Thema: Der Baden Fehldruck
Richard Am: 20.06.2019 09:11:35 Gelesen: 15299# 39@  
4. + 5. Baden-Fehldruck bei Daniel F. Kelleher Auctions (USA) im Angebot

(wm) Spezialisten sind die drei bislang eindeutig als echt attestierten bläulichgrünen statt rosafarbenen 9-Kreuzer-Marke aus der Baron-von-Türckheim-Korrespondenz seit den Zeiten Carl Lindenbergs gut bekannt, denn diesem wurden zwei Briefe und ein Briefstück mit dieser Marke 1894 vorgelegt. Der eine Brief (Datum: 20. Juli 1851) ist seit damaliger Zeit im Besitz des Reichspostmuseums bzw. heute im Besitz des Museums für Kommunikation zu Berlin, der zweite Brief (Datum: 25. August 1851) war früher in der Caspary- und Boker-Sammlung und wurde 1985 vom Auktionshaus Heinrich Köhler für 2.645.000 DM an Erivan Haub verkauft. Das Briefstück (die Marke wurde mit dem Nummernstempel „2“ von Achern“ entwertet) ist ebenfalls literaturbekannt: erstmalig mit der Georg-Koch-Sammlung 1908 von Gilbert & Köhler in Paris versteigert, ging es später an Theodore Champion und nach dessen Tod 1954 an einen unbekannten Sammler, den die einen in Großbritannien, andere in den USA vermuten.

Während diese drei Stücke in der Literatur kaum in Frage gestellt sind, ist dies bei einer ungebrauchten Marke des Farbfehldrucks weniger der Fall: Denn solch ein Stück tauchte erstmals 1919 bei der 6. Auktion des Marken- und Ganzsachenhauses (Rudolf Siegel) in Berlin auf. Siegel selbst betonte damals in seiner Losbeschreibung, dass er eine Garantie für die Echtheit mangels Vergleichsstück nicht übernehmen könne und setzte das Exemplar mit 20.000 Mark an. Es wanderte in die Sammlung des Fabrikanten Julius Trübsbach in Chemnitz und es wurde fortan mehr als kontrovers diskutiert, zumal das Exemplar eine gelbgrüne statt wie bei den anderen Exemplaren bläulichgrüne Farbe aufwies. Erklärt wurde dies u.a. mit der Lagerung in einem Tresor und den Folgen der Erhitzung durch einen Brand, der die Markenverfärbung bewirkt habe. Die ArGe Baden bemerkt in ihrem Baden-Handbuch (Maulburg 2013, Seite 139) dazu: „Diese Theorie hat sich jedoch in einem praktischen Test als falsch herausgestellt.“

Nachdem dieses ungebrauchte Exemplar in den 1990er-Jahren zuerst in Stuttgart, dann in der Schweiz (David Feldman 1991) angeboten wurde, soll es 1997 während der PACIFIC 97 an einen privaten Sammler verkauft worden sein, um nun in einem Sonderkatalog der US-Auktionsfirma Kelleher zur STOCKHOLMIA 2019 erneut – und dieses Mal zu einem Preis von 750.000 US-Dollar –angeboten zu werden. Laut Beschreibung des Auktionshauses liegen zu diesem in der Literatur durchaus angezweifelten Exemplar Foto-Atteste von Maria Brettl, Heinzgeorg Richter, Jean-François Brun, Roger Calves (alle aus dem Jahr 1995), aber auch von Franz Stegmüller (2010) und Sergio Sismondo (2012) vor.

Eine weitere Überraschung bot Kelleher in seinem Sonderkatalog mit einem bislang völlig unbekannten fünften Exemplar dieser Rarität, die – so die Angabe – erst kürzlich entdeckt worden sei. Es ist ein gestempeltes Exemplar, im Vergleich zu den anderen dreiseitig berührt bzw. angeschnitten (zudem weitere Mängel, wie u.a. dünne Stellen), und mit dem Nummernstempel „25“ (Konstanz) versehen. Auch dieses Exemplar zeigt eine gelb- statt bläulichgrüne Färbung, deren Entstehung das Auktionshaus mit einer nicht optimalen Lagerung in den letzten 168 Jahren erklärt, der auch die Graufärbung des ursprünglichen schwarzen Druckes zu verdanken sei. Das Exemplar wird im Katalog mit einem 4-Seiten-Attest von Sergio Sismondo (2018) zum Preis von 275.000 $ angeboten. Laut Kelleher sei das Exemplar aufgrund des Papiers und der Spezifika des Designs als echt anzusehen, was Sismondo – er ist US-Prüfer für Marken der ganzen Welt – mit seinem Attest bestätigt habe.

Man darf gespannt sein, wie deutsche Prüfer und Experten aus den Arbeitsgemeinschaften dieses neu aufgetauchte Exemplar künftig einschätzen.



Einer der beiden bekannten Briefe mit dem 9 Kr.-Baden-Farbfehldruck, ex Boker/Haub, in blaugrüner Farbe. Vorlage: Heinrich Köhler, Wiesbaden



Die umstrittene (?) ungebrauchte Marke dieser Abart, ex Julius Trübsbach, hier in gelbgrüner Farbe. Dieses Exemplar ist seit 1919 bekannt. Vorlage: Kelleher Auctions, USA



Eine laut Kelleher seit 2018 bekannt gewordene Neuentdeckung eines gestempelten Exemplars: ebenfalls in gelbgrüner Farbgebung und mattgrauem statt schwarzen Druck. Vorlage: Kelleher Auctions, USA
 
Quelle: www.philaseiten.de
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