Thema: (?) (30) Realauktionen: Dokumentation von Fälschungen und unzulässigen Angeboten
umdhlebe Am: 11.08.2019 11:54:36 Gelesen: 14757# 7@  
@ Heinz 7 [#6]

Dass der Stempel aber "grottenfalsch" sei, impliziert, dass der Beschreiber des Loses dies ohne Weiteres hätte selber feststellen müssen. Dies finde ich nun sehr anspruchsvoll. ... Ich finde, wir erfahrenen Philatelisten sollten nicht "Wunderdinge" erwarten/verlangen von Verkäufern/Philatelisten/Händlern/Auktionatoren oder auch Prüfern und wir sollten nicht negative Annahmen äussern, wenn wir dafür nicht einen wirklich triftigen Grund haben.

Dem möchte ich ganz entschieden widersprechen, aus zwei Gründen:

1. Auktionsfirmen berechnen Aufschläge zwischen 15 und 25 Prozent des Zuschlagpreises, und sie wälzen alle Zusatzkosten wie Verpackung, Porto und Versicherung ebenfalls auf die Käufer ab. Da bleibt - gerade angesichts der Existenz von internet-basierten Möglichkeiten wie eBay und Delcampe - die Frage: Wofür kassieren Auktionshäuser eigentlich eine solch enorme Profitmarge? Eine Antwort, die mich überzeugen würde, wäre: Sie tun alles Erdenkliche, um die Käufer vor Schaden und Betrug zu schützen. Wenn jedoch philaseiten-Mitglieder mit ihrem privat erworbenen Wissen wiederholt Fälschungen schon beim bloßen Anblick der Kataloge erkennen, dann wird in den Auktionshäusern offenkundig auch hier an Kosten gespart.

2. In den letzten Monaten wurden hier wiederholt nicht nur (Ver-)Fälschungen identifiziert, sondern die Auktionshäuser auch darauf aufmerksam gemacht. In den allermeisten Fällen wurden die Verkäufe trotzdem durchgeführt.

Der Verkauf von zweifelhaftem Material ist eine der größten Gefahren für die Zukunft der Philatelie, denn kaum etwas schreckt Sammler mehr von diesem Hobby ab, als Geld für Fälschungen auszugeben. Doch sehr viele Auktionshäuser sind offenkundig allein auf ihren augenblicklichen Umsatz fixiert und machen lieber den schnellen Euro als in den langfristigen Schutz der Philatelie zu investieren - selbst wenn das Ergebnis ist, dass sich ihre Käufer erschreckt vom Hobby abwenden.

Ich finde es absolut richtig und wichtig, hier jedes zweifelhafte Los öffentlich zu diskutieren, und im Falle von identifizierten Fälschungen klare Warnungen gegen die Auktionshäuser auszusprechen, damit die Sammler wissen, dass sie interessante Lose selbst intensiv prüfen müssen. Aber das heißt auch, dass diese Auktionshäuser qualitativ nicht besser sind als eBay, sondern nur viel teurer.

umdhlebe
 
Quelle: www.philaseiten.de
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