Thema: (?) (9) Amazon: Moderne "Paketkarten"-Label
DL8AAM Am: 23.07.2019 21:44:32 Gelesen: 13903# 5@  
Franz-Josef,

deshalb hatte ich ja auch das Wort Paketkarten in Anführungszeichen gesetzt und mit dem Zusatz Label ergänzt. Denn vom Grundprinzip handelt es sich hier um die modernen Gegenstücke der klassischen Paketkarten, plus adressierendes "Versandlabel". Gut, das sollte auch etwas provokativ klingen, denn wenn die klassischen Paketkarten optisch schön mit "hochwertigen" Briefmarken oder Freistemplern frankiert, von den "ernsthaften" Philatelisten beachtet und gesammelt werden, werden die neuen Formen meist komplett übersehen. Sogar Hardcore-Philatelisten entsorgen diese Art der modernen "Paketbelabelungen" ohne überhaupt auch nur einmal einen Gedanken darüber zu verschenken, was das in Wirklichkeit denn sind. Auch deshalb hatte ich den Thread seinerzeit mal eröffnet und gezielt auch so benannt.

Denn vom Prinzip handelt es sich wirklich um die gleiche Sache "Paketkarte". Nur mit Einschränkung (besser Erweiterung) das die neuen "Paketkarten" (-Labels) neben der früheren postinternen Dokumentation der Paketbehandlung zusätzlich auch noch u.a. die Aufgaben der Adressierung (auf der Sendung) übernimmt. Die Labels führen diese zwei Dinge zusammen. Der postinterne Teil geschieht inzwischen digital durch das Einlesen, Tracken und die Empfangsbestätigung über die Barcodes bzw. dessen Datensätze. Deshalb laufen auch keine Karten "losgelöst" zusätzlich zum Poststück mehr durch das Land, deshalb behält der Empfänger diese neuen "Paketkarten" und sie müssen zur Dokumentation nicht wieder in den postinternen Lauf zurückkehren. Zurückkehren tun nur die Datensätze. Die Aufgabe, Zitat "(eine Paketkarte ist ein) Begleitdokument zu einem Postpaket, auf dem wichtige Angaben dokumentiert werden, um bei Fehlleitungen, Schäden und Verlusten, rechtliche Schritte einleiten zu können" wird weiterhin über die Labels und die darüber trackbaren Datensätzen erfüllt. Die Post liest im Postlauf die aktuellen Zustandsdaten vom Paket über die "Paketkarten-Label" ein und verknüpft diese mit dem "mitlaufenden Datensatz".

Im Prinzip hast Du aber auch recht, man könnte die Wortwahl an die Neuzeit anpassen und die Bezeichnung der "Post" übernehmen. Aber in anderen Bereichen bleiben wir ja auch bei unseren klassischen Begrifflichkeiten. Ein per Tintenstrahler aufgebrachter FRANKIT heisst auch heute noch FreiSTEMPEL, auch wenn dort nichts mehr gestempelt wird (sondern gespüht). Ebenso die Tintenstrahlentwertungen der modernen Briefzentren immer noch unter dem Oberbegriff Stempel laufen. In vielen Bereichen bleiben wir bei den alten Bezeichnungen, weil der Sinn der gleiche Selbe geblieben ist - und übernehmen nicht die Eigennamen der "Post". Was vielleicht auch daran liegen mag, dass die privatisierten Posten in regelmäßigen Abständen ihre eigenen Benennungen den aktuellen Marketingsprech anpassen - und wir lieber auf einer durchgehenden Linie bleiben. Das DHL-Wort "Aufschriftzettel" wollte bzw. habe ich damals bewusst nicht gewählt, weil das in meinen Augen sogar objektiv von DHL falsch gewählt wurde bzw. falsche Aufgaben bezeichnet. Ein "Aufschriftzettel" ist nichts anderes als irgendein Wisch auf dem irgendetwas steht. Diese Labels sind aber eben nicht blosse Aufschriftzettel, sondern sie tragen (zwar nicht sichtbar) in den Barcodes ihre komplexen Datensätze und "relativ direkt" auch sogar die Frankatur (wie die klassischen Paketkarten), insgesamt umfassen sie viele andere Angaben (neben der sichtbaren Adressierungsaufschrift). Im Prinzip sind diese Labels eigentlich sogar moderne Formen von "Absenderfreistempeln" (wie die Matrixcode DV-Frankatur), denn über diese Barcodes bzw. den dahinterliegenden Datensätzen werden die Sendungen (im Vorfeld) erfasst und auch entgelttechnisch automatisiert mit den (Vertrags-) Kunden abgerechnet. Das englische Wort "Metered Stamps" ("Metered" für "Gemessen, Gezählt") für sämtliche Freistempelfrankaturen trifft das meines Erachtens viel besser. In Amerika werden diese "Labeltypen" sogar in den aktuellen Freistempelkatalogen gelistet.

Ursprünglich hatte ich das Thema auch allgemeiner gehalten (ohne Amazon), aber da der Bereich der modernen "Paketkarten" viel zu komplex ist, ich mich derzeit auch eher mehr mit Amazon-"Pakatkarten" beschäftige, wollte ich das dann auf Amazon einschränken. Und selbst Amazon-"Labels" sind ein wirklich sehr komplexes Gebiet.

Aber - da es in diesem Bereich bisher kaum Literatur gibt, können wir uns auf eine sinnvolle gemeinsame Nomenklatur einigen. Nur möglichst nicht das DHL-Wort "Aufschriftzettel", dann schon lieber "Versandlabel". Ich bin da aber relativ frei. Mir geht es eher um die Sache selbst, als um den Kampf um Namen. Denn Handeln (Dokumentieren) müssen wir jetzt, damit dieser Bereich der modernen Philatelie nicht schon jetzt in Vergessenheit gerät. Was wir heute nicht sichten, sichern, dokumentieren und beschreiben ist verloren. Insbesondere, da etliche Therodrucklabeltypen eine Halbwertszeit von "Minuten" haben.

Beste Grüße
Thomas

PS: Mein Ursprungstitel lautet damals "Bund: Moderne Paketaufkleber (alias "Paketkarten")", vielleicht sollte man den nur auf Amazon umgemünzt ändern in "Amazon: Moderne Paketaufkleber (ehemals "Paketkarten")" oder so? Weitere Ideen?
 
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