Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 28.07.2019 10:01:49 Gelesen: 237895# 449@  
Liebe Freunde,

eine weitere Mini - Sammlung von mir hat Zulauf bekommen, die Slg. 1.7.1849 bis 31.10.1849.



Ein Privater schrieb eine Stiftungs Sache (!) in Oettingen am 5.9.1849 und gab sie am Folgetag unfrei zu Post. In Oettingen stempelte man noch mit grüner Farbe, was sich bald ändern sollte, als die ersten Marken erschienen und auf schwarze Farbe umzustellen war.

Hier aber taxierte man korrekt mit 3 Kreuzer innerbayerisch für einen Brief an die Hochlöbliche Stiftungsverwaltung zu Oberdorf bey Bopfingen. Bei Bopfingen? Das lag doch in Württemberg und hatte mit dem rein innerbayerischen, neuen Taxregulativ vom 1.7.1849 gar nichts zu tun, könnte man meinen. Ja und nein!

Mit dem Postvertrag zwischen Bayern und Württemberg von 1809 (also noch unter Napoleons Zeiten) galt bei einigen Grenzorten, dass die eigene Postkutsche bis zum gegenüber liegenden Grenzort fahren durfte, um die Post abzugeben, ohne dass dies eine weitere Gebühr nach sich zu ziehen hatte - im Klartext: Briefe aus Bayern nach Bopfingen galten als frankiert bis Nördlingen (s. hinten den Ankunftsstempel vom selben Tage), wurden jedoch mit der bayerischen Kutsche bis in württembergische Bopfingen gefahren (wobei damals Thurn und Taxis die Postgerechtsame in Württemberg noch gepachtet hatte).

Oberdorf war ein eigenständiger Ort vor den Toren von Bopfingen, ist aber heute längst eingemeindet und der größte Stadtteil heute mit ca. 1.500 Einwohnern. Damals waren es sicher weit weniger.

Grüner Stempel, eine ominöse Stiftungssache, ein Tarif nach Württemberg, den es nur für Bayern geben sollte und ein fehlender Bestellgeldvermerk in Bopfingen - ja, das hat schon etwas, vor allem dann, wenn man es in der Bucht unerkannt schnappen kann zum Preis einer Damenpizza, schlecht belegt, leicht erkaltet - vlt. sogar von gestern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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