Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 25.08.2019 10:55:39 Gelesen: 233477# 453@  
Liebe Freunde,

Dienstbriefe sind oft das hässliche Entlein, die graue Maus, oder gar lettera non grata bei vielen Sammlern und nichts ist falscher als das, zumindest im internationalen Postverkehr.



Sogar in die von Bayernbriefen überschwemmte Schweiz findet man sie nicht häufig, warum auch immer (ich könnte mir vorstellen, dass die Schweizer Archive noch erkleckliche Mengen beinhalten, aber nichts heraus rücken).

Hier ein Exemplar "Vom Katholischen Stadtpfarramte in der Vorstadt Au" bei München mit Postaufgabe in München - Stadt vom 20.7.1866, also der Kriegszeit, auch wenn sie weder München, noch Zürich wirklich tangierten, "An das Kathol. Stadtpfarramt Zürch / Herrn J. S. Reinhard, kathol. Pfarrer / in Zürch. R.S. ENr. 1157 Amtlich". Siegelseitig der Ankunftsstempel vom Folgetag (!!!), heute unmöglich und bestenfalls per Flugpost möglich.

Interessant ist die Schreibweise von Zürich und hätte da Zürich gestanden, hätte ich den Brief visuell sofort als das erkannt, was er war - ein Auslandsdienstbrief. So wunderte ich mich zuerst über die Notation "Amtlich", die es in der Schweiz gab, aber nicht in Bayern. Dann folgte aber die Conclusio, dass man in Münchens Vorstadt Au "Amtlich" notierte, weil man dort mit einer R(egierungs) S(ache) wenig anfangen konnte und man natürlich ein Porto anzuschreiben zu vermeiden suchte.

Der klare Münchener Stempel weist jedoch kein Ziffer für die Dekade aus, wie der Zürcher (ja, Zürcher, nicht Züricher) Ankunftsstempel die letzte Zahl des Jahres nicht anzeigt - aber zusammen sind sie aussagekräftig und lassen den Brief sicher datierbar werden.

Zum Preis sage ich jetzt mal nichts - wer weiß, wie der Pizza - Dollar steht, ahnt sich sicherlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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