Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 29.10.2009 14:22:20 Gelesen: 1181207# 198@  
Alle Sammler brauchen Mut zur Lücke - 250 Philatelisten zeigen beim Großtauschtag ihre besten Stücke in Erbenheim

Von Svaantje Schröder

Wiesbadener Kurier, Erbenheim (12.10.09) - Was tun mit 200000 Euro? Vielleicht eine Weltreise, ein schnelles Auto, edlen Schmuck oder gar ein kleines Häuschen. Die meisten Menschen kämen wohl kaum auf die Idee, eine solche Summe in ein winzig kleines Stückchen Papier - in eine Briefmarke - zu investieren.

Bestaunen und ergattern

Für die Mitglieder des Wiesbadener Briefmarken-Sammler-Vereins ist dieser Gedanke jedoch gar nicht so abwegig. Am gestrigen Sonntag kamen rund 250 tausch- und sammelwillige Briefmarken-Fans aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet in das Erbenheimer Bürgerhaus, um seltene Briefmarken, Belege und abgestempelte Briefe aus den unterschiedlichsten Ländern und Zeitaltern zu bewundern und zu ergattern.

Neue deutsche Marke

Zwar gingen hier keine Hunderttausende über die Ladentheke, aber "darauf kommt es auch überhaupt nicht an", weiß Vereinsmitglied Dieter Quäkper, der seit seinem zehnten Lebensjahr begeisterter Briefmarkensammler ist. "Das Faszinierende an Briefmarken ist nicht der materielle Wert, sondern der Akt des Suchens und Findens. Das Haben ist dann gar nicht mehr so wichtig", erklärt Quäkper, der geschätzte 50 Briefmarkenalben, vorwiegend mit deutschen Marken, sein Eigen nennt. An diesem Großtauschtag hat er selbst nichts ergattert, konnte suchenden Sammlern jedoch eine Menge interessanter Marken bieten. Eine Strecke von Briefmarken zum Beispiel, die schon 1944 von den Alliierten in Amerika gedruckt wurden, um sie nach dem abzusehenden Kriegsende als neue deutsche Marke einzuführen, besitzt Quäkper gleich doppelt und dreifach. Und auch auf seine älteste Briefmarke, eine bayerische Ein-Kreuzer-Marke aus dem Jahre 1849 ist er mächtig stolz.

Zu gerne hätte Dieter Quäkper das sächsische Pendant, eine Drei-Pfennig-Marke aus dem selben Jahr, doch diese ist mehrere tausend Euro wert. "Ich träume von vielen Marken, die ich gerne hätte, aber als Sammler schafft man es nie, komplett zu sein", weiß der 61-jährige. Und "Komplett-Sein" sei schließlich auch nicht sein Ziel. "Mut zur Lücke - das ist mein Motto" lacht er.

Der Wiesbadener Briefmarken-Sammler-Verein, der den sonntäglichen Großtauschtag organisiert hat, feiert im kommenden Oktober sein 125-jähriges Bestehen. Hauptattraktion wird ein Thurn und Taxis Einschreibebrief mit 64 Kreuzer-Fraktur von 1860 sein, der von Biebrich an den Buckingham-Palace in London geschickt wurde. "Es ist wirklich faszinierend, dass ein Stück Papier, ein Briefumschlag, so viel Zeit-und Landesgeschichte in sich birgt", so Peter Heck, Vorsitzender des Wiesbadener Briefmarken-Sammler-Vereins. "Die Postgeschichte, vornehmlich zu vornapoleonischen Zeiten ist wirklich höchst spannend", sagt Heck euphorisch.

Spannendes, wie zum Beispiel die Präsentation des ältesten Briefmarkenalbums der Welt, dürfen auch die Philatelisten vom 8. bis zum 10. Oktober 2010 bei den Jubiläumsfeierlichkeiten des Vereins erwarten. Sammler Dieter Quäkper wird auch dabei sein. Vielleicht nimmt er sogar seine Frau mit ins Biebricher Schloss, die er übrigens nicht mit dem abgedroschenen Anmach-Spruch "Soll ich Dir meine Briefmarkensammlung zeigen?" kennengelernt hat.



Sammlerblick: Andreas Müller (links) im Gespräch mit einem Briefmarken-Freund (Foto: RMB/Kubenka)

(Quelle: http://www.wiesbadener-kurier.de/region/wiesbaden/stadtteile/erbenheim/7669325.htm)
 
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