Thema: Pin Group: Wie geht's dem Post Konkurrenten ?
Richard Am: 11.12.2007 22:12:23 Gelesen: 81449# 8@  
Sparkassen: Einstieg bei Pin Group

Von Helmut Bünder

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ (11.12.07) - Neue Hoffnung für die rund 10.000 Mitarbeiter der Pin Group: Das Management will das Briefunternehmen mit finanzieller Hilfe deutscher Sparkassen und der bisherigen Minderheitsgesellschafter weiterführen, sollte der Mehrheitseigentümer Axel Springer Verlag für seine Tochtergesellschaft erwartungsgemäß Insolvenz beantragen. Geplant ist ein breit angelegtes Management-Buy-Out (MBO), an dem sich neben Vorstandsvorsitzenden Günter Thiel mehrere Regional- und Bereichsvorstände beteiligen wollen. Als weitere Geldgeber und Gesellschafter stünden die deutschen Sparkassen bereit, wie Thiel dieser Zeitung sagte.

Pin hatte sich mit den Sparkassen schon in diesem Sommer auf ein Pilotprojekt zur Nutzung von Sparkassenfilialen als Brieffilialen verständigt. Daraus scheint sich nun eine weitergehende Kooperation zu entwickeln. „Bei einem MBO kommen auch die Sparkassen als Gesellschafter in Frage“, sagte Thiel. Die im Sommer vereinbarte Filialzusammenarbeit sei ein Modell, das weiterhin aktuell sei.

Bisherige Aktionäre machen mit

Zudem seien auch die bisherigen Minderheitsaktionäre zum Teil mit im Boot. Thiel sagte, er könne sich „vorstellen, dass der eine oder andere Verlag unter den Minderheitsgesellschaften Geld zur Verfügung stellt oder seine Anteile aufstockt“. Springer gehören 63,7 Prozent des Briefunternehmens. Thiels Beteiligungsgesellschaft Rosalia hält 10 Prozent. Die restlichen Anteile gehören Zeitungshäusern wie Madsack, Holtzbrinck und WAZ.

Zu Einzelheiten der Verhandlungen wollte sich Thiel nicht äußern. Aus Branchenkreisen war zu hören, dass mehrere regionale Sparkassenverbände im kommenden Jahr Anteile übernehmen und diese anschließend in einer gemeinsamen Gesellschaft bündeln könnten, die dann als Teilhaber bei Pin einsteigt. Die Gespräche darüber sollen schon seit mehreren Monaten laufen. Eine offizielle Bestätigung war nicht zu bekommen.

„Überzogene Mindestlöhne“

Voraussichtlich wird der Axel Springer Verlag unter dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner noch in dieser Woche entscheiden, ob er die Insolvenz für Pin beantragt. Thiel sagte, das Geschäftsmodell sei weiterhin intakt. Aber die Anlaufkosten fielen durch den „überzogenen Mindestlohn“ dramatisch höher aus als geplant. „Mit einem Gewinn in 2008 rechnen wir nicht mehr.

Für ein börsennotiertes Unternehmen, das sich von Quartal zu Quartal rechtfertigen muss, sind solche Verluste schwer zu tragen. Deshalb würde ich die Entscheidung von Herrn Döpfner respektieren, sollte er sich entschließen, die Reißleine zu ziehen“, sagte Thiel. Der Vorstandschef will auch sein eigenes finanzielles Engagement ausbauen und den Anteil der Beteiligungsgesellschaft Rosalia erhöhen. Springer müsste bei einer Insolvenz voraussichtlich bis zu 600 Millionen Euro abschreiben. Eine Fortführung von Pin in neuer Gesellschafterstruktur würde Springer sonst drohende Massenentlassungen und weitere finanzielle Risiken ersparen.

Die Lichter bleiben an

„Ich kann doch nicht Weihnachten vor die Mitarbeiter treten und sagen, die Lichter gehen aus. Nicht alle Jobs werden bei einer Fortführung von Pin zu retten sein. Aber die Mehrzahl der Leute soll ihre Stelle behalten könnten“, sagte Thiel. In einer neuen Eigentümerstruktur sieht er gute Aussichten, das Unternehmen dauerhaft sanieren zu können. „Investoren, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, können mit längerem Atem an das Geschäft herangehen“, sagte er.

Dabei kann sich Thiel auch die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren vorstellen. In der Branche heißt es, dass sich Pin durch die zahlreichen Zukäufe regionaler Zustellunternehmen übernommen habe. Einige kleine erst kürzlich zugekaufte Betriebe sind zwischenzeitlich schon wieder geschlossen worden. In Ballungsgebieten wie in Berlin, wo Pin unter anderem die Senatspost zustellt, laufe das Geschäft hingegen gut. Es wird deshalb erwartet, dass Thiel das Geschäft „in der Fläche“ zurückstutzt und sich zunächst wieder stärker auf die Städte konzentriert, wo die lukrativen Großkunden locken.

Im Wettbewerb mit der Deutschen Post, die soeben eine Preissenkung für Geschäftskunden angekündigt hat, seien nicht nur die drohenden „Blockadelöhne“ ein großes Hindernis. Mindestens genau so schwer wiege die Benachteiligung durch die Mehrwertsteuer, sagte Thiel. „Das Steuerprivileg der Post verstößt gegen deutsches und europäisches Recht und kostet den Fiskus jedes Jahr 1,5 Milliarden Euro an verlorenen Einnahmen“, kritisierte er.

(Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E32823D93B50C4BF8871C41638FBFFF3F~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
 
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