Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 04.06.2019 13:18:46 Gelesen: 147999# 226@  
Hallo zusammen,

es folgen noch ein paar nichtphilatelistische Erinnerungsstücke an Victor John:



Am 26. Februar 1920 wird Victor John in Wilhelmshaven aus dem Militärdienst entlassen. Am 4. März meldet er sich in Berlin. Vom Hilfsausschuss für die Kriegsgefangenenheimkehrer erhält er am 23. März 300 Mark bar ausgezahlt. Schließlich heißt es am 3. April aus Berlin-Schöneberg „Anmeldung hat erfolgt“.



Am 16. September 1920 wird dem Seesoldaten im III Seebataillon in Tsingtau Victor John schließlich noch das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.

Trude John erzählte weiter:

Bald war Victor in Berlin bei den Seinen; das ganze Haus in der Innsbruckerstraße hatte geflaggt. Unterwegs predigte Victor John seinen Kameraden immer: Die deutschen Mädels gefallen uns bestimmt sehr gut - fallt bloß nicht auf die erste Beste rein. Dennoch war Victor der erste der Heimkehrer, der verlobt war.

14 Tage nach der Rückkehr von Victor John heiratete in Berlin meine Cousine Anneliese John, eine der 4 bildhübschen Töchter des Malers Eugen John, der die jüngste Schwester meines Vaters zur Frau hatte. (Ein paar Generationen vorher hatte es schon einmal eine Hochzeit Stein/John gegeben.) Der Polterabend wurde groß am Sonnabend, den 18.3.20, in der geräumigen Atelierwohnung meines Onkels gefeiert. Jeder musste etwas zu Essen mitbringen, denn Lebensmittel gab es noch nicht ausreichend. Aber wir waren glücklich, dass der Krieg beendet war und feierten fröhlich. Ich war mit meiner Mutter dabei (mein Vater war verreist) und Victor mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern.

Die Hochzeit fand am Montag, den 20.3. statt, in kleinerem Kreise. Dazu war ich eingeladen, Victor und ein paar Freunde und Verwandte. Aber o Schreck! Am 20.3. fand der Kapp-Putsch statt, und nach Berlin fuhren keine Züge. Ich war verzweifelt, zu gerne wollte ich doch die Hochzeit mitfeiern. Da kam mir der rettende Gedanke: Mein kürzlich neubereiftes Fahrrad. Schließlich willigte meine Mutter ein, und ich radelte in Begleitung eines Angestellten von uns hurtig nach Berlin und kam sogar noch rechtzeitig zu der Haustrauung.

Noch auf der Hochzeit haben wir uns verlobt. (22 Wochen nach der Rückkehr Victors aus der Gefangenschaft bzw. 3 Tage nachdem wir uns kennengelernt hatten.) Wir haben eine so harmonische und glückliche Ehe in guten und in schweren Zeiten geführt, dass ich meinem Schicksal nur dankbar sein kann.




Nach der Hochzeit hat Victor John für seine Frau ein Album zusammengestellt: „Erinnerungen an unsere Hochzeitsfeier am 16. Oktober 1920“. Es ist unwahrscheinlich sauber geschrieben und zum Teil farbig illustriert. Victor und Trude John hatten zwei Kinder. 1921 kam die Tochter Ingeborg, genannt Inge, zur Welt, Drei Jahre später folgte der Sohn Lothar.

Soweit die Geschichte von Victor John.

Viele Grüße
Volkmar
 
Quelle: www.philaseiten.de
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