Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 25.06.2019 12:51:58 Gelesen: 158598# 129@  
Mein heutiger Beitrag geht in die 20er Jahre der tschechoslowakischen Luftpost zurück und räumt auch mit Klischees von allgemeinen Tschechoslowakei Prüfern auf. Zugegeben, sie sind nicht automatisch auch qualifiziert, ein solch spezielles Gebiet wie die Luftpost des Landes zu bewerten.

Zu den Fakten. In der Anordnung Nr.42 des Ministerium für Post und Fernmeldewesen vom 12.08.1920 wird die Abfertigung von Luftpost genau beschrieben. Im Punkt 2 wird verankert, das eine extra Bezeichnung zur Luftpost in tschechisch und französisch vorzunehmen ist , wenn Aufkleber existieren diese anzuwenden sind. Im Punkt 3 wird -a- die Verwendung von Luftpostmarken zwingend vorgeschrieben und -b- eine Befreiung von Luftpostzuschlägen für Luftpostsendungen kategorisch ausgeschlossen. Es wird der Luftpostzuschlag mit entsprechenden Luftpostmarken vorgeschrieben. Ab 01.04.1928 wird durch die Anordnung 30 der blaue Luftpostaufkleber zwingend vorgeschrieben für Luftpostsendungen und beendet die bis dahin gängige Praxis der verschiedenen Aufkleber und Stempeln.

Die beiden folgenden Karten zeigen, wie von den gesetzlichen Bestimmungen offiziell abgewichen wurde, ohne das Sanktionen erfolgten. Post, die von der CIDNA befördert wurde, erhielt ab 1924 einen eigenen Stempel.



Die erste Karte stammt aus dem Jahre 1928 und ist adressiert nach Paris. Markant der rote CIDNA Stempel auf der Karte. Wer sich mit dem Porto auskennt, erkennt sofort, es wurde nur das normale Porto für eine Auslandspostkarte frankiert – 1,50 Kc. (vgl. Horka Seite 192 Tabelle 46). Bei dem roten CIDNA Stempel handelt es sich um den im Hauptpostamt in Prag 1 verwendeten Stempel. Bei Horka registriert unter der Nummer RV3.



Die zweite Karte stammt (wenn ich das Stempelfragment richtig interpretiert habe) aus dem Jahre 1926. Auch sie ist adressiert nach Paris. Sein Abschlag ist in schwarz metallic gehalten (für mein mangelhaftes Farbverständnis eher violett) und war am Postamt Prag 25 im Einsatz. Natürlich stellt sich die Frage, warum gerade dieses eine Postamt innerhalb der Stadt außerhalb des Hauptpostamtes. Die Antwort auf diese Frage findet man nur, wenn man den Sitz der CIDNA in Prag sucht. Und ich wurde fündig – es ist Prag II, Narodni trida 6. Die dort auf gelieferte Post wurde dann im Postamt 25 postalisch bearbeitet und weitergeleitet. Diese Praxis des Auflieferns bei der CIDNA war wohl weniger geläufig, denn der rote CIDNA Stempel kommt wesentlich häufiger vor. Horka registriert den Stempel unter RV4.

Auch die zweite Karte wurde nur mit dem normalen Porto für eine Karte ins Ausland frankiert. Es ist wichtig die Fußnote bei Horka auf der Seite 184 zu lesen. Demnach wurden die für die CIDNA bestimmten Briefe und Karten ohne Luftpostzuschlag mit dem Stempel versehen und als Luftpost befördert. Das galt aber nur für Post nach Straßburg, Paris und London. Weiter gehende Destinationen sind mir in der Zeit nicht bekannt. Die Verwendung dieses Stempels sollte eigentlich ab 01.04.1928 beendet sein, in der Fachliteratur findet man aber Bemerkungen, das der Stempel noch in den 30er Jahren auftaucht.

Somit räumt die Geschichte um den CIDNA Stempel mit zwei Vorurteilen zur Beförderung tschechoslowakischer Luftpost auf.

Zum Ersten und Wichtigsten, es muss nicht zwingend eine Luftpostmarke verklebt worden sein, um als Luftpost befördert zu werden. Das zeigen vermehrt zu findende Belege besonders ab den 30er Jahren und vor allem die Praxis der Firmenfreistempler, wenn sie auch relativ selten sind.

Zum Zweiten und das ist die einzige mir bekannte Ausnahme der 20er Jahre – es gibt auch Luftpost ohne Luftpostzuschlag. Obwohl es ein entsprechendes Gesetz gab. Ab April und Mai 1938 wurde in eine Reihe von europäischen Staaten der Luftpostzuschlag bis zum Ende der Tschechoslowakei aufgehoben. Das gleiche galt für die Sowjetunion vom 17.07.1937 – 29.07.1938.

Gruß
Detlev
 
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