Ulm auf und zahlte so 9 Kreuzer für einen unter 1 Loth gewichtigen Brief über 20 Meilen in den Postverein. Von diesen 9 Kreuzern waren wegen des notwendigen Transits durch Baden intern 1 Kreuzer an die badische Post zu vergüten, so dass der württembergischen Staatspost nur 8 Kreuzer netto verblieben.

Bei einer Postaufgabe im nahen Neu-Ulm wäre es ein bayerischer Inlandsbrief gewesen, der bis zu einem Loth inklusive (!) wiegen durfte und dennoch nur 6 Kreuzer gekostet hätte. In diesem Fall wären Bayern aber nur 4 Kreuzer netto verblieben, weil man an Württemberg und Baden jeweils ca. 1 Kreuzer inneren Vereinstransit hätte bonifizieren müssen. Eine ganz andere Kostensturktur also wäre die Folge gewesen.

Die Leitung erfolgte über Stuttgart - Heilbronn - Heidelberg - Mannheim - Ludwigshafen nach Kaiserslautern, wo er am 7.12. ankam.

Es wäre interessant zu sehen, ob bei der recht umfangreichen Orth - Korrespondenz in Kaiserslautern württembergische Briefe dabei waren, die in Neu-Ulm aufgegeben wurden und 3 Kreuzer weniger Franko bzw. Porto aufweisen mussten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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